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Trolle und Hexen träumen vom Frühling, der schon da ist

Bei schönstem Wetter zogen unter dem Motto «Bis kei Lappi – chum uf Rappi» allerlei fantastische Figuren durch die Rapperswiler Altstadt. Verkleidete Touristen spielten zudem auf die Lokalpolitik an.

25.02.19 - 14:11 Uhr
Leben & Freizeit

Sie kamen, um den Winter zu vertreiben – doch der ist schon weg. Zumindest gestern, an diesem wunderbar milden Vorfrühlingstag, der dem traditionellen Rapperswiler Fasnachtsumzug beste Bedingungen beschert. Trotz des milden Februarwetters ziehen Drachen und Meerjungfrauen und -männer durch die Gassen der Rosenstadt, um dem letzten bisschen Kälte den Garaus zu machen. Unten am Fischmarktplatz lungern derweil Trolle, Prinzessinen und Hexen in der Nachmittagssonne herum. Eine Fee schleckt Glacé. Am Seeufer schläft ein Kleinkind im Kostüm der Bergföhn-Clique im Holzwägeli.

Punkt 14.30 Uhr ziehen die ersten Wagen und Guggen durch die schattigen Altstadtgassen. «Bis kei Lappi – chum uf Rappi» lautete das baseldeutsch klingende Fasnachtsmotto. Der Anlass wird seit 1975 von der Schellegoggi-Zunft organisiert, die heuer passend zum Motto als Touristen aus aller Welt den Umzug anführen. «Mit unserem Motto spielen wir auf das Visitor Center an, das im letzten Jahr bachab geschickt wurde», erklärt Zunftmeister Urs Ingold.

Mundartrock und Glühwein

Eine der lautstärksten Truppen ist die Waggisclique Los Cardinaleros aus Lachen. Die Boxen auf dem mächtigen Wagen verstärken Polo Hofers «Alperose», das nicht nur vom Dialekt her deplatziert wirkt. Ein Bub mit blau-grünem Haar und Tigerkostüm wartet auf eine Gabe. Weiter hinten Richtung See tauchen die einheimischen Chridebüchsler auf. «Glühwein-Sponsor» steht auf dem Wagen, und in der Tat schenken die Büchsler das heisse alkoholische Getränk aus und verteilen es unter den Schaulustigen, die jedoch kaum am Frieren sind.

Ebenfalls mit heisser Verpflegung unterwegs ist die Truppe Waldvolk-Zürisee. Der Verein für traditionelle Kostüme aus Stäfa führt ganz vorne am Wagen einen grossen Grill mit, auf dem Würste gebraten werden. Aus den Boxen klingt deutscher Schlager. Bereits vom Sommer inspiriert scheinen die Rapperswiler Schlosshüüler: Ganz in Blau-grün und mit glitzerndem Schwanz passen die Meerjungfrauen und -männer zum blauen Februarhimmel.

Wer den Rummel scheut, hat sich oben im Lindenhof auf das Mäuerchen gesetzt und beobachtet mit herabbaumelnden Beinen das Treiben in der Altstadt.

Dösen zu Helene Fischer

Zurück am Fischmarktplatz hat Helene Fischer ihren Auftritt – zumindest imaginär. «Durch die Nacht» tönt es aus den Boxen, während ein Mitglied der Fasnachtsgruppe Goldsprenger aus Goldingen in der Sonne döst und ihr goldenes Schuhwerk gen Himmel streckt.

Die Terrassen der Restaurants mit Nachmittagssonne sind voll. Auf den Abfallkübeln der Seepromenade stapeln sich Pizzakartons von Sonnenhungrigen, die das schöne Wetter für ein Freiluft-Zmittag genutzt haben. Vor dem Eingang des Bürgerspitals sitzt eine Frau im Rollstuhl und wippt begeistert im Rhythmus der Hinwiler Note-Furzer.

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