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Ein Remis der besonderen Sorte

Am Ende resultierte ein 2:2-Unentschieden. Doch zurückbleiben wird die Erinnerung, einmal in Rom gegen die vatikanische Nationalelf gespielt zu haben. Das Spiel, die Hintergründe und Eindrücke der FA Raetia in Rom.

26.03.19 - 08:00 Uhr
Leben & Freizeit

Nein, der Papst hat das Spiel auf dem Sportplatz Cavalieri di Colombo nicht mitverfolgt. Gut unterhalten wäre er aber allemal gewesen. Denn am Samstagabend auf 20 Uhr war das Spiel zwischen der inoffiziellen raetischen Fussballnationalmannschaft (FA Raetia) aus Graubünden und den Kickern des Vatikans angesetzt. Los ging es dann um 20 Uhr nach dem italienischen Pünktlichkeitsverständnis, also um 20.30 Uhr. 

Spiel gedreht, aber ...

Der Auftakt in die Partie gelang den Gardisten und Angestellten des Vatikans besser. Mit langen Bällen in die Spitze erarbeiteten sie sich zu Spielbeginn einige hochkarätige Chancen und gingen folgerichtig mit 1:0 in Führung. Die Raetier nahmen Anpassungen in der Aufstellung vor und konnten das Spielgeschehen in der Folge ausgeglichener gestalten.

Nach der Pause war es Kapitän Mirco Oswald, der den Bann brach und gleich doppelt für die Raetier traf. Die Führung hielt aber nicht lange an und ein vatikanischer Angriff über den rechten Flügel, konnte in der Mitte erfolgreich zum 2:2-Schlussstand verwertet werden. 

Von SBB-Uhren und lateinischen Bankomaten 

Bevor es für die Bündner Kicker in Rom ernst galt, stand eine ausgiebige Führung durch das Garde-Quartier, den Petersdom und den Vatikan auf dem Programm. Einige Spieler munkelten, dass die vom vatikanischen Fussballverbandspräsidenten und einem Schweizer Gardisten geführte Tour, Teil der Taktik war, um den Bündnern die Energie für das Spiel zu rauben. Wie dem auch sei; die Kicker erhielten Einblick in den Vatikan, wie ihn nur wenige Touristen erhalten.

So hängt im Quartier der Schweizer Garde prominent eine typische Schweizer Bahnhofsuhr und der Startbildschirm an vatikanischen Bankomaten ist in lateinischer Sprache konzipiert. Das Innenleben des Vatikans mit eigenem «Mini-Güterbahnhof» ist gepflegt, geräumig und stellt in der 2,8 Millionenstadt Rom eine kleine Insel der Ruhe dar. Wusstet ihr zudem, dass eine Galauniform eines Schweizer Gardisten aus 154 Einzelteilen besteht und ein Schneider für die Fertigung 42 Stunden benötigt?

Doch zurück zum eigentlichen Grund unserer Reise: Nach einer kurzen Erholung im Hotel (einem ehemaligen Priesterseminar auf vatikanischem Boden) war es dann soweit: Der Schiedsrichter pfiff das Spiel vor atemberaubender Kulisse mit Blick auf den Petersdom an. 

Aus Haldenstein wird Raetia

Damit das Spiel in Rom überhaupt über die Bühne gehen konnte, mussten die Raetier eine mehrjährige Geduldsprobe durchlaufen. Unter der Führung des damaligen Präsidenten Gian-Marco Schmid, besser bekannt als Rapper Gimma, wurde 2011 aus dem FC Haldenstein die FA Raetia. Der Grund: Bereits mit dem FC Haldenstein wollte Schmid ein Freundschaftsspiel gegen den Vatikan bestreiten. Doch aus der päpstlichen Administration kamen nur Absagen: «Akzeptiert werden nur Spiele gegen offizielle Nationalmannschaften», lautete die Begründung.

Diese Bedingung konnte Schmid mit der Gründung des FA Raetia und der Mitgliedschaft im «Weltfussballverband der nicht anerkannten Staaten» (Conifa) ausreichend erfüllen. Gimma legte folglich den Grundstein für das absolvierte Freundschaftsspiel gegen den Vatikan bereits vor acht Jahren.

Fortsetzung folgt?

Seither hat die raetische Equipe an alternativen Fussballweltmeisterschaften teilgenommen und diverse Qualifikations- und Freundschaftsspiele in teils entlegenen Regionen (Abchasien, Kasachstan, Malta) bestritten. Das Team ist ein bunter Haufen Bündner Amateurfussballer aus den unterschiedlichsten Stärkeklassen. Nach dem Spiel gegen die vatikanische Auswahl, wollen die Teamverantwortlichen den Kontakt nach Rom aufrechterhalten und nicht erneut acht Jahre warten, bis ein erneutes (Rück-)Spiel stattfindet.

Für dieses allfällige Rückspiel gilt dasselbe, wie für das Spiel vom Samstag: Egal wie hoch der Sieg oder die Niederlage auch ausgeht, mit dem Erlebnis gegen die vatikanische Nationalelf gespielt zu haben, geht jeder Spieler als Gewinner vom Platz. (bae)

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