Ein bisschen Seelsorge gehört dazu
Wenn der Bundesrat vor die Medien tritt, laufen bei der kantonalen Corona-Infoline die Drähte heiss. Die Zivilschützer an den Telefonen haben nicht auf alle Fragen eine Antwort parat.
Wenn der Bundesrat vor die Medien tritt, laufen bei der kantonalen Corona-Infoline die Drähte heiss. Die Zivilschützer an den Telefonen haben nicht auf alle Fragen eine Antwort parat.

Mauro Casanova ist beeindruckt, wie sachlich und ruhig die Leute am anderen Ende der Leitung meistens sind. Manche müssen ihre Hochzeit absagen. Manche bangen um ihre Existenz, haben Angst, dass sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, weil sie nicht arbeiten können oder dürfen. Und trotzdem seien sie erstaunlich gefasst.
Als der Bundesrat in der neusten Verordnung entschied, Geschäfte und Restaurants zu schliessen, ist die Corona-Hotline des Kantons Graubünden nahezu explodiert. 350 Anrufe kamen pro Tag rein, sagt Casanova. Und Hunderte von Mails. «Die kann man schon fast nicht mehr zählen», sagt der Zivilschützer. Seit gut anderthalb Wochen ist er selbst im Einsatz. Immer, wenn neue Informationen zur Bekämpfung der Pandemie kommuniziert werden, sei der Andrang riesig.
Aber nicht immer können Casanova und seine Kollegen die Fragen der Anrufer beantworten. Vor allem in solchen Peak-Zeiten sei es immer etwas chaotisch. Grundsätzlich orientieren sich die Hotline-Betreuer an den aktuellen Verordnungen des Bundes, den entsprechenden Merkblättern und an der Homepage des Kantons.
«Wir wissen selbst nicht, wie das alles funktionieren wird»
«Seit ganz viele Leute nicht mehr arbeiten können oder dürfen, haben wir extrem viele Anfragen, wie das finanziell aussieht. Da können wir nur begrenzt Informationen geben, weil wir einfach selbst nicht wissen, wie das genau funktionieren wird», sagt Casanova. Viele Leute verweist er deshalb an die Infoline vom Kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit.
Ein Telefonat sei ihm dabei besonders nahegegangen. «Ich hatte eine ganz freundliche Dame am Telefon, die als Coiffeuse arbeitet. Sie war am Boden zerstört. Sie wollte den Leuten doch nur helfen und darf jetzt nicht mehr arbeiten. Sie verstand die Massnahmen des Bundes. Aber was das für sie persönlich bedeutet, hat sie sehr schwer getroffen.» Auch wenn er es abstreitet: Ein bisschen Seelsorge gehört bei seinem Job momentan einfach dazu. (jas)