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Freiwillige helfen auf dem See

Ein manövrierunfähiges Boot ist in der Umgebung von Rapperswil ein Fall für die Seemannschaft. Denn der Verein übernimmt den Pannendienst auf dem Wasser.

Linth-Zeitung
27.11.18 - 16:00 Uhr
Leben & Freizeit
Präsident Robert Hegner führt mit Freude das Vereinsboot der Seemannschaft Rapperswil vor.
Präsident Robert Hegner führt mit Freude das Vereinsboot der Seemannschaft Rapperswil vor.
BARBARA SCHIRMER

von Barbara Schirmer

Beinahe verlassen liegt der Stadthafen Rapperswil da. Die allermeisten Boote sind bereits eingewintert oder haben ihren Lagerplatz gewechselt. Doch ein kleines weisses Motorboot des Types «Freja Marine TG 5.9» schaukelt gemütlich mit den Wellen um die Wette. An seiner Kabinentüre ist eine Flagge angebracht. «Seemannschaft Rapperswil» steht darauf gedruckt. «Wann immer ein Bootsfahrer eine Panne auf dem See hat – wir können helfen», versichert Robert Hegner, Präsident des Vereins.

In diesen Fällen heisst es für das kleine weisse Boot: Fertig gemütlich geschaukelt, denn ein Einsatz steht bevor. Während der Sommermonate stellt der Verein an den Wochenenden gar einen Pikettdienst. Aber auch sonst ist die Einsatzgruppe abrufbar, verlässt bei Bedarf den Arbeitsplatz, um die Gestrandeten aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Hegner betont: «Wir sind 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche verfügbar.»

Vor ziemlich genau einem Jahr gründeten fünf begeisterte Bootsfahrer den Verein. Sie alle sind ehemalige Mitglieder der Wasserrettung. «Wir wollten unser über Jahre angesammeltes Wissen weiterhin Gleichgesinnten zur Verfügung stellen. Also wagten wir den Schritt und gründeten den Verein Seemannschaft», blickt Hegner zurück. Innert kürzester Zeit wuchs die Mitgliederzahl auf über 80. Rund die Hälfte sind Aktivmitglieder. 16 Personen sind in der Einsatzgruppe und somit bei Hilfeleistungen anzutreffen.

Schnelles Wachstum

Robert Hegner ist erfreut über das schnelle Wachstum. Das zeige, dass sich das Wagnis der Vereinsgründung gelohnt habe. Damals galt es nämlich abzuwägen, wie realistisch es ist, ein eigenes Boot anzuschaffen und einen ehrenamtlichen Pannendienst aufzuziehen. Umso mehr freuten sich die Beteiligten, dass die Allianz Versicherung als Sponsor auftrat und dem Verein seine Leistungen zur Verfügung stellte. «Das gab uns unglaublichen Schub, denn uns wurde bewusst, dass die an unser Vorhaben glauben.»

Das Boot wurde gekauft und ein Alarmierungssystem entwickelt. Für den Bootskauf schlossen sich vier Mitglieder zusammen und finanzierten dieses vor. Ein professionelles Alarmsystem zeigte sich als sehr teuer. Also setzte sich Präsident Hegner, der gleichzeitig wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule für Technik Rapperswil ist, hin und kreierte kurzerhand ein eigenes Alarmierungssystem. Was sich einfach anhört, birgt allerdings zahlreiche Stunden Arbeit in sich. Heute kann via Smartphone auf der Website des Vereins oder per Telefonanruf Hilfe angefordert werden. Sogar die GPS-Koordinaten des Bootes, das sich in Schwierigkeiten befindet, werden direkt der Seemannschaft übermittelt.

Das alles baute die Seemannschaft in rekordverdächtiger Zeit auf. Nur vier Monate nach der Vereinsgründung war sie startklar. Insgesamt zehn Mal ist die Einsatzgruppe bisher ausgerückt. Überbrückte entladene Batterien oder schleppte Boote ab. Robert Hegner betont: «Wir sind keine Blaulichtorganisation. Bei medizinischen Problemen, Unfällen, Bootsbränden und anderen Notfällen müssen Hilfesuchende die Notfallnummer 112 wählen.» Das steht auch mehrfach auf der Website der Seemannschaft.

Mitglieder willkommen

Einmal monatlich findet eine Übung statt. Dabei vertiefen die Pannenhelfer ihr Wissen. Nicht jedes Mal geht es dabei ums Eingemachte auf dem See. Auch das Fertigen von Seemannsknoten wird verinnerlicht oder die Basics des Segelns ausprobiert. Hegner fasst zusammen: «Wir geniessen ganz einfach mit Gleichgesinnten den Austausch über nautisches Wissen.»

Darum sind im Verein auch Personen willkommen, die sich nicht aktiv an den Einsätzen auf dem See beteiligen möchten. «Voraussetzung ist alleine nautisches Interesse», so Hegner. Wer den Jahresbeitrag von 80 Franken bezahlt, für den rückt die Seemannschaft übrigens in der Umgebung von Rapperswil gratis aus. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Der Erlös wird vollumfänglich in die Fixkosten investiert.

Schon bald wird aber das kleine weisse Boot, das im Stadthafen vor sich hinschaukelt, seine Anlegestelle verlassen. Die TG 5.9 zieht nämlich ins Winterquartier. Zum Glück kann die Seemannschaft auch von dort aus bei Bedarf auslaufen und einen Einsatz leisten. Denn auch ein milder Winter schützt bekanntlich nicht vor Pannen.

www.seemannschaft-rapperswil.ch

3 Fragen an Wanda van Rooyen, Mitglied in der Einsatzgruppe der Seemannschaft Rapperswil

1. Was motiviert Sie, in der Einsatzgruppe der Seemannschaft mitzuhelfen?
Schon als Kind kam ich in Berührung mit der damaligen Seerettung. Mein Vater war dort langjähriges Mitglied. Umso stolzer war ich, als erste Frau in die Wasserrettung aufgenommen zu werden. Als Dank für das entgegengebrachte Vertrauen möchte ich mich als Teil der Einsatzgruppe revanchieren.

2. Kamen Sie je an Ihre Grenzen bei einem Einsatz?
Mit dem grossen Know-how des Vorstandes und weiterer Mitglieder habe ich mich immer sicher auf den Piketts oder Einsätzen gefühlt. Wie wir am Seenachtfest gesehen haben, ist unser kleines Boot auch zu grösseren Einsätzen fähig. Da hatte es ein beachtlich grosses Boot abgeschleppt.

3. Weshalb soll ein Bootsbesitzer Mitglied bei der Seemannschaft sein? 
Als Bootsbesitzerin war ich selber schon auf Hilfe angewiesen. Als Nicht-Mitglied einer solchen Organisation würde man schnell tief in die Tasche greifen. Zudem haben wir tolle Leute im Verein, man trifft sich auf Land und See. Böötler helfen Böötlern; als Einsatzgruppe, Aktiv- oder Passivmitglied.

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