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«Das ist nicht einfach ein Steinhaufen»

Schriftsteller Emil Zopfi erzählt von seiner Faszination für Geologie.

Fridolin
Rast
14.11.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Drei Ragen an Schriftsteller Emil Zopfi.
Drei Ragen an Schriftsteller Emil Zopfi.
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Herr Zopfi, warum fasziniert Sie die Geologie?

Ich hatte schon früh als Bergsteiger mit den Steinen zu tun und habe einen Bezug zu Bergen, Felsen und Steinen bekommen, das hat mich schon immer fasziniert. Schon als Lehrling habe ich vom Lehrmeister Geologiebücher bekommen. «Man soll nicht nur klettern, man muss auch etwas wissen», hat er mir damals gesagt. Ich habe also schon über die Theorie der Alpenfaltung gelesen und Karten studiert. Ich war viel am Bockmattli am Klettern. Diese Nordwand ist eine Stirnfalte, eine wahnsinnige Kalkplatte. Da war ich mir schon als Junger sehr bewusst: Das ist nicht einfach ein Steinhaufen, sondern etwas Elegantes, das ist aufgerichteter früherer Meeresboden.

Wie könnte eine Geschichte sein, zu der Sie die neue geologische Karte von Linthal und Umgebung inspiriert?

Eigentlich fehlt eine unabhängige Biografie von Albert Heim. Er hat als alter Geologe rund um den Kilchenstock eine üble Rolle gespielt, indem er dem damaligen Professor Rudolf Staub ins Handwerk gepfuscht und indem er den ersten Gutachter Hans Schardt diffamiert hat. Der Hintergrund: Er hat mit beiden offene Rechnungen gehabt. Heim war ausserdem der Mann von Marie Heim-Vögtlin, der ersten Ärztin der Schweiz. Da könnte man etwas Gutes machen. Ob ich über Albert Heim schreiben würde, hat man mich vor langer Zeit gefragt, aber dafür hätte ich mehr von Geologie verstehen wollen.

Was hat Sie zur Geschichte um den Kilchenstock inspiriert, der in den 1920er und 30er Jahren Linthal bedrohte?

Der frühere Lehrer Heinrich Stüssi gab mir einen Papierhaufen, den Nachlass des Linthaler Pfarrers Heinrich Frey. Und sagte: «Machen Sie einen Roman daraus.» Mich faszinierte die drohende Naturgefahr, die Masse da oben, von der niemand weiss, was mit ihr passierte – nichts oder eine Katastrophe. Wem sollen wir glauben? Die Situation ist auf heutige Diskussionen übertragbar. Und ich habe eine familiäre Verbindung zum Kilchenstock. Meine Mutter hiess Zweifel und stammte vom Sand in der Rüti, mein Vater war ein Fabrikarbeiter. Ihre Liebesgeschichte ist Teil des Buches geworden. 

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