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Schlafmittelmissbrauch und die Folgen im Alter

Einnahme von angstlösenden oder beruhigenden Schlafmitteln

Leben & Freizeit
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22.02.21 - 00:00 Uhr
Christian Koch

Chefarzt Gerontopsychiatrie

Psychiatrische Dienste Graubünden

www.pdgr.ch/monatsthema

Die langjährige Einnahme von angstlösenden oder beruhigenden Schlafmitteln wie Benzodiazepinen oder anderen Wirkstoffen (Z-Substanzen wie Zolpidem, Zopiclon oder Zaleplon) ist häufig
keine bewusste Sucht – viel eher ein Ritual, das spätestens im Alter unerwünschte und auch gefährliche Folgen mit sich bringt. Solche können Tagesmüdigkeit, Gangunsicherheit oder damit zusammenhängend, ein erhöhtes Sturzrisiko sein. Nicht selten nimmt auch die Konzentrationsfähigkeit ab oder es treten Gedächtnisstörungen auf. Erste Befürchtungen, es handle sich dabei um eine beginnende Demenzerkrankung müssen nicht zutreffen. Vielmehr liegt der Grund für diese alltäglichen Einschränkungen im altersbedingt veränderten Stoffwechsel und einem damit verlangsamten Abbau der täglich eingenommenen Dosis Schlafmittel. Oftmals wird der Schlafmittelmissbrauch aber erst im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen augenfällig und darum behandelbar. Von den Menschen, die alterspsychiatrisch behandelt werden, ist rund die Hälfte von diesem Langzeitproblem betroffen. Das Muster verläuft meist gleich: Für eine zeitlich beschränkte Zeit (zwei bis drei Wochen) wird von einem Arzt die Einnahme eines Schlafmittels verordnet. Der Patient will jedoch weiterhin nicht auf sein Schlafmittel verzichten, vertraut auf die gute Wirkung und lässt sich von seinen Gewohnheiten nicht mehr abbringen – sehr oft über Jahre und das obwohl die Schlafqualität mit der Dauereinnahme nicht zwingend besser wird. Schleichend entwickeln sich so körperliche und psychische Abhängigkeiten, welche die Betroffenen selber nicht als solche wahrnehmen. Das Ausschleichen von Schlafmitteln, welche den Schlafrhythmus massiv verändern und zudem den erholsamen Schlaf verkürzen, ist nicht ganz einfach und braucht sehr viel Geduld. Das Absetzen der langjährig eingenommenen Medikamente kann zu starken Entzugssymptomen führen und das wiederum zu neuen Schlafproblemen.

Eine erfolgreiche Reduktion der Schlafmittel und ein Ausstieg aus diesem Teufelskreis soll darum nur unter ärztlicher Begleitung erfolgen.

 

 

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