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Zwei Glarnerinnen eröffnen ersten Unverpackt-Laden

Ohne Verpackungsabfall einkaufen. Das geht neu bei Ursi Vögeli und Nadja Vogel. Am Samstag wird «Ursi’s Füllbar – natürlich unverpackt» an der Kirchstrasse in Glarus eröffnet.

28.02.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Von der Edelstahlbox bis zur Öko-Zahnbürste: Ursi Vögeli verkauft in ihrem Laden neben Lebensmitteln auch allerlei Haushaltsbedarf.
Von der Edelstahlbox bis zur Öko-Zahnbürste: Ursi Vögeli verkauft in ihrem Laden neben Lebensmitteln auch allerlei Haushaltsbedarf.
CLAUDIA KOCK MARTI

Die speziellen Kästen für das Getreide, für offenen Hafer, Ur-Dinkel, Roggen, Gerste, Hirse, Linsen, Mais, Weizen oder auch Bio-Teigwaren sind geputzt, aber noch nicht gefüllt. Die Ware ist teils parat und wird teils noch frisch bis Samstag angeliefert.

Kurz vor der Eröffnung haben Mutter Ursi Vögeli und Tochter Nadja Vogel-Vögeli alle Hände voll zu tun. Vor allem im vorderen Teil des Ladens, wo die Lebensmittel präsentiert werden. Den Haushalt-Bereich im hinteren Teil des Ladens haben sie bereits eingerichtet.

Die Vorfreude auf die Eröffnung ist den beiden Glarnerinnen gut anzumerken. Zufrieden wirkt auch der dreimonatige Jim, der ihnen von seiner Kuscheldecke aus zuschaut.

Die Initiative ist von der 22-jährigen Tochter ausgegangen, wie die 55-jährige Mutter erzählt. Die Tochter hat ursprünglich Fachfrau Betreuung gelernt, ist aber schon länger begeistert von der «Zero Waste»-Philosophie. Das heisst: möglichst wenig Abfall verursachen und unnötiges Verpackungsmaterial vermeiden. Ursi Vögeli hat bislang hauptberuflich ein kleines Reinigungsunternehmen betrieben.

Mit dem eigenen Gefäss abfüllen

Wer in Ursi’s Füllbar einkaufen will, muss also geeignete Behälter mitbringen, seien dies Flaschen, Gläschen oder Tupperware. Es kann auch ein Papiersack sein. Man kann sich aber auch passende Behältnisse im Laden kaufen – von der Edelstahlbox über verschraubbare Gläser bis zum vom Alo-Job produzierten wiederverwertbaren Stoffsäckchen.

Nadja Vogel zeigt im Non-Food-Bereich, wie das unverpackte Einkaufen bei den diversen Putzmitteln funktioniert. «Die beim Null-Müll-System verwendeten grossen Kanister mit Geschirrspülmittel, Allzweckreiniger, Fett- oder Kalklöser sind aus rezykliertem Plastik», erklärt Vogel. Sie würden vom Händler zurückgenommen, gereinigt und wieder gefüllt.

«Bezahlt werden die Putzmittel im Laden nach Gewicht. Mit Wasser verdünnen kann man sie dann zu Hause», so Vogel weiter. Sie nimmt ein kleines Gefäss mit Sauerstoffbleiche in die Hand.

Das Hausmittel sei eine Ausnahme: Es müsse in der Originalverpackung bleiben, da es nicht luftdicht abgeschlossen aufbewahrt werden dürfe.

Weiter geht es zu Küchenrollen und WC-Papier. Das Besondere an ihnen ist, dass sie aus ungebleichten Bambus umweltfreundlich hergestellt sind. Interessant sind aber auch andere Öko-Hygieneartikel. Da gibt es Zahnbürsten aus Holz und Rizinus-Zellulose statt Plastik sowie Shampoo, Bodylotion und Seifen zum Abfüllen im eigenen Glas.

Vor allem Bioprodukte

«Wir haben vor allem Bioprodukte», sagt Ursi Vögeli. Sie räumt gerade grosse Bauchflaschen mit Olivenöl, Aceto balsamico, naturtrüben Apfelessig ins Regal.

Kernstück im Lebensmittelbereich werden künftig die Getreide sein, die man sich im Laden frisch mahlen und auch mischen kann, sei dies für die eigene Brot- oder Müesliflockenmischung.

Das Korn würden die Leute in selbst gewählter Menge mit dem jeweiligen Schöpflöffel abfüllen, sagt Vögeli. Die Kunden schätzten das frisch gemahlene Mehl.

Noch nicht bio-zertifiziert, aber regional produziert, sind zum Beispiel selbst gemachte Suppen im Einmachglas oder die veganen Cookies, die eine Lieferantin aus Schübelbach herstellt. Oder diverse Leckereien von Momos über Frühlingsrollen bis Capuns in der Kühltruhe, die ein Produzent aus Einsiedeln liefert.

Testlauf in der Markthalle

Ursi Vögeli ist zuversichtlich. In der Markthalle Glarus, wo sie mit einem kleinen Sortiment gestartet ist, habe sie gute Rückmeldungen erhalten. In Chur, Einsiedeln und in Schwyz haben sich die initiativen Frauen diverse Unverpackt-Läden angeschaut. Und daraufhin beschlossen: «Wir probieren es in Glarus – jetzt oder nie.»

Das Einvernehmen mit anderen kleinen spezialisierten Läden in Glarus ist den beiden Frauen wichtig. Wünsche von Kunden wollen sie mit der Zeit berücksichtigen. «Wir wollen dazulernen und uns auch verbessern», sagt Ursi Vögeli.

Samstag, 29. Februar, ab 8 Uhr, Ursi’s Füllbar, Kirchstrasse 8, Glarus

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