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Zweite Chance für Arztprojekt?

Ein medizinisches Zentrum im Gemeindehaus von Trin: Die Gemeindeversammlung hat dem Vorhaben im Dezember eine Abfuhr erteilt. Aufgrund falscher Informationen, meint Initiant Peter Reiser – er bleibt dran.

Jano Felice
Pajarola
27.01.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Trin
Ein medizinisches Zentrum im Gemeindehaus von Trin wurde im Dezember von der Gemeindeversammlung abgelehnt.
THEO GSTÖHL

Der Beschluss fiel an der Gemeindeversammlung vom 17. Dezember mit 72:30 Stimmen bei 39 Enthaltungen: Der Souverän von Trin war nicht gewillt, in die Sanierung von leer stehenden Büros im Gemeindehaus 300 000 Franken zu investieren (Ausgabe vom 19. Dezember). Dabei hätte es für die Neuvermietung der Räume ein konkretes Projekt gegeben – ein medizinisches Zentrum, initiiert vom Flimser Arzt Peter Reiser.

In einem Leserbrief in der gestrigen Ausgabe der Lokalzeitung «Ruinaulta» stellt Reiser nun aufgrund des veröffentlichten Protokolls fest, an der Gemeindeversammlung seien irreführende Angaben gemacht worden. Ein Kritiker hatte ins Feld geführt, mit dem Kredit unterstütze die Gemeinde einseitig einen Arzt beim Ausrüsten einer Praxis. Demgegenüber hält Reiser fest, bei den 300 000 Franken handle es sich einzig um die Sanierungskosten, die von der Gemeinde bei einer Neuvermietung der in die Jahre gekommenen Räume sowieso investiert werden müssten. Die Inneneinrichtung des Zentrums wäre laut Reiser auf weitere 150 000 Franken zu stehen gekommen – und «das wäre durch die Mietergemeinschaft getragen worden. Die Gemeinde hätte keine private Person oder Organisation subventioniert.»

Die sanierten Räumlichkeiten, so Reisers Idee, hätten tage- oder stundenweise an Therapeutinnen und Therapeuten aus der Schul- und Komplementärmedizin vermietet werden sollen. «Wir hatten über ein Dutzend bestqualifizierte Interessentinnen und Interessenten, die Mehrzahl davon in Trin wohnhaft, heute aber auswärts tätig.» Er selbst hätte mit einem Stützpunkt im Gemeindehaus vor allem seinen älteren gehbehinderten Patienten in Trin entgegenkommen können, so Reiser. Notabene habe er vorgängig alle Arztkollegen der Region eingeladen, beim Projekt mitzumachen.

Was das Vorhaben letztlich offenbar zu Fall brachte, war das Thema Apotheke, wie auch das Protokoll zeigt. An der Versammlung hiess es, eine solche sei im Zentrum geplant, und sie sei öffentlich. Das, so die Kritik eines Votanten, gefährde die Existenz des anderen in Trin tätigen Flimser Arztes – er dürfte keine Medikamente mehr ausgeben, da sie stattdessen in der Apotheke geholt werden müssten. Dazu betont Reiser auch gegenüber der Redaktion: «Es war nie eine öffentliche Apotheke geplant.» Das sei zu aufwendig und lohne sich auch von den Frequenzen her nicht. In den Plänen in der Botschaft sei eine Kammer mit «Apotheke» beschriftet gewesen, das habe zu Verwirrung geführt. Er selbst habe die Missverständnisse an der Versammlung nicht korrigieren können, weil er bewusst auf eine Teilnahme verzichtet habe. «Im Zentrum stehen sollte die Vermietung der Räume», so Reiser. Im Nachhinein sei das Fernbleiben ein Fehler gewesen. «Wir dachten, der Kredit geht problemlos durch.»

Gemeindepräsident Stefan Cahenzli bestätigt Reisers Schilderung. «Die Räume müssten wir vor einer Vermietung sowieso sanieren.» Das habe man an der Versammlung auch gesagt, aber erfolglos. Und bezüglich Apotheke sei es unglücklicherweise zu einer Fehlkommunikation gekommen – «genau am schliesslich entscheidenden Punkt».

Reiser gibt seine Idee noch nicht auf, wie er betont. Auch Cahenzli hält es für denkbar, sie erneut aufzugreifen – aber dann in modifizierter Form.

Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist. Mehr Infos

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