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Wie die Benediktiner nach Uznach kamen

Die Geschichte der Abtei St. Otmarsberg in Uznach ist noch jung im Vergleich zu jener der Missionsbenediktiner, die sie bewohnen.

Linth-Zeitung
30.01.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die ersten drei Äbte: Anlässlich der Wahl von Emmanuel Rutz (Mitte) zum Abt im Jahr 2013 kamen als Gäste auch seine beiden Vorgänger, Ivo Auf der Maur (links) und Marian Eleganti, auf den Otmarsberg.
Die ersten drei Äbte: Anlässlich der Wahl von Emmanuel Rutz (Mitte) zum Abt im Jahr 2013 kamen als Gäste auch seine beiden Vorgänger, Ivo Auf der Maur (links) und Marian Eleganti, auf den Otmarsberg.
ZVG

von Abt Ivo auf der Maur

Im Jubiläumsjahr 2019 blicken wir, die Missionsbenediktiner, zurück. Menschen und Ereignisse spielten eine Rolle, sodass wir für den guten Ausgang danken.

P. Andreas Amrhrein (1844–1927) von Gunzwil bei Beromünster, Mönch von Beuron, gelang es, im Kulturkampf 1884, die Kongregation von St. Ottilien zu gründen. Da vermehrt Schweizer eintraten, gedachte man, auch in unserm Land zu werben. Zu diesem Zweck wurde 1916 P. Adelrich Mühlebach (+1960) entsandt. Er baute eine Prokura auf, die sich um materielle und personelle Unterstützung der Mission bemühte. Bald erwies sich das Elternhaus in Cham als zu klein.

Zu diesem Zeitpunkt erfuhr er, dass in Uznach die Villa «Daheim» zum Kauf angeboten wurde, und erwarb sie. Damals lag Deutschland darnieder. In der Schweiz grassierten Grippe und Inflation. Soziale Unruhen brachen aus. Am 16. September 1919 traf P. Adelrich von St. Ottilien im neu gegründeten Benediktusheim in Uznach ein. Die neu- trale Schweiz erwies sich als günstig für Beziehungen mit andern Kontinenten, sodass Uznach für Jahrzehnte zum Drehpunkt für unsere Missionsarbeit wurde.

Günstiges Angebot in Uznach

Als sich in Deutschland der Nationalsozialismus ausbreitete, wollten die Äbte der vier deutschen Klöster junge Kandidaten für das Studium ins Ausland schicken. Was lag näher als die katholische Universität Freiburg im Üechtland? 1937 erwarben P. Adelrich und P. Notker Mannhart (+1981) dafür ein Haus auf dem Schönberg.

Aber wer wollte sich nach dem Krieg für ganz einem deutschen Kloster anschliessen, da es in der Schweiz viele Missionsgesellschaften gab? Daher wurden das Benedictinum im September 1947 selbstständiges Priorat und P. Notker zum Prior ernannt. Im Laufe der Jahre stieg die Zahl der Schweizer Missionsbenediktiner auf stolze 53 an.

Schon länger wünschten jüngere Mitbrüder eine würdige Klosterkirche. Dazu war ein grösseres Grundstück erforderlich. Auch war der Schönberg in Freiburg als neues Wohnquartier vorgesehen. So machte sich P. Prior Notker erneut auf die Suche. Nahe der theologischen Fakultät wurde er fündig, aber Bischof Charrière (+1976) wollte für den Bau nur einen kleineren Platz gewähren. Die Suche begann neu. Die Gemeinschaft entschied sich nun für die Zusammenlegung beider Gemeinschaften in einem Neubau in der Ostschweiz. Diese Aufgabe wurde P. Aemilian Lügstenmann (+1988) anvertraut. Schliesslich entschieden sich die Mitbrüder für das günstige Angebot von Herrn Emil Gubser in Uznach.

Am 31. Oktober 1963 bezogen die Mitbrüder den Neubau St. Otmarsberg. Diesmal intervenierte eine Gruppe Protestanten in Zürich beim Justizdepartement des Bundes, denn die an der Strasse geplante Kirche zeuge für ein Kloster, was der Bundesverfassung widerspreche. Doch der Bundesrat erlaubte ein Haus für alte Missionare und die Ausbildung junger. Die Obern sahen für den Moment vom Bau einer Kirche ab und richteten den für die Bibliothek vorgesehenen Raum als Kapelle ein.

Die offizielle Einweihung fand an Himmelfahrt 1964 durch Bischof Josephus Hasler (+1985) statt. Kurz darauf resignierte P. Prior Notker als Oberer. Zum Nachfolger wurde P. Benno Hegglin gewählt.

Bisher drei Äbte

Noch einmal sorgte die Politik für eine Wende. 1973 sprach sich eine Mehrheit der Schweizer für die Abschaffung des Klosterverbots aus. Nun drängte der Klosterverband von St. Ottilien auf Erhebung zur Abtei. Der Ortsbischof und die Schweizer Benediktiner waren dafür. Ein Dekret des Erzabtes erhob das Kloster am 6. Januar 1982 zur Abtei. Am gleichen Tag wählte die Gemeinschaft den Schreibenden, P. Ivo Auf der Maur, zum ersten Abt. Die Weihe empfing ich durch Bischof Otmar Mäder (+2004) am 2. Februar in der Pfarrkirche Uznach. 1999 folgte mir P. Marian Eleganti, der später zum Weihbischof von Chur ernannt wurde. 2013 erfolgte die Wahl von P. Emmanuel Rutz zum dritten Abt.

In die Jahre 1985/88 fielen die Planung und der Bau der Abteikirche. Seitdem entwickelte sich die Abtei unter dem Schutz Gottes mehr und mehr zu einem Ort der Begegnung und des Gebetes, ohne die vielfältigen Beziehungen in Kirche und Gesellschaft auf vier Kontinenten zu schmälern. Gott vertrauen wir auch unsere Zukunft an.

Abt Ivo Auf der Maur wurde 1924 in Steinen SZ geboren. Nach dem Maturabschluss in Einsiedeln trat er 1944 der Benediktiner-Klostergemeinschaft bei und wurde 1949 zum Priester geweiht. Bald darauf folgte ein Missionseinsatz von fünf Jahren und danach das Doktorat in Rom. Seitdem setzt er sich, auch im fortgeschrittenen Alter, unermüdlich für die Anliegen der Missionsbenediktiner von St. Ottilien ein.

Aus dem Leben des Klosters
Abt Ivo Auf der Maur schildert die Geschichte von Uznach und des Klosters St. Otmarsberg. Der Präses Jeremias Schröder berichtet über den Gründer und die weltweite Kongregation. Schwester Marie-Therese von Tutzings Artikel heisst «Jung und missionarisch». Abt Emmanuel Rutz berichtet über die Missionsarbeit der Abtei St. Otmarsberg heute. Kilian Oberholzer schreibt über die Abtei St. Otmarsberg, eingebettet in die Klosterwelt im Linthgebiet. Verschiedene Altmissionare schildern Episoden aus dem Missionsalltag. Eva Maria Faber schreibt über die Frau in der Kirche von heute. Pater Hildebrands und Bruder Ramons Text schliesslich ist betitelt mit «Alt und jung berichten». 

Zum Jubiläum 100 Jahre Missionsbenediktiner
Seit 100 Jahren wirken die Missionsbenediktiner von Uznach auf verschiedenen Kontinenten. Das Kloster St. Otmarsberg ist im Jahr 1963 aus dem Zusammenschluss zweier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eröffneten Gemeinschaftshäuser der Benediktiner entstanden. Eine offizielle Gründung fand jedoch nicht statt, da zu dieser Zeit das Gründen von Klöstern und Bistümern verfassungsmässig verboten war. Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten wird die Einweihung eines Missionswegs sein, welcher rund um die Abtei St. Otmarsberg führt. 

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