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Bündner Weltumsegler sitzen fest

Seit fünf Jahren sind Angela Resch und Reto Valär aus Trimmis mit ihrem Katamaran auf Weltreise. Seit neun Wochen sind sie durch die Coronakrise gezwungen, in Malaysia zu ankern. Ihr Boot dürfen sie kaum noch verlassen und ob, wohin, und wann die Reise weitergeht, wissen sie nicht.

07.05.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die Bündner Weltumsegler ankern seit neun Wochen in einer Bucht in Malaysia.
Die Bündner Weltumsegler ankern seit neun Wochen in einer Bucht in Malaysia.
ANGELA RESCH

Viele Länder auf dieser Welt haben die Grenzen geschlossen und sowohl einreisen, wie auch ausreisen ist zurzeit nicht möglich. Diese Massnahme verhindert die weitere Ausbreitung des Coronavirus und hat schon so manche Personen dazu gezwungen, die Ferien zu stornieren oder gar abzubrechen. Aber was tun, wenn man mit dem Schiff gerade auf Weltreise ist wie das Bündner Paar Angela Resch und Reto Valär?

Seit fünf Jahren segelt das Paar aus Trimmis mit ihrem Katamaran um die ganze Welt und geniesst ein freies Leben als Langzeitsegler. Laut Resch und Valär fühlt sich ihr freies Leben momentan jedoch alles andere als frei an und sie dürfen sich nur noch an Bord frei bewegen, denn seit neun Wochen ankern die Trimmiser in Malaysia und dürfen lediglich zum Einkaufen kurz an Land gehen. «Alleine joggen oder spazieren ist verboten, andernfalls würden wir mit Geldbussen oder gar Gefängnis bestraft», so Resch. Ihr fehle die Bewegung und sie sei froh, wenn sie immerhin zum Einkaufen einige Kilometer mit dem Velo fahren könne.

Rückreise wegen Schiff keine Option

Die Überlegung in die Schweiz zurückzukehren werde von den Trimmisern zwar laufend überprüft, aber da es schwierig sei im Lockdown einen Platz für das Schiff zu finden, blieb die Möglichkeit bisher nur eine Überlegung. Und mit dem Schiff zurück nach Europa? «Mit dem Katamaran von Malaysia ohne Halt um den Kap der Guten Hoffnung zurück nach Europa zu segeln, oder etwa durch das Rote Meer über den Suezkanal bis ins Mittelmeer, ist für uns unvorstellbar», sagt Valär. Das Paar habe keine Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. «Wir fühlen uns gesund, essen viel Rohkost und sind 50 und 54 Jahre alt. Ausserdem sind hier auf der Insel nur vier Personen positiv getestet worden und bereits wieder genesen», so das Paar.

Die Aufenthaltsbewilligung der Trimmiser für Malaysia ist bereits abgelaufen. «Wir haben Angst, dass wir deswegen rausgeworfen werden. Es heisst, dass wir nach Ende des Lockdowns noch zwei Wochen bleiben dürfen. Falls bis dann keine anderen Länder ihre Grenzen geöffnet haben, besteht hoffentlich die Möglichkeit, eine Verlängerung des Visums zu beantragen», sagt Resch. Abgesehen von der jetzigen Ungewissheit, macht sich das Paar Gedanken über das zukünftige Umherreisen: «Werden die Menschen einen auch wieder freundlich empfangen oder bleibt die heute in vielen Länder verbreitete Angst bestehen, dass ‹wir weissen Ausländer› das Virus mitbringen?», fragen sich die beiden Weltenbummler. «Freunde von uns, die ebenfalls mit dem Schiff unterwegs sind, wurden von den Einheimischen aus Angst vor dem Virus teilweise mit Steinen aus den Buchten vertrieben oder mussten trotz Sturm auf die See hinaus fahren, da es nicht erlaubt ist, in den Gewässern einiger Länder zu verweilen», erzählt Resch.

Noch nicht genug vom Umhersegeln

Der gelernte Elektroingenieur und ehemalige Geschäftsführer der Wittenstein AG in Grüsch und die Brauingenieurin und ehemalige Leiterin der Bierherstellung und Qualitätssicherung bei Heineken Switzerland in Chur und Luzern haben nach fünf Jahren noch nicht genug vom Umhersegeln und einen Plan gibt es nicht. «Wir haben viele Jahre gespart und benötigen zum Leben auf dem Schiff nur sehr wenig», sagt Valär. Das meiste gehe für die Instandhaltung und Reparatur des Schiffes drauf. Wann sie die Weltreise beenden werden, stehe noch in den Sternen, aber «wir lieben beide Graubünden und würden uns schon wünschen, dort wieder Fuss zu fassen», so Resch. Wohin die Reise der beiden Bündner geht, nachdem sie Malaysia verlassen können, komme darauf an, welche Länder die Grenzen überhaupt öffnen und welche Auflagen für die Einreise gestellt würden.

Updates zu der Reise der Bündner Langzeitsegler sind auf ihrer Webseite she-san-sailing bzw. ihrem Youtube Kanal she-san-sailing-adventures zu finden.

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