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«Wir wissen, dass die sozialen Kontakte wichtig sind»

Seitdem der Bundesrat wieder ein Bündel von Massnahmen gegen das Coronavirus zusammengestellt hat, stehen die Alters-und Pflegeheime wieder im Fokus. Wie wird dort mit der Situation umgegangen? Werden die Menschen wieder von der Aussenwelt abgekapselt? Wie viele Menschen sind mit dem Virus infiziert? Wir haben nachgefragt.

Südostschweiz
15.11.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Trotz Coronavirus: Ein generelles Besuchsverbot soll, wenn möglich, vermieden werden.
Trotz Coronavirus: Ein generelles Besuchsverbot soll, wenn möglich, vermieden werden.
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Das Coronavirus stellt auch Alters-und Pflegeheime vor grosse Herausforderungen. Jean-Pierre Liesch, Vorsitzender der Konferenz der Pflegeheime des Bündner Spital-und Heimverbands, gibt Auskunft über die Situation im Kanton Graubünden.

Wie sieht die Situation in den Alters-und Pflegeheimen im Kanton Graubünden aus?

(Jean-Pierre Liesch) Es ist so, dass wir leider auch in den Pflegeheimen Ansteckungen mit dem Coronavirus verzeichnen. Im Moment sind über den Kanton verteilt 76 Bewohnerinnen und Bewohner infiziert. Betroffen sind insgesamt 12 verschiedene Heime.

Wie ernst ist die Situation?

Wir sind es uns natürlich gewohnt, dass unsere Bewohner Beschwerden haben. Covid ist aber eine besondere Herausforderung – speziell für die Mitarbeiter, welche die erkrankten Bewohner pflegen. Es gelten besondere Schutzmassnahmen, beispielsweise die Schutzkleidung. Das ist natürlich ein zusätzlicher Aufwand. Schwierig wird es, wenn Personal fehlt und ausfällt. Dort sind wir auf unser Personal angewiesen, das Dienste übernimmt und einspringt. Im Moment können wir es bewältigen, es ist aber eine grosse Herausforderung. Wir hoffen, dass die Fallzahlen mit diesen Massnahmen zurückgehen und sich die Situation in den Heimen beruhigt.

Im Frühling wurden die Bewohnerinnen und Bewohner in Pflege und Altersheimen abgekapselt von der Aussenwelt. Man hat auch ein Besuchsverbot veranlasst. Welchen Weg geht man jetzt?

Ich sage immer wieder, dass man uns nicht über die Wichtigkeit der sozialen Kontakte für unsere Bewohner überzeugen muss. Wir wissen, dass sie wichtig sind. Wir machen uns diesen Entscheid, um allenfalls ein Besuchsverbot auszusprechen, auch nicht leicht. Auf der anderen Seite, können wir es niemandem recht machen: Wenn sich die Leute bei uns anstecken, machen wir es falsch. Wenn wir die Menschen schützen möchten und man sie nicht besuchen kann, ist man auch nicht zufrieden. Wir sind ständig in einer Gradwanderung. Meine Kolleginnen und Kollegen und ich versuchen das Bestmögliche zu machen. Ich denke, es gelingt nicht so schlecht.

Welchen Weg geht Ihr konkret?

Wenn ein Haus natürlich positive Fälle hat, dann bleibt uns schlussendlich nichts Anderes übrig, als ein Besuchsverbot auszusprechen. Möglichst nur temporär und so kurz wie möglich, damit man einer Ausbreitung entgegenwirken kann. (can)

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