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Jetzt hängt die Uhr im Felsentor

Die Kunstintervention «Und Endlich» des Duos Thomas Huber und Wolfgang Aichner alias Gæg ist seit heute Dienstag montiert. Ab Donnerstag kann sie erwandert werden.

Jano Felice
Pajarola
17.08.21 - 17:49 Uhr
Leben & Freizeit
Wo sich die Zeit scheinbar verlangsamt: Das Gæg-Team zieht die «Und Endlich»-Uhr ins Felsentor unweit des Julierpasses hoch.
Wo sich die Zeit scheinbar verlangsamt: Das Gæg-Team zieht die «Und Endlich»-Uhr ins Felsentor unweit des Julierpasses hoch.
Jano Felice Pajarola

Am letzten Samstag hat eine Karawane mit 30 Menschen und drei Pferden das Material von der Julierpassstrasse aus hochtransportiert, anschliessend lief die Montage des Kunstwerks vor Ort. Seit Dienstagmittag hängt sie nun im Felsentor bei der Fuorcla digl Leget auf 2650 Metern über Meer: die einzigartige, fast 300 Kilogramm schwere Uhr des Künstlerduos Gæg, deren Zeitanzeige sich verlangsamt, je näher man ihr kommt. 

Zuerst musste aufgrund einer tierischen Hürde verschoben werden:

Ab Donnerstag kann man die Installation in voller Funktionstüchtigkeit erwandern und erleben; das Werk bleibt anschliessend bis am 24. September bestehen und wird dann vollständig wieder abgebaut, wie Thomas Huber und Wolfgang Aichner von Gæg betonen. In der Natur würden keine Spuren der Intervention zurückbleiben.

«Und Endlich», so der Name des Projekts, kann ab La Veduta in anderthalb Stunden zu Fuss erreicht werden. Eine Postautohaltestelle ist an der Passstrasse vorhanden. Der Abzweiger zum Felsentor ist am Wanderweg zur Fuorcla digl Leget signalisiert. Weitere Informationen finden sich unter undendlich.gaeg.net.

Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist. Mehr Infos

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Völlig geschockt diese Uhr im Torbogen vorgefunden zu haben. Natur als Plattform für Kunstinszenierung in einem Park geht gar nicht. Wieso so etwas bewilligt wird ist unverständlich

Eindringling Mensch Früher, viel früher, - sehr früh, war der Mensch Teil der Natur. Er lebte von ihr und mit ihr. Er respektierte sie, liebte sie und fürchtete sie. Er brachte Gaben dar, um die Mächte der Natur gnädig zu stimmen und sie auf seine Seite zu bringen. Diese Tugend wird heute touristisch vorgetäuscht und hat nur mehr hinterhältigen gierigen Charakter. Davor wurde der Mensch übermütig. Der Mensch wähnte sich Kraft seines Verstandes und seiner Schlauheit in Allem überlegen. Er verlor den Anstand, den Respekt und die Ehrfurcht vor der Schöpfung, die Achtung vor den Lebewesen und sogar vor sich selbst. Ein Wandel zum Fürsten der Finsternis. Er erfand alle möglichen Dinge und zauderte nicht zu glauben, immer noch mächtiger zu werden. Mit Maschinen, Waffen und Werkzeugen. Er baute in die Weite, in die Höhe, in die Tiefe, unten durch. Mit Motorsägen, Baggern und Kränen. Er mauserte sich zum feudalen „Herrscher“ und zum rücksichtslosen Alleskönner, der mit eisernen „Vögeln“ über die Meere und um die Erde fliegt. Das war ihm Alles zu wenig, und nun auch auf den Mars er noch will. Seine Kinder wachsen nicht mehr mit der Natur auf, geschweige den in einer heilen Natur. In den Städten erinnern nur noch einzelne, zwischen Beton und Asphalt eingekeilte Bäume an das, was einmal pure Natur war. Es hat sich ganz schön breitgemacht, das kleine gierige Menschlein. Auch im Naturpark ELA. Obwohl der Naturpark ELA schwach besiedelt ist, gibt es kaum mehr Gebiete, die wirklich unberührt sind und fortwährend mit brachialer Gewalt durch Künstler*innen und Touristiker*innen wortwörtlich förmlich zur Sau gemacht werden. Stichwort Almen, Bergseen, Tourismus oder Freizeit, Möbliierung der Alpen (Esstisch auf dem Vreneli’s Gärtli, roter Turm auf dem Pass, Whirlpool bei der SAC-Hütte) in der heilen Natur. Es ist äusserst eng geworden für den raffgierigen kleinen Menschen, vor allem aus dem Unterland.

Wenn die "Kunstintervention: Und Endlich" des Duos Thomas Huber und Wolfgang Aichner alias Gæg Kunst ist, dann existiert in Graubünden Gesundheitstourismus.
Gemäss meiner Analyse ist jedoch beides bloss ein Gäg. Und deshalb abzulehnen.

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