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«Ich wollte da gar nicht rein»

30 Menschen waren bei oder in den 26 Hängematten bei der Graubergbahn in Flims. Einer von ihnen war André Gisler, Tourismusdirektor von Flims Laax Falera – und das trotz seiner Höhenangst.

Kristina
Schmid
28.06.19 - 08:55 Uhr
Leben & Freizeit
Für die längste Hängemattenkette der Welt brauchte es in Flims 26 Hängematten.
Für die längste Hängemattenkette der Welt brauchte es in Flims 26 Hängematten.
AIDAN WILLIAMS

Schwindelfrei. Das sollte man eigentlich sein, wenn man sich freiwillig dazu entschliesst, in luftiger Höhe drei Stunden in einer Hängematte zu liegen. Schwindelfrei war André Gisler nicht. Im Gegenteil: Der Tourismusdirektor von Flims Laax Falera hat Höhenangst. «Als die Idee stand, 26 Hängematten bei der Graubergbahn in Flims aufzuhängen, wollte ich da ganz sicher nicht rein.» Etwas hat ihn dann aber umgestimmt.

«Ich war von Anfang an bei den Vorbereitungen dabei. Ich habe gesehen, wie das alles funktioniert. Und als ich die ersten 20 Leute da hochgehen sah, wollte ich auch rauf», sagt Gisler. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und liess sich hochziehen. Drei Meter vor Endstation Hängematte brach er ab. «Ich bekam Angst und wollte wieder runter.» Also seilten sie Gisler wieder ab. Unten angekommen entschied er sich gleich noch einmal um. «Ich dachte: Ich kann das. Also ging ich wieder hoch.»

Beine baumeln lassen

Gisler hat sich seinen Ängsten gestellt. «Ich hatte da oben eine dreistündige Therapie-Sitzung mit mir selbst», sagt er und lacht. Zehn Minuten brauchte er. Zehn Minuten, um seine Angst in den Griff zu kriegen. Also lag er einfach nur da und blickte rauf zu den Tschingelhörnern. «Irgendwann will man aber wissen, wie es auf der anderen Seite aussieht. Und da wusste ich: Jetzt muss ich mich in dieser Hängematte drehen.»

Keine einfache Sache. Die wackelige Angelegenheit wird nicht einfacher in dieser Höhe. «Mit der Zeit wird man aber immer mutiger. Ich setzte mich sogar mal hin und liess die Beine baumeln.» Gisler genoss den Ausblick, sprach mit den beiden zu seiner linken und rechten Seite. Andere lasen in ihren Büchern.

Schief gehen kann da eingentlich nichts. Wie Gisler erklärt, ist man zu jeder Zeit doppelt gesichert. Beim Aufzug, in der Hängematte und auch beim Abseilen. Ausserdem wurden für die Aktion nur Menschen ausgewählt, welche Erfahrungen mit Höhe und Klettern haben. «Voraussetzung war, dass man mit Karabinern umgehen kann und einen eigene Klettersteig-Gurt besitzt.» So konnte man ausschliessen, dass jemand Angst bekommen würde. 

Gisler war derjenige mit den wenigsten Erfahrungen. Erfahrungen mit dem Karabiner konnte er nur auf dem Klettersteig Pinut in Flims sammeln. «Ich war untererfahren. Die haben mich nur genommen, weil ich der Direktor bin», sagt Gisler und lacht.

Erfahrungen gefordert

Der Weltrekord ist aber nur eines der drei Highlights beim Segnesboden in Flims. Zurzeit ist eine 800 Meter lange Slackline auf einer Höhe von 200 Metern über dem Segnesboden gespannt. Wie Gisler erklärt, können Wanderer und auch interessierte Gäste dabei zusehen, wie die weltbesten Highliner veruschen, entlang des Seils zu gehen. Gut zu sehen ist das Spektakel von der Gipfelstation der Graubergbahn oder von der Segneshütte aus. Dort können sich auch Einsteiger an einfachen und kurzen Slacklines versuchen.

 

Rund 800 Meter lang ist die Highline über dem Segnesboden.
Rund 800 Meter lang ist die Highline über dem Segnesboden.
PRESSEBILD

Das dritte Highlight betrifft eine Kunstinstallation. Neben dem Wasserfall hängt bis zum 21. Juli ein Kristall aus Hängematten, Seilen und Slacklines. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, schaut sich am besten das folgende Video an. Dieses zeigt den Kunst-Kristall, der letztes Jahr über dem Caumasee aufgehängt wurde.

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

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