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Bündner Kantonsärztin sieht zaghafte Entspannung

Die bundesrätlich verordneten Corona-Massnahmen von Ende Oktober zeigten auch in Graubünden Wirkung, sagt die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki. Bezüglich des neuen Impfstoffes gibt sie sich verhalten.

Südostschweiz
11.11.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Marina Jamnicki Kantonsärztin Ärztin
Marina Jamnicki kann eine «ermutigende» Entwicklung der Corona-Fallzahlen beobachten.
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«Ja, die Situation bezüglich der Neuansteckungen mit Covid-19 in Graubünden hat sich ein bisschen entspannt», sagte die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki im Interview mit RSO-Reporter Martin Deplazes. Seit dem vergangenen Wochenende seien die Fallzahlen zurückgegangen. Im Moment seien es 60 bis 80 Neuinfektionen pro Tag, noch vor einer Woche lag diese Zahl bei 140. Damit könne sie die Aussage von Bundesrat Alain Berset auch für Graubünden bestätigen, so Jamnicki. Berset sagte am Montag, dass die Fallzahlen schweizweit in den letzten Tagen zurückgegangen seien.

Zwei Wochen abwarten

Gemäss Jamnicki lässt sich die Senkung der Fallzahlen auf die seit knapp zwei Wochen geltenden neuen Coronamassnahmen des Bundes zurückführen. «Auch als wir in Graubünden ein paar Tage vor dem Bundesrat neue Massnahmen bekanntgaben, war uns bewusst, dass wir zwei Wochen abwarten müssen, bis sich die Wirkung zeigt», erklärt Jamnicki. Wie lange die aktuellen Regeln noch gelten sollten, sei schwierig zu beantworten. «Ich würde nichts an den Massnahmen ändern, bis sich die Lage auch bei den Hospitalisationen stabilisiert hat.» Die Massnahmen von vornherein bis Ende Winter als gültig zu erklären, erachte sie nicht als sinnvoll. Hier gelte es, einen guten Weg zu finden, so Jamnicki.

Auch dass die Hospitalisationsrate in den letzten Tagen gestiegen ist, ist für Jamnicki nachvollziehbar. Von einem positiven Covid-19-Test bis zu einer Spitaleinweisung dauere es oft sieben bis zehn Tage. Die Hospitalistaionrate reagiere folglich mit etwas Verspätung auf die sinkenden Fallzahlen.

Gute Nachricht, aber…

Die Nachricht zu einem Corona-Impfstoff mit hoher Wirksamkeit der Pharmafirmen Biontech und Pfizer ist in Jamnickis Augen zwar eine gute Nachricht, aber: «Normalerweise würde ein Produzent zu diesem Zeitpunkt der Impfstoff-Entwicklung keine Resultate bekanntgeben.» Jaminickis Reaktion auf dieses «Halbzeit-Resultat», das am Montag Schlagzeilen machte, ist verhalten. «Ich würde nicht so viel Hoffnung in einen Impfstoff setzen», sagt sie. Der Produzent müsse erst einmal den regulären Produktions- und Testablauf wie gesetzlich vorgegeben durchführen. Diese Mechanismen zur Sicherung eines Impfstoffes sollten jetzt auf keinen Fall weggelassen werden, so Jamnicki. Zudem müssten noch viele Fragen zum konkreten Vorgehen, zur Verteilung der Impfdosen und zum Impfziel geklärt werden.

BAG gibt noch keine Entwarnung

Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, zeigte sich bei einer Medieninformation am Dienstag noch sehr vorsichtig. Trotz der tieferen Fallzahlen gebe es noch keine Entwarnung. Es sei zu früh, um die Wirksamkeit der vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen von Ende Oktober dauerhaft griffen, so Kuster. (sz)

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