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Das stille Leiden der Männer

Inmitten einer immer noch von Männer dominierten Gesellschaft findet heute zum 21. Mal der Internationale Männertag statt. Ein Aktionstag, der kaum Aufmerksamkeit geniesst, aber für die Gesundheit wichtig sein kann. Ausserdem hat uns das Churer Volk im Video verraten, was es von den altbekannten Männerklischees hält.

Jürg Abdias
Huber
19.11.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Der Internationale Männertag wird jährlich am 19. November gefeiert. Er soll auf die stillen Leiden der Männer aufmerksam machen

Nach aussen geben sie sich gerne mal als Alphatiere, Machos oder als Häuptlinge des Hauses. Der Stolz darf ja nicht bröckeln! Haben sie mal ein Leiden, meiden sie den Arzt und warten, bis es von selbst heilt. Über Gefühle wird schon gar nicht gesprochen, denn das möchte man ja dem «schwächeren» Geschlecht überlassen. Um nicht schwach zu wirken und so dem Mannsbild zu entsprechen, setzt er sich oft selbst unter Druck. Die Rede ist vom Mann. 

Um auf diese Misstände des männlichen Geschlechts aufmerksam zu machen, wurde am 19. November 1999 der «International Men's Day» eingeführt. Hierbei geht es um mehr, als nur die Männer in Schutz zu nehmen. Der Aktionstag fordert die Gleichstellung von Männern ein. Hört sich auf den ersten Moment absurd, ignorant und lächerlich an, da wir inmitten einer von Männer dominierten Gesellschaft leben. Trotzdem ist dieser Tag besonders aus gesundheitlicher Perspektive wichtig. 

Männer leiden leise

Männer lieben Fussball, sind entscheidungsfreudiger und brauchen im Bad nur wenige Minuten. Klischees, die wohl jeder Mann schon mal zu hören bekam. Dass der Mann seltener zum Arzt geht, ist leider Tatsache. Der Mann stellt sich leider zu oft selbst ein Bein, weil er sich viel seltener aufgrund psychischer Probleme behandeln lässt, als eine Frau. So ist es auch weniger überraschend, dass Suizide neben Unfällen mit Abstand zu den häufigsten Todesursachen für Männer unter 45 Jahren gehören. So zumindest lassen sich die Zahlen vom Bundesamt für Statistik aus dem Jahr 2019 für den Zeitraum 1990 bis 2017 interpretieren. Gerade einmal vier Prozent der Männer zwischen 15 und 44 Jahren liessen sich behandeln. Bei den Frauen sind es mit neun Prozent doppelt so viele, die in Behandlung waren. 

«Manche Männer scheinen ihre eigenen depressiven Gefühle selbst schlecht zu spüren – wahrscheinlich, weil sie sie aufgrund ihrer Erziehung verdrängen. Zumindest können sie sie oft nicht gut verbalisieren», sagte Professorin Anita Riecher-Rössler, emeritierte Ordinaria für Psychatrie der Universität Basel und Chefärztin an den Universitären Psychiatrischen Klinken Basel, gegenüber dem Schweizer Online-Wissenschaftsmagazin «Higgs». Gefühle zu zeigen fällt einem Mann nicht gerade sehr leicht. Wie Riecher-Rössler ergänzt, werden diese typisch weiblichen Fähigkeiten oder Verhaltensweisen von Männern offenbar eher vermieden, um nach Aussen nicht feminin zu wirken. 

«Wann ist ein Mann ein Mann?»

Selbst in einer Zeit, in der der Patriach als Rollenbild überholt ist, werden Männer nach wie vor an ihrer beruflichen Laufbahn gemessen. Begriffe wie «Weichei» oder «Pfeiffe» hören sich zwar harmlos an, können aber für einen Mann eine grobe Beleidigung und somit verletzend sein. 

Der heutige Aktionstag sollte auch der Anlass sein, sich zu fragen, wann ein Mann ein Mann ist. Dieselbe Frage stellte sich Herbert Grönemeyer vor zwei Jahrzehnten in seinem Lied «Männer». Dasselbe haben auch wir getan und die männlichen Passanten in der Churer Altstadt befragt. Zudem wollten wir wissen, ob etwas an den Klischees über Männer dran ist. Die Antworten seht Ihr im Video oben.

Jürg Abdias Huber ist Multimediaredaktor bei «suedostschweiz.ch». Der gelernte Kaufmann aus der Stadt Zürich hat Multimedia Production studiert und lebt im Herzen von Chur. Er arbeitet seit 2018 für die Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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