×

Endlich nicht mehr «nur» Notfälle und frisch Operierte

Auch Physiotherapie-Praxen dürfen ab Montag wieder normal tätig sein. Ferry Haubrich in Thusis rüstet sich und sein Team.

Jano Felice
Pajarola
29.04.20 - 19:23 Uhr
Leben & Freizeit
Die stillen Tage enden: In Ferry Haubrichs Praxis geht es bald wieder los.
Die stillen Tage enden: In Ferry Haubrichs Praxis geht es bald wieder los.
JANO FELICE PAJAROLA

«Es war ja tolles Wetter in den letzten Wochen, um weniger zu arbeiten. Aber jetzt freuen wir uns schon sehr darauf, wieder richtig im Einsatz zu sein – und die Patientinnen und Patienten sind auch froh.» Ferry Haubrich, Physiotherapeut mit eigener Praxis in Thusis, ist gemeinsam mit seinem Team derzeit damit beschäftigt, die erste Arbeitswoche mit Lockerungen nach dem Lockdown zu planen.

Oft gar nicht mehr nötig

«Wir kontaktieren die Patientinnen und Patienten, ob sie noch eine Therapie brauchen. Nach sechs Wochen ist es bei vielen natürlich gar nicht mehr nötig», sagt Haubrich. «Die Termine mit unseren einzelnen Therapeutinnen und Therapeuten richten wir jetzt gestaffelt so ein, dass sich nicht zu viele Personen gleichzeitig im Warteraum aufhalten müssen.» Diesen habe man notabene schon in der Anfangsphase der Coronawelle gemäss den Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) so umgestellt, dass genügend Distanz zwischen den Wartenden herrsche. «Der Sicherheitsabstand von zwei Metern kann eingehalten werden.»

90 Prozent Ausfall

Während des Lockdowns durften Physiotherapie-Praxen dann generell nur Notfälle oder frisch Operierte behandeln. «Das sind aber lediglich rund zehn Prozent des üblichen Patientenaufkommens», erklärt Haubrich. «Etwa 90 Prozent der Kundschaft sind bei uns weggefallen.» Es gebe auch einzelne Hochrisiko-Patienten, die trotz hoher Therapiebedürftigkeit nicht in die Praxis hätten kommen können. Was Haubrich deshalb eigentlich ab Montag hätte anbieten wollen: Therapie per Videotelefonie, mit null Infektionsrisiko für beide Seiten. Doch wie sich herausgestellt hat, wird das aus finanziellen Gründen nicht möglich sein. Denn die Krankenkassen müssen nach der Lockdown-Lockerung für solche Leistungen auf räumliche Distanz, die Tele-Physiotherapie, nicht mehr aufkommen. Alle Behandlungen, Beratungen und Instruktionen müssen wieder als Präsenzbehandlungen durchgeführt werden. Haubrich lässt aber den Patienten die auf sie zugeschnittenen Übungen digital in Bild oder Video unentgeltlich zukommen, falls gewünscht.

Noch strenger als üblich

Für die Behandlungen in der Praxis habe das Thusner Team «noch strengere Hygienemassnahmen als üblich» umgesetzt, so Haubrich. «Sicher werden die Therapeuten Masken tragen», betont er. Überhaupt verwende ab sofort das gesamte Personal Gesichtsmasken. Exponierte Oberflächen würden mehrmals täglich desinfiziert, und innerhalb des Teams versuche man, den Mindestabstand zwischen den Mitarbeitenden wann immer möglich einzuhalten. Die Klienten wiederum werden gebeten, nach Möglichkeit nicht mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen und sich nur so kurz wie nötig in der Praxis aufzuhalten.

Patientinnen und Patienten dürften gerne mit der eigenen Maske in die Therapie kommen; wer keine solche besitze und zu einer Risikogruppe gehöre, dem gebe die Praxis eine Maske ab. Desinfektionsmittel steht ebenfalls bereit. Wer sich krank fühle, Husten oder Fieber habe, solle aber lieber zu Hause bleiben, hält Haubrich fest. Daran ändert auch die erste Lockdown-Lockerung nichts.

Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR