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Mädchen an die Front

Das Vorurteil: Mädchen spielen mit Puppen und sind daher eher in den sozialen Wissenschaften daheim. Buben bauen und entwickeln, daher gehören ihnen die eher technischen Wissenschaften.

Barbara
Gassler
03.05.21 - 17:04 Uhr
Leben & Freizeit
Instruktorinnen bereiten sich auf eine «Empowerment-Lab»-Session vor.
Instruktorinnen bereiten sich auf eine «Empowerment-Lab»-Session vor.
zVg

Nein, tönt es dazu aus voller Überzeugung vonseiten der Wissensstadt Davos. Anfangs Jahr übernahm Geoff Richards, Institutsleiter am AO Forschungsinstitut, die Präsidentschaft der Organisation zur Stärkung und Vergrösserung der Wissensstadt in den Bündner Alpen. Der neue Präsident schrieb sich die Themen Vielfalt, Einbezug aller und Öffentlichkeitsarbeit auf die Fahne und will Ein- und Zweitheimische einladen, tatkräftige Elemente der Gemeinschaft zu werden. Doch nicht nur der Präsident ist neu. Von Amtes wegen nahm Philipp Wilhelm Einsitz und erhielt gleich die Verantwortung für das Gebiet Kultur überantwortet. Aus dem vorherigen Vorstand übernommen wurde Franco Item, Geschäftsführer der Schweizerischen Textakademie und zuständig für die Bereiche Literatur und Geschichte. Bildung und Veranstaltungen sind die Zuständigkeitsbereiche von SAMD-Rektor Severin Gerber. Richards freut sich aber besonders, Katja Bärenfaller, Gruppenleiterin am SIAF, und Louise Harra, Institutsleiterin des PMOD, für den Vorstand gewonnen zu haben. Bärenfaller ist nun für Lebenswissenschaft und Twitter verantwortlich, Harra übernimmt die Bereiche Solarwissenschaft und Bewusstsein für MINT. Geschäftsführer und zuständig für Sport und Gesundheit ist weiterhin Walter O. Frey, Belegarzt in der Klinik Hirslanden.

MINT als Lebensschulung

Doch zurück zum eingangs gezeichneten Bild der Interessensverteilung zwischen den Geschlechtern. «MINT ist in vielerlei Hinsicht wichtig», sagt Louise Harra. «Alle Kinder müssen die Möglichkeit haben, diese Fähigkeiten zu entwickeln. Sie berühren alle Aspekte unseres Lebens. Das Lernen in den MINT-Fächern vermittelt die Fähigkeit zum kritischen Denken und weckt eine Leidenschaft für Innovation und Problemlösung. Dies hilft uns in allen Lebenssituationen – vom Verständnis einer medizinischen Diagnose bis hin zum Begreifen und Lösen des Klimawandels.» So bietet die Wissensstadt im Mai drei Online-Camps für Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren an. Entwickelt und organisiert wurden sie von der Westschweizer Organisation «Empowerment Lab», das vom Bundesamt für die Gleichstellung von Frau und Mann gefördert wird. Die Lerninhalte sollten ursprünglich das Interesse von Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren für MINT-Fächer wecken. Im Sinne einer gelebten Gleichstellung sind Jungen aber auch eingeladen, sich zu beteiligen.

Das erste Mal auf Deutsch

In Zusammenarbeit mit Wissensstadt Davos werden nun drei Programme das erste Mal in der Deutschschweiz angeboten. Der Unterricht wird von jungen Frauen, die ihr Wissen gerne teilen möchten, mit den notwendigen kreativen und digitalen Fähigkeiten gestaltet. Diese weiblichen Fachkräfte sind bereit, ihre Erfahrungen und Kompetenzen zu teilen, um das Vertrauen der Teilnehmenden in die digitale Technologie zu stärken. Eingeladen an den Workshops mitzumachen sind alle, unabhängig vom persönlichen Wissensniveau. Sie erkunden dabei die Welt der digitalen Technologie und lernen, mit verschiedenen Werkzeugen zu spielen. «Unsere Mädchen werden von Nutzern zu Produzentinnen und verwandeln sich in beeindruckende Schöpferinnen, die Webseiten und audiovisuelle Animationen erstellen, mobile Apps entwickeln und vieles mehr», beschreibt «Empowerment Lab» ihre Schulungen.

Positives Selbstbild

Oder wie eine Mutter es beschreibt: «Meine Tochter hatte bereits mehrere ‹Coding for Girls›-Kurse besucht, mochte aber keinen wirklich. Ihre Erfahrungen mit ‹Empowerment Lab› waren überwältigend positiv. An einem einzigen Wochenende lernte sie Grafikdesign und das Erstellen einer echten Webseite. [   ] Für Mädchen im Teenageralter war es auch sehr interessant, im Labor zu lernen, dass Bilder in Medien und speziell in den sozialen Medien manipuliert werden. Für Mädchen ist es einfacher, ein positives Körperbild zu haben, wenn sie verstehen, dass die Bilder, die ihnen tagtäglich vorgelegt werden, in Wahrheit geschönt sind. Diese Lektion wurde von den Mädchen, die gelernt hatten, Fotos mit Photoshop zu bearbeiten, gut verinnerlicht.»

Ausschreibung auf https://www.wissensstadt.ch/veranstaltungen/. Teilnahmeberechtigt sind alle interessierten Mädchen und Jungen. Die Teilnahme wird von Wissensstadt Davos gratis ermöglicht.

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