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Wenn Zwangsgedanken das Leben beherrschen

Hinter zwanghaften Gedanken und Handlungen stecken Ängste, Unbehagen und auch Ekel. Betroffene fühlen sich solchen Zwängen meist hilflos ausgeliefert. Doch mit ihren Therapien erzielen die Psychiatrischen Dienste Graubünden (PDGR) gute Erfolge.

Leben & Freizeit
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27.01.20 - 00:00 Uhr

Hände von Fremden schütteln? Aus einem Glas von Fremden trinken? In einem öffentlichen WC die Türklinke anfassen? Für Menschen, die unter Zwangsgedanken und Zwangshandlungen und damit auch Ängsten leiden, ist das nicht möglich. Der Ekel, kontaminiert zu werden und sich mit einer schlimmen Krankheit wie etwa HIV oder Krebs anzustecken, ist für an Zwangsstörungen Erkrankte so gross, dass nur schon bei den Gedanken daran, die Hände gewaschen werden müssen. Nicht einmal, sondern X-Mal am Tag.

Zwangsvorstellungen beherrschen den Alltag. Habe ich das Bügeleisen ausgeschaltet? Brennt die Kerze noch? Habe ich einen Menschen überfahren? Oder auch: Bin ich pädophil, homosexuell, blasphemisch?

Fast jeder kennt Situationen, in denen er sich fragt, ob er nicht etwas vergessen oder ungewollt getan hat, das zu einem Unglück führen könnte. Solche Gedanken kommen und gehen in der Regel. Menschen jedoch, die unter zwanghaften Gedanken leiden, können diese nicht einfach auf die Seite schieben. Und je häufiger sie ihren Zwängen nachgeben, desto stärker werden sie.

«Betroffene einer Zwangsstörung», erklärt Donald Bux, klinischer Psychologe an der Klinik Beverin der PDGR, «leiden sehr unter ihren Zwängen, für die sie nichts können. Zudem ist es für sie ohne Therapie unmöglich, ihren zwanghaften Gedanken und Handlungen zu entfliehen». Zudem: Die Familie leidet mit; manchmal ist sogar der Job gefährdet. «Zwänge können das ganze Leben beherrschen», sagt der Psychotherapeut. Betroffene hätten oft ein übermässiges Verantwortungsbewusstsein, neigten zu Perfektionismus und müssten sich daher stetig selber vergewissern, dass alles in Ordnung sei.

Wie entstehen Zwänge?

«Zwangsstörungen sind psychisch sowie genetisch bedingt», so Bux. Betroffen sind zwei bis drei Prozent der Bevölkerung, also rund 200`000 Menschen in der Schweiz. Nach Ansicht von Donald Bux findet man erste Symptome für eine Zwangserkrankung bereits im Kindes- und im Jugendalter. Meist beginnt sie vor dem 30. Lebensjahr. Die Ursachen sind unterschiedlich, sind häufig genetisch und psychisch bedingt. Um aus der Spirale der Zwangsgedanken und Zwangshandlungen herauszukommen, ist fachtherapeutische Hilfe wichtig.

«Je früher eine Therapie gemacht wird, desto besser sind die Erfolge. Je nach der Art der Erkrankung helfen Psychotherapien (kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition und Reaktionsverhinderung) in Kombination mit medikamentöser Unterstützung. Wir besprechen mit den Patienten jedoch immer zuerst die Thematik, klären die Ursache ihrer Ängste ab, versuchen herauszufinden, wovor und in welchen Situationen jemand Angst hat».

Hilfreich ist es bei einer Therapie, Betroffene mit ihren Ängsten zu konfrontieren ohne die üblichen Zwänge auszuführen, jedoch Schritt für Schritt, damit sie den Mechanismus, der hinter den Ängsten und Zwängen steht, verstehen. «Das Gehirn lernt dabei längerfristig und schätzt dann die Situationen nicht mehr länger als gefährlich ein. Diese Therapien sind sehr wirksam», versichert Donald Bux. Allerdings brauche der Patient ein bisschen Mut, um mit therapeutischer Unterstützung in die Situation hinein zu gehen. Patienten lernen dabei eine Strategie, wie sie selbst mit ihren Ängsten umgehen können. Partnern, Familienangehörigen, Kollegen und Arbeitgebern empfiehlt der Psychotherapeut, Betroffene zu unterstützen und sie auf Behandlungsmöglichkeiten hinzuweisen.

Thementag

Zwänge: PDGR ist Anlaufstelle

Leidet jemand unter Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, dann kann eine Therapie sehr hilfreich sein. Die PDGR sind darauf spezialisiert. U.a. steht mit Dr. phil. Donald Bux ein Klinischer Psychologe zur Verfügung. Er wurde als Fachpsychologe in Verhaltenstherapie für Zwangsstörungen am Center for the Treatment and Study of Anxiety an der Universität von Pennsylvania ausgebildet und arbeitet seit zwei Jahren bei den PDGR. Mehr Informationen zum Monatsthema und alle Fachbeiträge finden Sie unter www.pdgr.ch/monatsthema

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