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Pilzexperte: «Sie sagen, sie hätten so etwas noch nie erlebt»

Immer wieder Regen, ideale Temperaturen: Dieser Sommer förderte das Pilzwachstum so stark wie schon lange nicht mehr. Als «gewaltig», bezeichnet Pilzkontrolleur Men Bisaz die derzeitigen Pilzfunde. Und die Pilze steckten voller Geheimnisse, sagt Kontolleurin Lia Heini.

Simone
Zwinggi
28.08.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Wo man hinschaut hats Steinpilze: So viele wie in diesem Jahr gab es schon lange nicht mehr.
Wo man hinschaut hats Steinpilze: So viele wie in diesem Jahr gab es schon lange nicht mehr.
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«Es gab viel Regen in diesem Jahr und war nicht zu kalt», hält Pilzkontrolleurin Lia Heini aus Laax zur aktuellen Pilzsaison fest. Scheinbar ideale Bedingungen also für das Pilzwachstum. Es habe so viele Steinpilze wie schon lange nicht mehr, sagt Heini und erzählt von Italienern, die seit 40 Jahren in die Surselva zum Pilze Sammeln kommen. «Sie sagten, sie hätten so etwas noch nie erlebt.»

Heini ist seit 2012 Pilzkontrolleurin in der Surselva, «in die Pilze» geht sie schon viel länger. «Im Moment hat es massenhaft Steinpilze, auf den Wiesen wie in den Wäldern.» Sie habe von den Funden der 1.5-kg-Pilze gehört und auch selbst grosse Pilze gesehen. Was führte zu diesem ausserordentlichen Grössenwachstum? «Darüber kann man rätseln», so Heini. «Die Pilze stecken voller Geheimnisse.» Ein solches hegen im Moment auch die Eierschwämme im Bündner Oberland. «Unsere Eierschwämme machen grad Pause», erzählt Heini, «von denen gibt es aktuell nur wenige.» Auch sonst kriege sie vor allem Steinpilze zu Gesicht, so Heini. Die Vielfalt sei nicht so gross. Weshalb? Ein Geheimnis, vermutlich.

37 Jahre Erfahrung – «und dennoch gewaltig»

Im Engadin sieht das Steinpilz-Vorkommen ähnlich aus wie in der Surselva. «Wahnsinnig! Gewaltig!», bezeichnet Men Bisaz die aktuelle Saison. Und das, obwohl er mit seinen 37 Jahren Erfahrung als Pilzkontrolleur im Oberengadin schon einiges erlebt hat. «Es gibt auch viele sehr grosse Pilze. Am Sonntag wurde im Oberengadin ein 2.2 Kilogramm schwerer Steinpilz gefunden.» Die Niederschläge in diesem Sommer – «nicht viele, aber heftig» – hätten wohl zu diesem ausserordentlichen Wachstum geführt, so Bisaz. Nicht nur bei den Steinpilzen: Bis letzte Woche gab es gemäss Bisaz auch sehr viele Eierschwämme im Bündner Hochtal.

Langweilig wird's Bisaz also nicht. «Aber so richtig herausgefordert werde ich ab Mitte September. Dann, wenn die Herbstpilze bereit sind zum Pflücken.» Die Pilzvielfalt steige jetzt immer mehr an. «Wir haben nicht nur Eierschwämme und Steinpilze, sondern auch Blätterpilze, Täublinge und verschiedene Röhrlinge.» Im Spätherbst laufe die Pilzsaison in den Südtälern Bergell und Puschlav auf Hochtouren. «Das wird nochmals sehr spannend für mich. Dann bekomme ich Pilze zu sehen, die es im Engadin nicht gibt.» Gibt es ausser den vielen verschiedenen Pilzen noch etwas anderes, das sich Bisaz für die Herbstmonate wünscht? «Dass die Leute weiterhin so ordentlich ‹pilzeln›, wie sie es bislang getan haben.»

Besonderes Augenmerk: Frische

Heini wünscht sich für die Herbstmonate, dass es immer wieder mal regnet, damit die Pilze weiterhin gut gedeihen. Und dass die Pilzesammler gleich nach dem ‹Pilzeln› zu ihr kommen. «Unser Augenmerk bei den Kontrollen liegt im Moment vor allem auf der Frische.» Das sei eine wichtige Voraussetzung für einen sorglosen Pilzgenuss. «Denn die meisten Vergiftungen gibt es dann, wenn die Pilze bereits am Vergammeln sind.»

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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Tatsächlich sind die Pilzfunde momentan sensationell. Stolz konnte ich meiner erwachsenen Tochter den Einstieg geben, und habe deutlich gemacht, dass sie das in den nächsten 20 Jahren wohl nicht mehr erleben werde.

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