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Alte kinderlose Männer versuchen die Jugend von heute zu verstehen

Die Bischofssynode in Rom beschäftigt sich ab Mittwoch bis am 28. Oktober mit der Jugend von heute. Claude Bachmann von der katholischen Jugendarbeit Graubünden hat ein Papier an die Bischöfe und Kardinäle mitverfasst.

Südostschweiz
03.10.18 - 13:09 Uhr
Leben & Freizeit
Vatican Pope Synod
In Rom hat am Mittwoch die Bischofssynode zum Thema Jugend begonnen.
KEYSTONE

266 alte Männer, allesamt kinderlos, diskutieren über die Jugend von heute – so könnte man die am Mittwoch in Rom beginnende Bischofssynode etwas despektierlich umschreiben. Und dennoch seien diese drei Wochen Diskussionen (bis am 28. Oktober) für die Entwicklung der Kirche gut und wichtig, findet Claude Bachmann von der kirchlichen Jugendarbeit Graubünden.

Denn, so hat er RSO-Moderatorin Annina Good erzählt, durch diese Gespräche könne in den Köpfen der Teilnehmer sehr wohl ein Umdenken und eine Haltungsänderung stattfinden, die diese dann wieder hinaus in die Welt tragen würden.

Jugendliche im Vorfeld aktiv

Zwar können Jugendorganisationen der Kirche nicht selbst an der Synode teilnehmen, doch es hat im vergangenen Jahr zahlreiche Möglichkeiten und Bemühungen, auch seitens der Kirche gegeben, um die Stimmungen, Fragen, Bedürfnisse und Anliegen der katholischen Jugendlichen zusammen zu tragen und in die Synode zu bringen.

So hat der Vatikan etwa eine Online-Umfrage durchgeführt und die Beiträge der Jugendlichen daraus zusammengetragen, und im März hat eine Vorsynode mit über 300 Jugendlichen aus aller Welt stattgefunden, die ein Papier mit konkreten Forderungen an den Papst verfasst haben, wie Bachmann erzählt.

Zudem haben sich Anfang September katholische Jugendorganisationen aus dem deutschsprachigen Raum getroffen und ebenfalls eine Liste mit Vorstellungen und Forderungen erfasst. Dort war auch Claude Bachmann dabei und ist Mitautor dieser Forderungen:

1. Akzeptanz und Integration  

  • «In der Jugend(verbands)arbeit ist es selbstverständlich, dass junge Menschen so angenommen werden, wie sie sind – verschieden und vielfältig. Dazu gehört die Anerkennung von sexueller Orientierung und Geschlechtervielfalt.»
  • «Eine Grundhaltung des Zuhörens erwarten wir uns von allen Akteur*innen der Kirche. Vorurteilsfreie Begegnungen ermöglichen einen Dialog, in dem alle voneinander lernen. Die Beteiligungsformate zur Vorbereitung der Jugendsynode waren hierzu auf weltkirchlicher Ebene ein erster Schritt. Gleichzeitig kann die Jugendsynode nur ein Auftakt für mehr Beteiligung junger Menschen in Kirche sein.»

2. Mitbestimmung und Macht

  • «Junge Menschen leben ihr Christsein bei uns selbstbestimmt und selbstorganisiert. Ausgehend von diesen positiven Erfahrungen erwarten wir verbindliche Mitbestimmung in der gesamten Kirche. Bestehende Machtstrukturen des Klerikalismus müssen aufgebrochen, Entscheidungskompetenzen neu verteilt werden.»

3. Frauen in Ämtern der Kirche

  • «In der Jugend(verbands)arbeit achten wir auf die geschlechterparitätische Besetzung von Leitungsämtern. In der kirchlichen Hierarchie dagegen werden Führungspositionen vor allem von geweihten Männern besetzt, von der Ortsebene bis in den Vatikan. Wir begrüssen, dass diese Positionen zunehmend sowohl mit Laiinnen als auch Laien besetzt werden. Von der Jugendsynode erwarten wir, dazu beizutragen, dass die Zugangsvoraussetzungen für Weiheämter überdacht werden.»

4. Flüchtlingshilfe

  • «Jede*r Christ*in ist dazu aufgerufen, politisch aktiv zu sein und sich zu engagieren. Von der Jugendsynode erwarten wir, dass sie junge Menschen, die durch Gewalt, Verfolgung, Krieg, Terror und die Folgen des Klimawandels an der Gestaltung ihres Lebens gehindert werden, in den Mittelpunkt stellt.» 

5. Transparenz und Fehlerkultur

  • «Um glaubwürdig Kirche sein zu können, müssen Fehler eingestanden und Konsequenzen für die Zukunft gezogen werden. Wir wollen eine Kirche mit transparenten Strukturen, die nicht in alten Mustern verharrt, sondern Wege in die Gegenwart findet.»

Claude Bachmann ist zu Gast in der Sendung «Spirit» bei Radio Südostschweiz am Sonntag, 7. Oktober, nach 9 Uhr und redet ausführlicher über die Bischofssynode und darüber, wie sich die Kirche und die Jugend in Zukunft annähern und von einander profitieren können.

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Alte, zum Teil auch sehr alte Männer, welche in der Theorie im Umgang der Jugend vielleicht, und man muss betonen vielleicht, bewandert sind, aber im realen Leben diesbezüglich, null Erfahrung mitbringen. Schuld daran ist auch die katholische Kirche, welche sich der Neuzeit nicht öffnete, und zum Teil mit ihrem Glauben, in Zeiten des "tiefsten" Mittelalters verweilt. Zum Beispiel das Zölibat, Verbot der Pille usw. Nicht zu vergessen auch, das Mitarbeiter in der katholischen Kirche, deren, immer noch - Gesetzgebung unterliegen.

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