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Diese Auswirkung hat Italiens Abschottung auf Graubünden

Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus will sich Italien komplett abriegeln. Diese Massnahme hat auch Einfluss auf Graubünden. Der zuständige Regierungsrat Peter Peyer hat im Rahmen des monatlichen Medientreffens der Regierung dazu Stellung genommen und erklärt, wie im Moment die Situation im Kanton allgemein aussieht.

Südostschweiz
10.03.20 - 17:43 Uhr
Leben & Freizeit
SCHWEIZ TESSIN ZOLL
Die Kantonspolizei kontrolliert entlang der italienisch-schweizerischen Grenze Grenzgaenger nachdem die Region Lombardei wegen des Coronavirus COVID-19 zur roten Zone erklärt wurde, am Montag, 9. Maerz 2020, in Stabio.
ARCHIV/KEYSTONE

TV Südostschweiz: Italien will das Land aufgrund des Coronavirus komplett abriegeln. Was für Konsequenzen hat diese Massnahme für den Kanton Graubünden?

Peter Peyer: Für uns ist vor allem wichtig, dass Grenzgänger weiterhin einreisen und somit auch weiterhin in Graubünden arbeiten können. Wir sind auf diese Arbeitskräfte angewiesen, insbesondere in den Bündner Südtälern und im Engadin. Dort sind im Gesundheitswesen viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus Italien tätig und diese brauchen wir im Moment dringend.

Wie problematisch wäre es denn, wenn diese Grenzgänger nicht mehr einreisen könnten?

Das Problem wäre massiv, denn es würde Fachpersonal fehlen, das im Moment gebraucht wird. Zurzeit analysieren und planen wir diverse Szenarien, wie man diese Fachkräfte ersetzen könnte. Zum Beispiel durch den Einsatz von Personal aus dem Zivilschutz. Klar ist aber: Wir sind darauf angewiesen, möglichst lange auf die Fachkräfte aus Italien zählen zu können.

Sind die Bündner Grenzgebiete denn stärker vom Coronavirus betroffen als andere Gebiete im Kanton?

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass sie nicht stärker betroffen sind. Aktuell gibt es im Kanton 19 Fälle. 18 davon im Oberengadin und einer im Misox. Wir wissen jedoch, dass die Sensibilität etwa im Puschlav, im Bergell oder im Münstertal höher ist und diese Regionen mehr auf Grenzgänger angewiesen sind. Wir sind in regem Kontakt mit den Gemeinden, Ärzten und Institutionen der Gebiete.

Was plant und tut der Kanton im Moment bezüglich der Ausbreitung des Virus?

Wir kennen unsere Kapazitäten für den Notfall. Es stehen rund 600 bis 700 Spitalbetten und rund 20 Intensivpflegebetten bereit. Und je länger es uns gelingt, die Ausbreitung des Virus zu verzögern und zu verlangsamen, desto mehr Infrastruktur können wir schaffen und desto mehr Personalkräfte können wir rekrutieren. Deshalb sind auch alle angehalten, die geforderten Hygienemassnahmen einzuhalten. Ausserdem beurteilen wir laufend die Lage. Wir gehen davon aus, dass der Bundesrat am Freitag bekannt geben wird, wie er die Lage für die kommenden Wochen einschätzt. Wir sind dementsprechend vorbereitet, um auch im Kanton beurteilen zu können, ob sich die Lage verändert hat und ob weitere Massnahmen nötig sind.

Was könnte konkret noch ausgebaut werden?

Wir sind beispielsweise dabei abzuklären, ob wir mehr Beatmungsgeräte erhalten oder ob planbare Eingriffe verschoben und so mehr Betten freigehalten werden können. Ein Beispiel: Wenn ein Patient ein neues Hüftgelenk braucht, ist dieser Eingriff vielleicht auch noch in zwei Monaten möglich und sein Bett würde so lange für Corona-Betroffene frei bleiben. (nua/rac)

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