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Hashtag, Hype und Höhenmeter

Einige in der Twitter-Community bekannte Bündnerinnen und Bündner machten sich kürzlich auf auf den Muchetta. Warum, fragt Ihr Euch? Der Grund liegt ein paar Jahre zurück.

Christian
Ruch
21.10.18 - 14:38 Uhr
Leben & Freizeit

In einer Serie ist die «Bündner-Woche» auf verschiedenste Weise mit Menschen unterwegs – in der aktuellen Folge gings zu Fuss hoch hinauf: auf den 2622 Meter hohen Muchetta. Warum ausgerechnet auf diesen Gipfel? Nun, das sei hier erzählt: Der Muchetta ist ein pyramidenähnlich aussehender Berg, der majestätisch über dem Albulatal thront. Sein Name bedeutet «Löschhütchen», sieht er doch aus wie eben jene Löschhütchen, mit denen man zum Teil noch heute Kerzenflammen zum Verlöschen bringt.

Im Dezember 2016 kam der im Albulatal wohnende Ständerat Stefan Engler auf die Idee, dem eindrucksvollen Anblick des Muchetta mal einen lustigen Vers zu widmen, den er auf Twitter mit seinen Followern teilte. Und wie sich das auf Twitter gehört, versah der Politiker das Ganze mit dem Hashtag #Muchetta – nicht ahnend, was er damit auslösen würde.

Denn nun setzte eine wahre Flut von #Muchetta-Tweets und Muchetta-Gedichten ein, sodass sich bald eine Gruppe von Muchetta-Bardinnen und -Barden bildete, die nicht müde wurden, die Schönheit dieses eindrucksvollen Berges zu bedichten. Ganz vorne mit dabei: Thomas Kollegger, ebenfalls im Albulatal wohnend und beruflich als Leiter des kantonalen Amts für Gemeinden tätig. Er beglückt seine Follower und die #Muchetta-Fangemeinde regelmässig und vor allem morgens mit aktuellen Fotos und dazu passenden Versen. So etwa: «Die Nacht entschwindet – der Tag beginnt. #Muchetta das Herz zum Hüpfen bringt!»

Luzi C. Schutz, Gemeindepräsident von Bergün Filisur, dichtete: «Scheint über dem #Muchetta der volle Mond, hat sich der nächtliche Ausflug gelohnt.» Der Kult um den Muchetta nahm schliesslich solche Ausmasse an, dass selbst das Rätoromanische Radio und Fernsehen RTR darüber berichtete und mit Stefan Engler und Thomas Kollegger auch die führenden Köpfe der #Muchetta-Bewegung zu Wort kommen liess. Der Hype um den Berg rief natürlich auch Gegenstimmen auf den Plan, die behaupteten, dass es noch viel schönere Gipfel als den Muchetta gebe – den Piz Beverin beispielsweise.

Die #Beverin-Fans versuchten nach Kräften, der Begeisterung für den Muchetta auf Twitter etwas entgegenzusetzen, beispielsweise mit Versen wie diesem von Mena Dressler: «Jeden Tag der ewge #Muchetta. Am Morgen, am Abend, bei jedem Wetter … Ich wollte mal wo anders hin. Schaut wie schön: der #Beverin!»

Auch aus der Surselva kamen Stimmen, dass es woanders ebenfalls tolle Berge gebe. So twitterte Marcel Köhle: «Macht ein Brigelser für den #Muchetta ein Gedicht, dann zeigt der Piz #Tumpiv sich
nicht.» Das alles konnten die Muchetta-Fans natürlich nicht auf sich sitzen lassen, und so kam von Thomas Kollegger Folgendes als Antwort: «#Beverin, #Tumpiv, Bernina, Vadret, die sind doch alle schön und nett! Piz Toissa, Ela, Hoch Ducan. Graubünden – Berge – echt der Wahn!

Unter wahren Kennern fällt am Schluss die Wahl auf (logisch!): #Muchetta, DER im Albulatal!» Um im Glaubenskrieg Muchetta versus Beverin ein deutliches Zeichen zu setzen, beschloss die Muchetta-Gemeinde, auf dem Gipfel selbst ein Tweet-up abzuhalten.

Tweet-ups nennt man die Treffen von Twitter-Nutzern im richtigen Leben. Gesagt, getan. Zwar gab es krankheitsbedingt einige Absagen, doch es waren immerhin noch sieben Wagemutige, die sich
am 6. Oktober zum Gipfel des geliebten Bergs aufmachten. Zu ihnen gehörten Thomas Kollegger und Luzi C. Schutz, ausserdem Claudio Riesen, ehemaliger Direktor der Standeskanzlei Graubünden, Lokführer und Hobby-Fotograf Patrick Cavelti, Pina Fischer, Leiterin der Gemeindekanzlei von Bergün Filisur, die Fotografin Yvonne Bollhalder sowie der Verfasser dieser Zeilen.

Nach etwas mehr als zwei Stunden und nicht immer ganz so einfachem Gekraxel war der Gipfel von der Westseite her erreicht, und die Muchetta-Begeisterten wurden mit einem herrlichen Blick belohnt. Ausserdem mit Rotwein, Bündner Nusstorte und einer von Luzi C. Schutz unterzeichneten Urkunde, die besagt, dass man sich nun «Venerabilis ambassador Muchettae», also «Ehrwürdiger Botschafter des Muchetta» nennen dürfe. Dass von und während der Tour eifrig Eindrücke und Kommentare in die Welt getwittert wurden, versteht sich von selbst – und sie verfehlten ihren Eindruck nicht. Selbst Graubünden Ferien zeigte sich anerkennend und twitterte: «Wir gratulieren den Gipfelstürmern und freuen uns auf zahlreiche weitere Reime über den Muchetta.» 

Und jetzt seid Ihr dran:

Ist der Muchetta der schönste Berg Graubündens?

Ja
18%
Nein
82%
22 Stimmen
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