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Grosser Bahnhof für zwei Knie-Lokomotiven

Champagner, Luftballons, Fanfaren: Zur Taufe von zwei Zirkus-Lokomotiven lässt die Familie Knie mit den SBB die Korken knallen. Ein Jahr lang rollen die Lokomotiven nun durch die ganze Schweiz.

Südostschweiz
30.11.18 - 12:34 Uhr
Leben & Freizeit

 

Von Ramona Nock

Wenn Familie Knie einlädt, blickt die Schweiz nach Rapperswil. Was für den jährlichen Auftakt der Zirkustournee gilt, scheint auch an diesem Morgen nicht anders: Fotografen, scharenweise, stehen sich am Bahnhof die Beine in den Bauch. Ob Hobbyknipser, Zugliebhaber oder einfach nur Neugierige: Sie alle sind gekommen, um die Taufe von zwei nagelneuen Lokomotiven mit dem Zirkusemblem mitzuerleben. Luftballons weisen den Weg, Musik schallt aus Lautsprechern, hier die Champagnerflaschen, dort die Sektgläser.

Und da sind sie auch schon, die Mitglieder der Familie Knie: Zirkusdirektor Fredy Knie jun., Géraldine Knie mit ihrem Mann Maycol Errani und Sohn Ivan Frédéric, Franco Knie senior, Franco Knie junior. Knies haben mit der grossen Kelle angerührt und alles eingeladen, was Rang und Namen hat: Vertreter von Stadt und Kanton, vom Tourismusverein, Freunde und Gönner der Zirkusfamilie sind nach Rapperswil gekommen. Als Ehrengäste sind der St. Galler Regierungspräsident Stefan Kölliker und SBB-CEO Andreas Meyer angereist. So eine Taufe will schliesslich gefeiert werden. Auch, wenn das «Baby» heute deutlich grösser ist, ja eigentlich alle überragt.

Sekt bringt Kölliker zu Fall

Die beiden Täuflinge sind leuchtend rot und fahren pünktlich im Bahnhof ein, begleitet vom Blitzlichtgewitter der Fotografen. Die zwei Lokomotiven wurden zum 100. Geburtstag des Circus Knie mit dem Jubiläumslogo verziert. Das eine ist eine Lok des Personenverkehrs, das andere eine Cargo-Lokomotive. Kostenpunkt: 133 000 Franken. 60 000 bekommen Knies vom kantonalen Lotteriefonds. Beide Loks werden nun ein Jahr lang durch die ganze Schweiz rollen. Und für Knies die Werbetrommel rühren.

Die Champagnerkorken knallen, der Schaumwein spritzt gegen die Lokomotiven. Zirkusdirektor Fredy Knie bekommt versehentlich eine Ladung ins Gesicht, Stadtpräsident Martin Stöckling erwischts am Mantel, Regierungspräsident Kölliker purzelt beim Versuch, dem Strahl auszuweichen, vom Podest. Langweilig wird es mit den Knies nicht.

Zirkusreise mit dem Zug

Mit den SBB ist die Familie Knie schon jahrzehntelang verbunden. Seit 1919 bepackt der Zirkus während der Tournee zwei Extrazüge mit insgesamt 30 Waggons mit Zelt sowie Hab und Gut und reist über Nacht an den nächsten Gastspielort. In all den Jahren legte er so rund 300 000 Kilometer zurück. Lange Zeit reisten auch die Tiere mit dem Zug von Ort zu Ort. Dies änderte sich 2006 aus Tierschutzgründen – und weil die Reisezeit auf der Strasse in Spezialwagen letztlich kürzer war. Seither gehören auch der spektakuläre Tierauslad am Bahnhof Rapperswil und die Tierkolonnen bis zum Kinderzoo der Vergangenheit an. Erinnerungen an diese Zeit? Fredy Knie erzählt von einer Elefantendame, die sich am Spielort Wil stets erinnerte, in welche Richtung sie losmarschieren musste. «Als wir den Platz wechselten, war sie regelrecht verwirrt.»

Zum Schluss der Taufe gibts einen Goldregen voller Lobesworte: Der Circus Knie sei ein wichtiger Werbeträger für die Region, sagt der Tourismuschef. Ein tolles Aushängeschild für Stadt und Kanton, sagt der Regierungspräsident. «Wir sind stolz, ist der Zirkus bei uns zuhause», pflichtet der Stadtpräsident bei. Sagts und reibt sich die Champagnerflecken vom Mantel. «Nachher in der Sitzung werden alle sagen, der ‘Stapi’ rieche nach Alk.»

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