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Laaser Marmor für die Klosterkirche

Lange Jahre war der Hauptaltar der Kirche St. Martin in Disentis ein Provisorium. Im Zuge der laufenden Kirchenrestaurierung wurde er gestern durch einen sieben Tonnen schweren steinernen Altar ersetzt.

Jano Felice
Pajarola
28.08.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Aus insgesamt vier Teilen wird der neue Altar im Chor der Disentiser Klosterkirche zusammengebaut.
Aus insgesamt vier Teilen wird der neue Altar im Chor der Disentiser Klosterkirche zusammengebaut.
MARIO RUSSO

Es ist ein Akt für die Geschichtsbücher, der an diesem letzten Dienstag im August in der Klosterkirche von Disentis über die Bühne geht – und das Ende einer langen Reise für sieben Tonnen Stein aus den Kavernen des berühmten Marmorsteinbruches im Vinschgauer Örtchen Laas: Nach der computergenauen Bearbeitung in den Hallen des Natursteinwerks Schmitt in Herisau (Appenzell Ausserrhoden) trifft der künftige Haupt- und Zelebrationsaltar der Kirche in vier Einzelteilen vor Ort ein, um im Chor versetzt und zusammengebaut zu werden.

Ein erfahrener Umgestalter

Schöpfer des auch Volksaltar genannten Eucharistietisches ist der bekannte Obwaldner Kunstschaffende, Bildhauer und Kirchenraumgestalter Kurt Sigrist aus Sarnen. Für den 75-Jährigen, unter anderem Träger des Innerschweizer Kulturpreises 1993, ist es bereits die 35. Chorraum-Umgestaltung in der Schweiz und in Deutschland – er hat unter anderem in der Luzerner Hofkirche und in den Klosterkirchen Fischingen und Engelberg gearbeitet. «Ich fertige jeweils zuerst ein Modell der Kirche an», erklärt Sigrist, «dann tastet man sich gemeinsam mit der Bauherrschaft an die Lösung heran.» In Disentis habe die Zeit gar dafür gereicht, eine 1:1-Attrappe des künftigen Altars aufzustellen. Wegen des schwarzen Chorgitters sei klar gewesen, dass der Altar dahinter von heller Farbe sein müsse, um das Gitter gut zur Geltung zu bringen. Und da zur Schweizerischen Benediktinerkongregation ein Kloster in Burgeis bei Laas gehöre, habe man sich nach einem Besuch des Disentiser Konvents im Steinbruch für den Vinschger Marmor entschieden.

Am Martinstag wird geweiht

Der neue Hochaltar ersetzt ein hölzernes Provisorium, das nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil für die dem Volk zugewandte Messe erstellt wurde, wie Sigrist erzählt. Ein «Definitivum» habe sich wegen der aufwendigen Einbaumassnahmen erst jetzt – im Zuge der schon bald vollendeten Restaurierung der Klosterkirche – ergeben. Bis zur Weihe des neuen Altars wird es denn auch gar nicht mehr so lange gehen: Sie ist für den Martinstag vorgesehen. Am Gedenktag des Kirchenpatrons, also am Montag, 11. November, wird auch die gesamte erneuerte Klosterkirche wieder ihrer liturgischen Bestimmung übergeben.

Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist. Mehr Infos

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