×

Späte Grippewelle breitet sich in der Ostschweiz aus

Anders als in der West- und Zentralschweiz breitet sich die Grippe im Osten des Landes derzeit stark aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie jedoch bisher weniger heftig. Dies kann sich aber noch ändern.

23.01.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Ans Bett gefesselt: Das diesjährige Grippevirus attackiert vor allem Kinder unter vier Jahren.
Ans Bett gefesselt: Das diesjährige Grippevirus attackiert vor allem Kinder unter vier Jahren.
Symbolbild Keystone

Es sind vor allem junge Menschen, die derzeit von der Grippe heimgesucht werden. Neben der Gruppe der 15 bis 29-Jährigen sind besonders Kleinkinder unter vier Jahren stark betroffen von der Grippewelle. Für sie sei das mit der Grippe einher gehende Fieber besonders gefährlich, erklärt Holger Hänsch.  «Wenn Kleinkinder zu lange hohes Fieber haben, können sich gefährliche Fieberkrämpfe entwickeln», erklärt der Präsident des Ärztevereins Linth. Zudem drohe Gefahr durch Flüssigkeitsmangel, da Säuglinge und Kleinkinder bei Unwohlsein Nahrung und Getränke verweigerten.   

 
Ältere Menschen kaum betroffen


Insgesamt bezeichnet Hänsch die Grippewelle in der Ostschweiz derzeit als stark. «Aber im letzten Winter war sie noch heftiger», hält der in Gommiswald praktizierende Hausarzt fest. Neben den stark in Mitleidenschaft gezogenen Kleinkindern falle auf, dass die über 65-Jährigen vom Virus mehrheitlich verschont blieben. Während auf 100 000 Einwohner 246 grippebedingte Arztbesuche auf Kleinkinder entfallen, werden lediglich 64 Konsultation durch Menschen über 65 Jahre vorgenommen. «Das ist auffällig. In anderen Jahren war besonders die Gruppe der über 65-Jährigen stark von der Grippe betroffen.»
Hänsch schliesst aus dieser Beobachtung, dass der diesjährige Impfstoff recht gut wirkt. «Bei den älteren Menschen haben wir eine gute Durchimpfquote. Wenn die über 65-Jährigen am wenigsten betroffen sind vom Virus, bedeutet dies, dass die Impfung wirkt.» Jüngere Personen liessen sich nach wie vor viel seltener impfen, erklärt Hänsch: «Ihnen ist die Impfung häufig zu teuer», weiss der Hausarzt.


Rund vier Wochen später


Normalerweise erreicht die Grippewelle ihren Höhepunkt einiges früher als in diesem Winter. «Häufig haben wir in den Arztpraxen bereits im Herbst Konsultationen wegen Grippe», erklärt Hänsch. Im Winter 2017/2018 seien die meisten Grippefälle bereits vier Wochen früher gemeldet worden. Während es im letzten Winter im Zusammenhang mit der Grippe zu aussergewöhnlich vielen Lungenentzündungen gekommen ist, beobachtet Hänsch derzeit keine speziellen Ausprägungen der Grippe. Eine definitive Bilanz lasse sich aber erst in acht bis zwölf Wochen ziehen. Insgesamt dauert die Grippewelle rund drei Monate.
Wie jeden Winter verwechselten auch heuer zahlreiche Patienten Grippe und Erkältung, erzählt der Präsident des Ärztevereins Linth. «Bei der Grippe kommt es immer zu einem Anstieg der Körpertemperatur», erklärt Holger Hänsch. Zudem komme eine Erkältung schleichend, während die Grippe normalerweise «wie angeworfen» auftrete.


Händewaschen schützt


Für all jene, die auf die Grippeimpfung verzichtet haben, sei der Zug nun abgefahren, hält Hänsch fest. Der Grund: Bis zum vollen Schutz dauere es nach der Impfung knapp zwei Wochen. Ungeimpften rät der Arzt, verstärkt auf die üblichen Hygienemassnahmen zu achten – insbesondere nach dem Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel oder dem Berühren von öffentlichen Treppengeländern und ähnlichem. «Händewaschen bietet den besten Schutz vor einer Ansteckung.» Wer bereits erkrankt sei, soll unbedingt in ein Taschentuch oder in die Armbeuge husten und nicht in die Hände, wie es weit verbreitet ist.

Die Grippeimpfung in der Apotheke boomt
Rund 200 Personen haben sich in diesem Winter in der Rapperswiler Stoffel-Apotheke gegen die Grippe impfen lassen – Tendenz steigend. Wie Apotheker und Inhaber Philippe Stoffel auf Anfrage sagt, hat die Nachfrage seit dem letzten Jahr noch einmal um zehn Prozent zugenommen. Im letzten Winter war die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr gar um das Dreifache gestiegen. Auffällig sei, dass sich immer mehr jüngere Menschen gegen die Grippe impfen liessen und dafür die Apotheke wählten. Während man für die Impfung beim Hausarzt einen Termin braucht, kann der Pieks in der Apotheke meist ohne Voranmeldung vorgenommen werden.  Neben der Stoffel-Apotheke führt auch die Topwell Apotheke in Jona Impfungen durch – jedoch nur einmal wöchentlich und auf Voranmeldung. Auch die Amavita Apotheke in Uznach impft Kunden gegen die Grippe. Beide Apotheken konnten zur Nachfrage nach der Grippeimpfung keine Auskunft geben.  (ep)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR