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Das Klima im Glarnerland wird wärmer

Um die Klimaveränderung im Kanton Glarus zu bremsen, braucht es weitere Massnahmen. Zu diesem Schluss kommt der neuste Fortschrittsbericht der Abteilung Umweltschutz und Energie.

Südostschweiz
30.04.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Fast keine Eisbedeckung mehr im Winter: Die Wassertemperatur des Klöntalersees ist in den vergangenen 50 Jahren um mehr als 2 Grad Celsius gestiegen.
Fast keine Eisbedeckung mehr im Winter: Die Wassertemperatur des Klöntalersees ist in den vergangenen 50 Jahren um mehr als 2 Grad Celsius gestiegen.
WERNER BEERLI-KAUFMANN

Die Klimaveränderung macht sich auch im Kanton Glarus bemerkbar, wie Fachleute der kantonalen Abteilung Umweltschutz und Energie festgestellt haben. Das Jahr 2020 war zusammen mit dem Jahr 2014 in der Stadt Glarus das zweitwärmste Jahr seit 90 Jahren; nur das Jahr 2018 war noch wärmer. Auch die Gewässer werden immer wärmer. Dies zeigen die Auswertungen der Wassertemperaturdaten des Klöntalersees in den letzten 50 Jahren. In den Jahren 2020 und 2018 war der Klöntalersee am wärmsten.

Auch in den nächsten Jahren wird sich das Klima weiter verändern. Klimaszenarien zeigen, dass die Sommer künftig trockener, die Starkniederschläge intensiver und im Winterhalbjahr häufiger werden und dass die Durchschnitts- und Höchsttemperaturen zunehmen. Die intensiven Regenfälle bis in hohe Lagen im vergangenen Januar sind gemäss den Fachleuten des Kantons ein «typisches Zeichen» dieser erwarteten Entwicklung. Die anerkannten Klimamodelle würden eine deutliche Erwärmung bis im Jahr 2060 voraussehen. Die Durchschnittstemperatur soll in Glarus bis 2035 um bis zu 1,3 Grad Celsius zunehmen.

Giftige Cyanobakterien werden begünstigt

Eine im Februar 2021 veröffentlichte Modellstudie zeigt, dass bei einer Klimaerwärmung um mehr als 2 Grad Celsius viele Seen in mittleren Höhenlagen ihre Eisbedeckung verlieren und sich anstatt zweimal nur noch einmal im Jahr vollständig durchmischen. Dazu gehört als Modellfall auch der Klöntalersee. Eine solche Veränderung hätte gemäss den Experten des Kantons grundlegende Folgen für das Funktionieren des Seeökosystems: «Beispielsweise wird durch eine längere stabile Schichtung im Sommer das Wachstum von giftigen Cyanobakterien begünstigt.»

QUELLE: METEOSCHWEIZ, AXPO / GRAFIK: SÜDOSTSCHWEIZ
QUELLE: METEOSCHWEIZ, AXPO / GRAFIK: SÜDOSTSCHWEIZ

Zusätzliche Massnahmen sind nötig

Der Umgang mit der Klimaveränderung ist ein Schwerpunktthema in der Legislaturplanung 2019 bis 2022 der Glarner Regierung. Aufbauend auf dem ersten Bericht von 2019 haben die Umweltfachleute des Kantons die vorgeschlagenen Massnahmen überprüft, aktualisiert und in einem nun vorliegenden Fortschrittsbericht zusammengefasst. Basierend auf diesen Ergebnissen will der Kanton fünf zusätzliche Massnahmen ergreifen:

  • Mit ökologischer Infrastruktur Anpassungsfähigkeit der Biodiversität an den Klimawandel erhöhen;
  • Information und Empfehlungen zum Schutz vor und zum Umgang mit Hitze abgeben;
  • Schulung und Weiterbildung von Forstmitarbeitenden im Bereich Grundlagen Standortkunde;
  • Wirksamkeit Waldbrandwarnung erhöhen;
  • Strategie Wald und Klimawandel im Kanton Glarus entwickeln (Defizitanalyse).

Die Kosten für diese zusätzlichen Massnahmen schätzt der Kanton auf 180 000 Franken.

Im Frühjahr 2023 soll eine weitere Standortbestimmung über die Umsetzung der Massnahmen in den Jahren 2021 und 2022 durchgeführt sowie ein aktualisierter Bericht über den Umgang mit der Klimaveränderung im Kanton Glarus vorgelegt werden. (mitg/ml)

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