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Stinkkäfer dringt in die Häuser vor

Die marmorierte Baumwanze dringt in Bündner Wohnungen vor. Zerdrückt sie aber nicht, sonst stinkts!

Südostschweiz
23.10.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Vorab nervt sie. Sie kann aber auch stinken. Und sie kriecht derzeit vermehrt in Wohnungen und Häuser. Die Rede ist von der marmorierten Baumwanze, umgangssprachlich Stinkkäfer genannt. Verschiedene Leserreporter berichteten uns von zahlreichen Tierchen, die sie in ihren Wohnungen in und um Chur gefunden haben.

In Graubünden kommt die Wanze wissenschaftlich zwar noch kaum vor, weder beim Plantahof in Landquart, noch im Bündner Naturmuseum in Chur weiss man mehr über das Tierchen. Dies haben Nachfragen ergeben. Gregor Canova, Berater Pflanzenbau am Plantahof, hängte zwar im Frühjahr eine Falle in ein Feld. Gefangen hat er aber lediglich ein Exemplar der marmorierten Baumwanze.

Jetzt suchen sie ein Winterquartier

Die vergangenen zwei Sommer waren so warm, dass es zur Massenvermehrung gekommen ist. Zudem suche sich die Wanze momentan in Häusern einen Ort zum Überwintern. Und dies lieber in städtischen Agglomerationen als auf dem Land. Weil Städte durchschnittlich wärmer sind als ländliche Gebiet, sagen Experten.

Noch ist die Wanze hierzulande keine Plage. Im Gegensatz zur USA, wo ein Ehepaar in South Carolina tausende Exemplare in ihrem Schlafzimmer vorfand.

Schützen kann man sich gegen das Tier, das kaum natürliche Feinde hat, mit Fliegengittern. Insektizide hingegen wirken nicht. In verschiedenen Medien rät Wanzenforscher Tim Haye, die Schädlinge einzusammeln und zu töten. Weiter rät Haye, die Wanzen für kurze Zeit in ein Tiefkühlfach zu legen. Den Schädling von Hand zu töten, davon rät Haye ab. Denn die Wanze sondert ein Abwehrsekret ab – und das stinke zum Himmel. 

Weiter gilt es auch, das Tierchen im Frühling im Auge zu behalten. Denn mit steigenden Temperaturen kriechen die Wanzen wieder aus ihren Verstecken hervor.

Die marmorierte Baumwanze stammt ursprünglich aus Ostasien. Im Jahr 2004 wurde sie – wahrscheinlich mit Handelsware über den Luftweg in die Schweiz eingeschleppt – zum ersten Mal in Zürich Seefeld entdeckt. Vermutlich war der blinde Passagier Teil der Fracht von Ziegeln für den Chinagarten in Zürich aus der kaiserlichen Ziegelei in Liuliqu nahe Peking. Bis heute gilt dieser Fund als erster Nachweis in Europa. Dies auch, weil erst später bekannt wurde, dass das Tierchen bereits 2004 im Fürstentum Liechtenstein auftrat, damals aber nicht erkannt worden war. Seither gab es in zahlreichen Kantonen Funde. Das ein bis zwei Zentimeter lange Tierchen ernährt sich polyphag, das heisst, es saugt an Blättern und Früchten zahlreicher Pflanzenarten. Bevorzugte Futterpflanzen sind Kirschen, Äpfel, Nektarinen und Pfirsiche. Dabei verursacht die Wanze Schäden an Obst, Beeren, Reben und Gemüse. Sie klebt ihre Eier an die Unterseite von Blättern – dieser werden daraufhin löchrig, verfaulen und sterben ab. Enzyme im Speichel der Wanzen führen zu Verkorkungen und zur Deformation von Früchten sowie zum Absterben von Blütenknospen.

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