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Etwas Gemeinsames für alle mit einem Lied schaffen

Einzeln zu Hause singen, dies filmen und das Ergebnis zu einem mehrstimmigen Lied zusammensetzen lassen. Chorsängerinnen und -sänger sind jetzt zum Mitmachen beim Projekt Chorona-Klang im Glarnerland gefragt.

09.04.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Allein gemeinsam singen: Mi-Helen Müller-Trautmann nimmt im Homeoffice bereits die Begleitung am Klavier auf.
Allein gemeinsam singen: Mi-Helen Müller-Trautmann nimmt im Homeoffice bereits die Begleitung am Klavier auf.
SASI SUBRAMANIAM

Wenn das französische Nationalorchester Ravels «Bolero» aus dem Homeoffice auf Youtube postet, tönt das fantastisch. «Was die Profis können, das können die engagierten Chorsängerinnen und -sänger auch», dachten sich Mi-Helen Müller-Trautmann und Susanne Leuppi vom Songline Chor Ennenda. Sie ermuntern derzeit Glarner Sängerinnen und Sänger dazu, bei ihrem Projekt Chorona-Klang im Glarnerland mitzumachen. Dies, um ein musikalisches Zeichen der Solidarität zu setzen, wie sie in ihrem Brief an alle Glarner Chöre schreiben.

Ein weiterer Corona-Song soll es aber nicht werden. Ausgesucht hat die Dirigentin des Songline Chors einen einstimmigen Kanon aus Israel. Übersetzt heisst es in dem Psalm «Siehe, wie fein und lieblich ist es, dass Menschen einträchtig beieinander wohnen.» Dies passe zur heutigen Situation auf der ganzen Welt.

Aufgefordert werden die Glarner Sängerinnen und Sänger, in rhythmischer Präzision das Lied zu Hause zu singen, als Video aufzunehmen und an die Initiantinnen zu senden.

Frau Müller-Trautmann, Sie starten als Dirigentin des Songline Chors Ennenda diese Woche ein spezielles Projekt für alle Glarner Chöre. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Mi-Helen Müller: Das ist keine Neuerfindung von mir. Viele Orchester und Chöre machen dies zurzeit. Ich leite selber einen Chor und habe gemerkt, wie sehr das gemeinsame Singen vermisst wird. Und so habe ich mir überlegt, mit digitalen Medien etwas zu machen.

Wie haben Sie dafür das passende Lied gefunden?

Es sollte ein Lied sein, das Sinn macht und einfach ist, also eines, das sich die Sängerinnen und Sänger selbst beibringen können und das ich für sie auf dem Klavier begleiten kann.

Wie sind Sie konkret auf den israelischen Kanon gekommen?

Dieser ist sehr stimmungsvoll und gehört bereits zum Repertoire meines Chors.

Ihr Aufruf geht an alle Glarner Chöre. Was rechnen Sie, wie viele werden da mitmachen?

Das ist schwierig zum Einschätzen (lacht). Ich rechne nicht damit, dass alle mitmachen.

Wie schwierig ist es technisch, eine grosse Serie von Videos zusammenzuschalten? Wer macht das?

Das habe ich mir im Homeoffice selbst beigebracht. Es ist relativ schwierig, doch habe ich ein Programm gefunden und ausprobiert, das funktioniert. Eine Herausforderung ist zum Beispiel, dass es keine Nebengeräusche gibt. Oder auch, dass sich alle Sängerinnen und Sänger an das vorgegebene Tempo halten. Bei der Ausschreibung unterstützt mich die Präsidentin des Songline Chors, Susanne Leuppi.

Können denn alle Sängerinnen und Sänger ab Blatt singen, das sie verschicken?

Nein. Ich bereite deshalb auch eine Aufnahme vor, auf der ich auf dem Klavier begleite. Diese bekommen alle Chormitglieder samt der Anleitung, wie sie ein Video aufnehmen können.

Wann und wo wird das Ganze aufgeschaltet?

Der Einsendeschluss ist der 19. April. Danach werde ich die Aufnahmen zusammenstellen, um das Ganze möglichst bald zu veröffentlichen. Vermutlich wird dies auf der Website «Glarner Kantonal Gesangverein» sein (www.glkgv.ch).

Was bringt so ein Projekt?

Ich denke, dass das Gemeinsame daran für viele sehr wichtig ist. Es gibt hier so viele Chöre, die neben dem Singen das Vereinsleben pflegen. Ich wollte nun aber nicht nur etwas für meinen Chor machen, sondern in dieser Zeit darüber hinaus für alle etwas. Viele Sängerinnen und Sänger gehören zu den Risikogruppen, die aktuell kaum rausdürfen. Das Projekt gibt ihnen die Chance, ihr Hobby zu Hause zu pflegen und am Schluss doch etwas Gemeinsames zu haben. Ich würde mich freuen, wenn einige mitmachen.

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