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Pasta und Sicherheit auf der Strasse

Kolumnist Martin Mühlegg ist viel im Linthgebiet unterwegs und hält dabei Augen und Ohren offen. So entdeckt er immer wieder interessante Gegenstände, die er in seiner Kolumne vorstellt.

Linth-Zeitung
09.01.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die gelbe Linie erinnert ein wenig an Pasta.
Die gelbe Linie erinnert ein wenig an Pasta.
MARTIN MÜHLEGG

von Martin Mühlegg

Sugofelder an der Grynaustrasse, Haifischzähne auf der Schachenstrasse, Schachmuster auf dem Paradiesweg, weisse Tagliatelle (ohne Eier) auf der Allmeindstrasse, gelbe Pappardelle (mit Eiern) auf der Zürcherstrasse und blaue Pappardelle (mit Heidelbeeren?!) auf der Hauptstrasse: Die Strassen im Kanton St. Gallen sind in den letzten Jahren abwechslungsreicher und bunter geworden. Interessante Formen und Farben ergänzen die vertrauten ausgezogenen und unterbrochenen weissen Linien.

Gibt es unter den Strassengestaltern verhinderte konkrete Künstler? Verwirklichen sich hier Absolventen der Kunsthochschulen, denen der Einstieg in den Kunstmarkt missglückt ist? Solche Fragen mag man sich bei der oberflächlichen Betrachtung dieser Werke stellen.

Natürlich ist dem nicht so. Die zuständigen Mitarbeitenden von Kanton und Gemeinden dürfen nicht im Baucenter Farbe nach ihrem Gusto mischen lassen und in beliebiger Form auf den Asphalt malen. Die Möglichkeiten sind zwar erweitert worden. Doch noch immer gibt es bei der Gestaltung der Strassen Richtlinien. Dies ergeben Nachfragen beim Strasseninspektorat und bei der Kantonspolizei.

Erste Priorität hat bei diesen gestalterischen Eingriffen die Sicherheit. Ein weiteres Kriterium ist der Verkehrsfluss, der möglichst nicht unterbrochen werden soll. Die roten Felder bei der Kreuzung Ewigkeitsstrasse/Grynaustrasse in Uznach sollen zum Beispiel Automobilisten dazu ermuntern, besser auf die Velofahrer zu achten, die dort ihren Weg kreuzen.

Die dünnen weissen Nudeln (Tagliatelle) auf der Allmeindstrasse in Rapperswil-Jona verengen optisch die Fahrbahn und animieren zu mehr Vorsicht und geringerem Tempo. Die Haifischzähne auf der Kreuzstrasse warnen vor Schwellen und zu hohem Tempo. Schachbrettmuster auf Quartierstrassen haben eine ähnliche Funktion.

Bleibt die Frage, was es auf sich hat mit der dicken gelben Nudel (Pappardelle) auf der Zürcherstrasse in Uznach (siehe Bild) und der dicken blauen Nudel auf der Hauptstrasse in Steinach. Diese Gestaltungselemente könnten Automobilisten dazu ermuntern, nahe am Trottoir zu fahren und Velofahrer abzudrängen. Der Fachmann vom Strasseninspektorat nennt diese Nudeln «multifunktionale Mehrzweckstreifen». Sie dienen als Abbiegehilfe, können Fussgänger beim Überqueren der Strasse unterstützen und sorgen für eine optische Verengung und damit tiefere Tempi.

Dass die Gestalter unserer Strassen ihren Job gut machen, zeigt ein Blick in die Unfallstatistik. 2017 kamen bei Verkehrsunfällen in der Schweiz 230 Menschen ums Leben. In den frühen 1970er-Jahren, als es noch keine Airbags, kein ABS und eben auch keine Nudeln auf den Strassen gab, waren es über 1500. Seit dem Jahr 2000 beträgt der Rückgang 61 Prozent.

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