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Tierschutzverein Linth sucht Räumlichkeiten

Seit über 65 Jahren kümmern sich die Mitglieder des Tierschutzvereins Linth um das Wohl der Tiere. Das bedeutet viel Aufwand. Denn jeder Fall wird individuell abgeklärt, je nachdem, was das Tier, das da gerade in Not ist, braucht.

Linth-Zeitung
30.10.18 - 10:04 Uhr
Leben & Freizeit
Den Tieren Zuwendung und ein gutes Zuhause geben: Melanie Jud und René Marti sind zwei Vertreter des Tierschutzvereins Linth.
Den Tieren Zuwendung und ein gutes Zuhause geben: Melanie Jud und René Marti sind zwei Vertreter des Tierschutzvereins Linth.
BARBARA SCHIRMER

von Barbara Schirmer

Es ist elf Uhr am Vormittag. Beim Präsident des Tierschutzvereins Linth, René Marti, klingelt das Telefon. Eine Frau ist am Apparat. Eine herrenlose Katze hat seit einigen Tagen mit ihren vier Jungtieren den Garten in Beschlag genommen. «Diese Katze bringt ihren Nachwuchs in Menschennähe, weil sie auf Futtersuche ist», erklärt Marti. Das sei ganz typisch und der optimale Zeitpunkt zum Handeln. Denn während dieser Phase könne die Katzenfamilie ganz einfach eingefangen und zu einem Tierarzt gebracht werden.

Beim Tierschutzverein Linth löst so ein Telefon aus der Bevölkerung eine ganze Kette von Handlungen aus. Zuerst nimmt Marti die Meldung entgegen und vereinbart mit den besorgten Anrufern, was weiter passiert. Dann gilt es, die Ressortverantwortlichen des Vereins zu informieren. Denn jede Tierart wird von anderen Spezialisten betreut. «Wir kümmern uns längst nicht nur um Katzen», betont Marti. Ob Vögel, Igel, Hund oder Nager – der Tierschutzverein setzt sich für alle ein. Auch Wild- und Nutztiere zählen dazu. Diese Ressortverantwortlichen leiten die nächsten Massnahmen ein. Oft gebe es Fälle, wo eine Benachrichtigung des Tierschutzbeauftragten der jeweiligen Gemeinde oder gar des Kantons nötig werde. Doch kein Fall ist gleich. Darum bestimmen Marti und der jeweils zuständige Ressortverantwortliche den Ablauf nach jeder Eingangsmeldung. So auch beim Fall der Katzenmutter mit ihren Jungen.

Gemeinden beteiligen sich nicht

Die Katzenmutter ist in der Zwischenzeit in der Obhut des Tierarztes. Dort wird sie kastriert. Der Schweizerische Tierschutz, dem auch der Tierschutzverein Linth angehört, unterstützt jährlich mehr als 10 000 Kastrationen bei verwilderten Katzen. René Marti betont, dass dies ohne Gemeindemittel erfolge. «Schön wäre eine Kostenbeteiligung der jeweiligen Gemeinden. Schliesslich geben verwilderte, von Krankheiten betroffene Tiere ein schlechtes Bild ab.»

Für den Tierschutzverein Linth hört die Arbeit nach der Kastration des Katzenmamis lange nicht auf. Die Tiere werden bei privaten Pflegestellen temporär untergebracht. Während dieser Zeit gilt es, die möglichen Besitzer des Tieres ausfindig zu machen. Das Tier wird fotografiert und via Instagram, Facebook und auf der Homepage publiziert. Hat sich während zwei Monaten niemand gemeldet, muss für das Tier ein definitives zu Hause gesucht werden. Dieser Vermittlungsschritt wird künftig auch in der «Linth-Zeitung» publiziert.

Traum: Eigene Auffangstation

«Wir sind kein Tierheim», stellt Marti richtig. «Bei uns ist ein Tier maximal drei Monate auf einer Pflegestelle, dann muss es endvermittelt sein.» Eine Auffangstation würde den Vereinsmitgliedern ihre Arbeit, die sie mit grossem zeitlichem Einsatz, unentgeltlich und aus reiner Tierliebe machen, erleichtern. Darum ist Marti mit seinem Team auf der Suche nach einem geeigneten Objekt. Er beschreibt, ein altes Haus wäre ideal, ein isolierter Schopf oder Räumlichkeiten in einem Industriegebiet. Wichtig auch der Wasseranschluss, denn es gilt, die Hygienevorschriften einzuhalten.

Eine private Pflegestelle zu finden, sei nicht immer einfach. «Oft bringen wir die Tiere temporär bei unseren Ressortverantwortlichen unter», wirft die kommunikationsverantwortliche Melanie Jud ein. Das sei eine Tatsache, die auf Dauer so nicht weitergehen könne. Nebst den Räumlichkeiten sind auch tierliebe Menschen gesucht, die sich gerne aktiv im Verein einsetzen möchten. Pro Jahr gehen beim Verein über 200 Tiermeldungen ein. Jud versichert: «Wir brauchen dringend Unterstützung. Je mehr Aktivmitglieder wir sind, umso ausgeglichener wird der Arbeitseinsatz für uns alle.» Auch Mitglieder, die den Verein finanziell unterstützen, sind nötig. Denn es gilt Futter- und Materialkosten zu bezahlen und Tierarztrechnungen zu begleichen. Um näher bei der Öffentlichkeit zu sein, möchte der Tierschutzverein Linth in kommender Zeit wieder vermehrt an Märkten und Strassenaktionen teilnehmen. «Die Menschen im Linthgebiet sollen uns als aktiven Verein wahrnehmen», fasst Jud zusammen.

Im Falle der aktuellen Katzenfamilie ist dies bereits geschehen. Der Tierschutzverein Linth konnte rechtzeitig handeln. Jetzt gilt es abzuwarten, ob sich vielleicht doch noch ein Besitzer meldet. Falls nicht, wird ein neues, endgültiges Katzendaheim gesucht. Eines, wo die Besitzer sich mit grösster Sorgfalt und stets des Tierwohls bedacht um die anvertrauten Schützlinge kümmern.

www.tierschutzlinth.ch

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3 Fragen an René Marti

1. Herr Marti, Sie sind Präsident des Tierschutzvereins Linth – wieso engagieren Sie sich überhaupt im Tierschutzverein?
Ich habe seit vielen Jahren einen Hund. Dann wurde ich auch noch Jäger und später Tierschutzbeauftragter der Gemeinde Schmerikon. Heute bin ich Präsident des Tierschutzvereins Linth und für das Tierwohl und den Tierschutz in der Region mitzuständig. Für mich ist das eine logische Steigerung.

2. Wie vereinbaren Sie Ihre Aufgaben als Jäger und als Präsident des Tierschutzvereins?
Das Tierwohl liegt uns Jägern am Herzen. Wir verbringen viele Stunden damit, Tiere zu beobachten und zu hegen. Auch das Dezimieren des Bestandes und kranke und schwache Wildtiere von ihren Leiden zu erlösen, gehören dazu. Als Jäger habe ich eine gesunde Einstellung zu Tier, Tierwohl und Tierschutz.

3. Ihr Verein sucht neue Mitglieder, die sich aktiv im Tierschutzverein einsetzen. Welche Eigenschaften sollen diese mitbringen?
In erster Linie müssen sie natürlich tierlieb sein. Hinzu kommt, dass sie sich wirklich für unsere Anliegen einsetzen und Zeit investieren möchten. Wir suchen Leute, die vorübergehend Tiere bei sich aufnehmen, aber auch solche, die mit uns an die Öffentlichkeit treten und uns im Linthgebiet bekannt machen.

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