×

Zu teuer? Von wegen! Die Schweiz wird bei Campern immer beliebter

Obwohl die Schweiz einiges zu bieten hat, lassen sich viele ausländische Touristen durch die hohen Preise abschrecken und weichen für ihren Urlaub gerne auf andere Länder aus. Jetzt lässt sich hierbei aber eine Trendwende beobachten, denn die Schweiz erfreut sich in den vergangenen Jahren steigender Beliebtheit bei Campern. Woran liegt das?

Südostschweiz
27.06.19 - 09:30 Uhr
Leben & Freizeit
fotolia.com: #32647700 | Urheber: Peter Atkins

Schweizer Campingbranche verzeichnet Rekordzahlen

Dieses Wachstum lässt sich messen und somit verzeichneten die Schweizer Campingplätze bereits im Jahr 2017 ein Plus von knapp 14 Prozent – was neue Rekordzahlen bedeutete. Insgesamt fast 3,2 Millionen Übernachtungen gab es auf das Jahr gerechnet, Tendenz steigend. Mit etwa 66 Prozent sind es zwar nach wie vor zum Grossteil die Schweizer selbst, welche in der Heimat campen, jedoch kommen zunehmend auch ausländische Gäste mit dem Wohnmobil oder Zelt auf die Campingplätze. Es handelt sich also um einen Trend, welcher sich längst nicht nur in der Schweiz abzeichnet. Stattdessen entscheiden sich auch in anderen Ländern immer mehr Menschen für das Camping und somit gegen den Urlaub in einem Luxushotel, einer Ferienwohnung oder anderen klassischen Unterkunft. Das Geld alleine scheint dafür jedoch nicht verantwortlich zu sein, ansonsten wäre die vergleichsweise teure Schweiz wohl kein so beliebtes Reiseziel. Woher also rührt der Boom?

Camping bedeutet Freiheit und Naturverbundenheit

Zwar spielt das Geld für einige Reisende ebenfalls eine Rolle, steht jedoch nicht im Vordergrund. Im Gegenteil scheuen viele Camper bei ihren Reisemobilen keine Kosten und investieren in Fahrzeuge im Wert von vielen zehntausenden Schweizer Franken. Zudem erfreut sich das sogenannte „Glamping“ steigender Beliebtheit – eine Art glamouröses Camping, wobei auf keinerlei Luxus verzichtet werden muss. Worin liegt dann für die Camper der Unterschied zum „normalen“ Urlaub? 

fotolia.com: #210747337 | Urheber: JFL Photography

Das Stichwort lautet: Freiheit! Viele Reisebegeisterte verbinden mit dem Camping die ultimative Entscheidungsfreiheit, wann sie wohin fahren und wo sie rasten möchten. Einfach auf die Strasse, fertig, los! Das Camping braucht wenig Planung und erlaubt ein Höchstmass an Spontanität. Damit stellt es die perfekte Abwechslung zum stressigen Alltag dar, welcher von Terminen und Verpflichtungen geprägt ist. 

Zudem spielt die Nähe zur Natur eine tragende Rolle. Immer mehr Schweizer und Europäer aus dem umliegenden Ausland leben in Grossstädten. Die einzigen Naturerfahrungen sammeln sie in den überfüllten Parks zwischen Lärm und verschmutzter Luft. Wonach sie sich hingegen wirklich sehnen, ist wieder eine Verbundenheit zur Natur aufzubauen. Denn frische Luft, Ruhe und das Grün der Pflanzen helfen dem Körper sowie Geist beim Entspannen. Das Camping ist daher trotz des fehlenden Luxus eine optimale Wahl als Auszeit vom Alltag und verspricht Erholung pur. 

Vor allem reiche Menschen campen in der Schweiz

Kein Luxus? Von wegen! Wie bereits erwähnt, wählen immer mehr Camper das sogenannte „Glamping“ und lassen es sich auf luxuriös ausgestatten Campingplätzen in ebenso luxuriösen Wohnmobilen rundum gutgehen. Denn interessant an der aktuellen Trendwelle ist, dass das Camping keinesfalls nur bei Menschen mit wenig Geld beliebt ist – welche also im Zelt hausen und dadurch ihr Portemonnaie schonen möchten. 

Stattdessen sind es vor allem wohlsituierte Personen mittleren Alters, welche aktuell das Camping für sich entdecken. Sie zelebrieren das „Vanlife“ öffentlich in sozialen Netzwerken und haben neben ausreichend Geld auch genügend Zeit für diese langsame Art zu reisen. Für sie wirken daher auch die hohen Preise in der Schweiz keinesfalls abschreckend. Stattdessen möchten sie die Schönheit der Natur in vollen Zügen geniessen, beispielsweise jene im Glarnerland, und legen anschliessend auf einem der Schweizer Campingplätze eine Rast ein – für einen Tag, eine Woche oder auch einen ganzen Monat. Frei nach Belieben, denn darum geht es ihnen ja beim Camping: Freiheit. 

Die Frage lautet: Eintagsfliege oder Trendwende?

Die Schweizer Campingplatzbetreiber sind mit diesem plötzlichen Boom teilweise überfordert und unsicher, ob sich das Umrüsten langfristig lohnt. Schliesslich würden grössere Campingplätze auch zusätzliche Kosten bedeuten und was, wenn irgendwann die Gäste wieder ausbleiben? Ob sich der Trend zum Camping langfristig halten wird, lässt sich zum Stand heute tatsächlich kaum voraussagen. Viele Reisende haben sich eigene Wohnmobile gekauft und hegen somit langfristige Pläne. Wer das Camping hingegen erst einmal ausprobieren oder nur zeitweise betreiben möchte, mietet den Camper kurzerhand und hält sich somit alle Optionen offen

Vermutlich wird es mit dem Camping so sein wie mit den meisten Trends: Mal ist es „in“ und mal ist es „out“. Schlussendlich ist es also wohl keines von beidem, sprich weder Trendwende noch Eintagsfliege. Fraglich ist zudem, ob die Schweiz als Reiseziel beliebt bleibt oder die hohen Kosten nicht doch eines Tages nur noch die Einheimischen anlocken, während ausländische Camping-Fans lieber auf günstigere Länder ausweichen. 

Ganz ausbleiben werden die Touristen mit ihrem mobilen Heim aber voraussichtlich nicht. Schliesslich ist die Schweiz perfekt für das Erkunden per Camper geeignet und bietet atemberaubend schöne Naturlandschaften, welche auf dem europäischen Kontinent einzigartig sind. Zudem ist die Schweiz im Gegensatz zu anderen Ländern nach wie vor eher wenig besucht und somit finden die Gäste noch genau diese Ruhe und Naturverbundenheit, nach welcher die meisten suchen. 

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Artikel deaktiviert.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR