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Wenn es am Flughafen brennt

Was tun, wenn ein Business-Jet mit zehn Personen an Bord und ein Kleinflugzeug auf der Piste kollidieren? Dieses Szenario wurde in Samedan geübt.

03.06.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Drei Minuten. Das ist die maximale Zeit, welche der Betriebsfeuerwehr des Engadin Airport bleibt, um mit dem ersten Fahrzeug an eine Unfallstelle zu gelangen und Löschmittel abzugeben. Die drei Minuten starten ab dem Moment, wenn der Alarm ausgelöst wird. So lautet die internationale Auflage, an welche sich auch alle Flughäfen der Schweiz halten müssen – sogar wenn sie so klein sind wie der Engadin Airport in Samedan. An diesem Freitagnachmittag braucht die Flughafenfeuerwehr allerdings nicht einmal drei Minuten, um die Notfallstelle am Ende der Piste zu erreichen. Mit Sirenengeheul düsen die zwei topmodernen roten Fahrzeuge die Rollbahn entlang.

Zwei Schwerverletzte

Am Unfallort lodert ein Feuer und Rauch steigt von einem Kleinflugzeug auf. Das Flugzeug ist auf der Piste mit einem Business-Jet kollidiert. Kaum stehen die Feuerwehrfahrzeuge, steigen die Feuerwehrmänner auch schon aus und innert weniger Sekunden schiesst Wasser aus Schläuchen. Es sieht aus, als würde eine Wasserwand zwischen den Flugzeugen aufgebaut werden. Der Jet wird auf diese Weise tatsächlich vor einem Feuerübergriff geschützt und eine rasche Evakuation der beteiligten Personen wird möglich.

«Nur durch Übung werden wir besser.»

Schon liegen oder sitzen die beiden Piloten und die Passagiere auf dem Boden und werden von Rega-Mitarbeitern betreut. Sie waren zuerst da, weil sich ihre Basis ebenfalls am Flughafen Samedan befindet. Wenige Minuten später werden sie bereits von der Rettung Oberengadin tatkräftig unterstützt. Es gibt zwei Schwerverletzte: der Pilot und ein Passagier des Kleinflugzeugs. Alle anderen sind entweder leicht verletzt oder befinden sich in einem Schockzustand. Während die Verletzten versorgt werden, sichert die Kantonspolizei die Unfallstelle, holt erste Informationen zur Kollision ein und muss auch bereits lästige Journalisten vom Platz verweisen. Nach und nach werden die Passagiere je nach Verletzungsgrad ins Spital oder dann zum Flughafengebäude transportiert, wo sie vom Care Team Grischun in Empfang genommen werden.

VIDEO TANJA EGLI

Testlauf für den Ernstfall

Christian Gorfer steht am Rande des Schauplatzes und grinst, als ein aufgebrachter «Passagier» versucht, auf eigene Faust die Piste zu verlassen und ein Vertreter der Feuerwehr Samedan/Pontresina hinter ihm nachrennen muss. Gorfer ist Mediensprecher der Engadin Airport AG und betreut bei diesem fiktiven Horrorszenario die Medienvertreter. «Alle drei Jahre müssen wir eine sogenannte ICAO-Notfallübung auf dem Regionalflughafen Samedan durchführen», erklärt er. Dabei gehe es um die Überprüfung der Notfallorganisation, also um die Abläufe und die Zusammenarbeit zwischen den Partnerorganisationen. Für die Feuerwehrleute und Kantonspolizisten dient die Übung auch als Schulung.

«Bei so einer Notfallübung können wir eins zu eins testen, wie wir im Ernstfall vorgehen müssen. Nur durch Übung werden wir besser», meint Roman Parli nach der Übung. Seine Funktion im Berufsalltag nennt sich Teamleader Ground Service, an diesem Tag ist er aber als Kommandant der Flughafenfeuerwehr im Einsatz.

Keine Stunde hat die Notfallübung schliesslich gedauert. Als «interessant, lehrreich und realitätsnah» bezeichnet Übungsleiter Martin Binkert die «Kollision». «Es ist so abgelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte», sagt er zufrieden. Experten haben die Übung natürlich ebenfalls mitverfolgt. Die Details zur Ausführung der verschiedenen Partner werden später in einem Schlussbericht zusammengefasst.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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