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Usthi baut Angebot aus und fördert Handwerker

Neu unterstützt die in Rapperswil-Jona verwurzelte Stiftung Usthi in Indien auch Ausbildungsplätze für handwerkliche Berufe. Dabei zeigt sich, dass nicht nur junge Männer das Angebot nutzen.

Linth-Zeitung
09.01.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

von Barbara Schirmer 

Hyderabad zählt zu den ganz grossen Städten Indiens. Fast sieben Millionen Menschen leben dort. Längst nicht alle sind von Wohlstand umgeben. «Schulbildung ist in ganz Indien und somit auch in Hyderabad keine Selbstverständlichkeit», gibt Olga Egli, zuständig für die Mittelbeschaffung bei der Stiftung Usthi, zu bedenken.Bar

Egli erklärt, dass es leider immer schwieriger werde, eine Arbeitsstelle ohne Schulabschluss zu erhalten. Dies weil die Anforderungen im indischen Arbeitsmarkt steigen. Daher investiert die Stiftung seit vielen Jahren vor Ort in die Schul-, seit 2008 auch in die Berufsbildung. Bei Letzterem werden anhand von Kursen und Modulen junge Menschen für das Berufsleben vorbereitet.

Mit Erfolg schlossen bisher vorwiegend junge Frauen dank Usthi eine Ausbildung ab. Zum Beispiel als Kosmetikerin oder in der Textilverarbeitung. Olga Egli erklärt, die Frauen hätten nebst Beruf teilweise schon Kinder. In diesem Fall seien sie darauf angewiesen, dass sie flexibel arbeiten können. Daher lege die Stiftung die Schwerpunkte beim Ausbildungsprogramm auf Berufe, welche die Frauen auch selbstständig ausführen können. Mit Erfolg. Alleinerziehenden Müttern werde so ermöglicht, nach Abschluss der Kurse für ihre Kinder aufzukommen. Diesen sogar den Schulbesuch zu ermöglichen.

Keine Abhängigkeiten schaffen

Im zurückliegenden Jahr baute die Stiftung ihr Angebot aus. Neu stehen auch Lehrgänge bereit, die vor allem junge Männer ansprechen sollen. Ob als Spengler, Sanitär, Holz- und Metallverarbeiter oder im Elektrosegment – auf die Baubranche von Hyderabad warten neue Fachkräfte. «Den ersten Handwerkerkurs besuchten 27 junge Erwachsene», freut sich Olga Egli und verrät: «Es haben sich sogar zwei Frauen dort eingeschrieben.» Die ersten Absolventen konnten bereits im Herbst ihr Zertifikat entgegennehmen. Dazu werde jeweils eine grosse Feier organisiert, ganz nach indischem Belieben.

«Schulbildung ist in ganz Indien nicht selbstverständlich.»
Olga Egli, Zuständig für die Mittelbeschaffung bei Usthi

Es ist der Stiftung Usthi wichtig, dass die Hilfe den Bedürfnissen vor Ort entspricht. Die Kursabgänger seien beliebte Berufsleute, sagt Egli. Das belegen die Vermittlungszahlen der vergangenen Jahre. 2018 hätten alle der insgesamt 1100 jungen Menschen, die bei Usthi eine Berufsbildung abschlossen, im Erwerbsleben Fuss fassen können.

Weiter ist es den Menschen hinter der Stiftung Usthi wichtig, dass ihr Angebot keine Konkurrenz zur indischen Struktur wird. «Wir wollen vielmehr unser soziales Engagement so einsetzen, dass wir Synergien nutzen und keine Abhängigkeiten schaffen», erklärt Egli.

Der Start in ein neues Leben

Konkret heisst das, dass der Fokus nicht darauf liegt, weitere Schulen zu errichten. Es geht vielmehr darum, jenen den Schulbesuch zu ermöglichen, die das geforderte Schulgeld nicht aufbringen können. Auch bei der Ausbildung gilt ein ähnliches Gedankengut. Daher arbeitet die Stiftung mit einer Partnerorganisation vor Ort zusammen.

Mindestens einmal pro Jahr reist die Geschäftsführerin nach Indien und überprüft sämtliche Einrichtungen, die von der Stiftung unterstützt werden. Zudem findet ein regelmässiger Austausch via Skype statt. Für die jungen Menschen in Hyderabad, die dank Usthi eine Ausbildung absolvieren, bedeutet die Hilfe der Stiftung «den Start in ein neues Leben». Nun können sie alle, ob auf dem Bau oder als Näherin, künftig selbstständig für den Lebensunterhalt ihrer Familie aufkommen.

Weitere Infos: www.usthi.ch

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