×

Spielgruppen fehlt es an Regeln und Unterstützung

Die FSK Grischun ist eine neue Anlaufstelle für Bündner Spielgruppenleiter, Eltern und Behörden. Sie will Spielgruppenleiter besser vernetzten und die Qualität der Gruppen erhöhen und vereinheitlichen.

Südostschweiz
16.03.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Kinder
Spielgruppen zählen offiziell nicht zu den familienergänzenden Kinderbetreuungsangeboten.
ARCHIVBILD

In Graubünden gibt es mindestens 150 Spielgruppen. Sie werden meistens alleine und völlig eigenständig von einer Person geleitet. Oft fühlt sich diese mit den Erwartungen der Behörden, der Eltern und anderer Institutionen überfordert und alleine gelassen, wie die Fach- und Kontaktstelle Grischun (FSK Grischun) in einer Mitteilung schreibt. Aus diesem Grund wurde die Fachstelle in diesem Jahr ins Leben gerufen.

Schweizweit gibt es rund 26 solcher Fach- und Kontaktstellen. Und auch in Südbünden existierte bereits eine Anlaufstelle für Spielgruppenleiter und Eltern. «Wir möchten aber den ganzen Kanton vernetzen», sagt Beatrice Bollinger von der FKS Grischun gegenüber Radio Südostschweiz.

Bisher seien die Spielgruppenleiter selbstständig gewesen, hätten in einem Dorf alleine gearbeitet. Vom Kanton werden sie nicht unterstützt und haben auch keine Regeln oder Vorgaben. Mit der FKS Grischun wolle man nun erreichen, dass alle Spielgruppen nach den selben Qualitätskriterien funktionieren und dafür auch die nötigen Mittel zur Verfügung haben, sagt Bollinger weiter.

Ebenso wichtig sei es für die Spielgruppenleiter, über aktuelle Themen zu diskutieren und sich auszutauschen. Deshalb treffe man sich im Rahmen der FKS Grischun auch zweimal im Jahr an einem Stammtisch. Ausserdem bemühe man sich, mehr Weiterbildungsmöglichkeiten nach Graubünden zu holen. «Damit die Spielgruppenleiter nicht immer alle bis Zürich oder St. Gallen reisen müssen», sagt Bollinger, die selbst auch als Spielgruppenleiterin arbeitet.

Der Kanton soll mehr tun

Nicht nur die Zusammenarbeit der Spielgruppenleiter soll mit der FKS Grischun in Graubünden besser werden, sondern auch diejenige mit den Behörden und dem Kanton. Familienergänzende Kinderbetreuungsangebote unterstehen heute der Bewilligungspflicht und damit einer grossen Fülle gesetzlicher Vorgaben, insbesondere bezüglich Qualität der Kinderbetreuung. Nur dann werden sie vom Kanton anerkannt und erhalten entsprechende Beiträge. Spielgruppen zählen aber nicht zu diesen familienergänzenden Angeboten. Unter anderem weil sie zu unregelmässig und zu selten stattfinden.

Im Gegensatz zu einer Kita, fördert eine Spielgruppe das freie Spiel und findet nur wenige Stunden pro Woche statt, bestätigt Bollinger. «In Spielgruppen können Kinder mit wenigen Regeln sein, wie sie sein wollen», sagt sie. Sie sollen den sozialen Umgang mit anderen Kindern lernen, mit ihnen Konflikte lösen und merken, mit wem sie gerne zusammen sind und mit wem nicht. Sie sollen selbst entscheiden, ob sie eine Aktivität mitmachen wollen oder nicht.

Mehr Anerkennung erwünscht

Der Besuch einer Spielgruppe ist ausserdem freiwillig und wird nicht vom Kanton vorgeschrieben. Deshalb schicken laut Bollinger viele Eltern ihre Kinder aus finanziellen Gründen nicht in eine Spielgruppe. «Unser Ziel ist es, dass sich alle Eltern eine Spielgruppe leisten können. Dazu brauchen wir aber die Unterstützung der Gemeinden und des Kantons.»

Allgemein wünsche man sich mehr Anerkennung für Spielgruppen und eine einheitliche Regelung – eine Art Leitfaden. «Damit nicht eine Gemeinde etwas an die Spielgruppe zahlt und eine andere nicht.» Und damit alle Leiter sich weiterbilden und beispielsweise auch die sprachlichen Kompetenzen von Kindern mit Migrationshintergrund fördern könnten. Dann wären diese besser auf den Kindergarten vorbereitet.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR