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Auswärtige Züchter wollen sich mit den Glarnern messen

100 Jahre: So lange gibt es die Kleintierfreunde von Glarus Süd. Mit über 60 Helfern, 400 Kaninchen und fast 100 Geflügeltieren sorgten sie in Linthal für eine gut besuchte Jubiläumsausstellung.

Südostschweiz
25.01.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Blickkontakt: Züchterin Marie von Euw kommt bei der Betrachtung ihres Tiers wohl auf eine andere Bewertung als später die Juroren. Pressebild
Blickkontakt: Züchterin Marie von Euw kommt bei der Betrachtung ihres Tiers wohl auf eine andere Bewertung als später die Juroren. Pressebild

Segelflieger und Wohnwagen sowie andere kostbare Fahrzeuge und Lagergegenstände mussten über 400 Kaninchen- und Geflügelboxen weichen. Denn am dritten Januarwochenende fand in der ehemaligen Produktionshalle der Spinnerei Linthal eine Ausstellung der Kleintierfreunde Glarus Süd statt.

Nach alter Tradition lieferte die Züchterschaft bereits am Donnerstagabend über 300 Kaninchen und fast 90 Geflügeltiere nach Linthal. Denn im Kanton Glarus sind an Kleintierausstellungen seit jeher einheimische und ausserkantonal gezüchtete Tiere durchmischt. Es kann also jede und jeder Auswärtige mit den Glarnern konkurrieren.

Weg ins Glarnerland lohnt sich

Und dies ist gut so, heisst es von Kurt Schwab, Kaninchenexperte aus Hätzingen. Denn gerade mit der Durchmischung steige die Tierqualität. Man könne an der Ausstellung auch züchterisch gesehen wertvolle Tiere kaufen und verkaufen. Ausserkantonale Spitzenzüchter würden deshalb gerne auch mal einen weiteren Weg in Kauf nehmen. «Böse Zungen behaupten sogar, wer nie im Glarnerland ausgestellt habe, könne sich landesweit (noch) nicht zur besten Züchterschaft zählen», so Schwab.

Damit die Ausstellung gelingen kann, packen jeweils viele Menschen mit an. Neben dem Ausstellungskomitee stellten über 60 weitere Personen ihre Arbeitskraft zur Verfügung.

Der frischpensionierte Vereins-, Weisswienergruppen- und heute OK-Präsident Thys Luchsinger leitete nebst den allgemeinen Führungsaufgaben das Rechnungsbüro.

Weil bei seinen Wirtschaftsrassen – den Roten und Weissen Neuseeländern – sehr viel Fleisch anfällt, hatte deren Züchter, Marktfahrer David Hefti, während des Winters viel Zeit zum Ausprobieren von Kochrezepten gehabt. So amtete er bei der Ausstellung als Küchenchef. «Die Gäste fühlten sich wie in einem gehobenen Lokal mit 18 Gault-Millau-Punkten», so Schwab. Erika Schwab, Präsidentin der Fellnähgruppe «Tödi» und Holländerzüchterin, stellte sich ausserdem als Festwirtschafschefin zur Verfügung.

Gut umsorgte Ausstellungsgäste

Um die Tombola kümmerten sich die ehemalige Dreifarbenschecken-Züchterin Sylvia Speich und ihr Partner Hermann Schmidt. Kalifornierzüchter Emil Sigel kümmerte sich mit seinem Team um einen schnellen Auf- und Rückbau sowie die Fütterung der «Ausstellungsgäste».

Dass Samstag und Sonntag so viele Züchterinnen und Züchter und weitere Interessierte nach Linthal kamen, war auch der Künstlerin Ursula Rhyner zu verdanken. Sie hatte das Werbeplakat entworfen. Am Samstagabend erfreuten sich die Gäste an der Glarner Huusmusig mit ihrer Musikakrobatik. Unter den Gästen waren auch Gemeindepräsident This Vögeli und Ständerat Werner Hösli.

Grosse Farbenpracht

Fast alle in der Schweiz anerkannten Kaninchenrassen waren an der Ausstellung vertreten. Fünf Experten bewerteten sie nach dem Schweizerischen Standard und den Vorgaben der Fachtechnischen Kommission.

Reklamationen gab es (fast) keine. Eine Reklamation kam von einer nicht mehr ganz jungen Züchterin aus Steinen. Sie trägt schon eine 9 auf dem Rücken. Sie reklamierte, weil ihr Schweizer Fehkaninchen bei einer Wirtschaftsposition leidigerweise nur eine 9 erzielte – also eine nicht so hohe Gesamtpunktzahl. Die schweizweit bekannte Fehzüchterin musste sich vom einheimischen Kaninchenexperten belehren lassen, dass ihr Rücken auch nicht mehr die ganz kräftige Muskulatur einer jungen Dame besitze. Diese Begründung nahm sie vom jüngeren Experten mit hoch gestikulierendem rechten Zeigefinger mahnend, aber lachend zur Kenntnis.

Vom St. Galler Rheintal war auffallend viel Geflügel eingeliefert worden. Ein Züchter stellte Warzenenten, Pommerenten, Laufenten, Indische Kämpfer und Zwergkämpfer sowie Altenglische Zwergkämpfer aus. Geflügelrichter Jakob Eisenhut hatte viel zu tun. «Es war eine wunderschöne Farbenpracht beim Geflügel zu sehen, die nur die Natur uns bieten kann», so Experte Kurt Schwab. Unter den Rassensiegern der Jubiläumsausstellung befanden sich auch über zehn Glarner Tiere.

«Böse Zungen behaupten, wer noch nie im Glarnerland ausgestellt hat, kann sich landesweit (noch) nicht zur besten Züchterschaft zählen.»

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