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Wer ernten will, muss säen

Der Hitzesommer macht den Schweizer Gemüsebauern zu schaffen. Nicht so den sechs Junggärtnerinnen des Projekts Gartenkind auf dem Bauerhof St. Hillarien in Chur: Dort kann nun reichlich geerntet werden.

Südostschweiz
27.08.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Von Daria Joos

Die Sonne brennt unbarmherzig auf den Garten des St. Hillarienhofs oberhalb von Chur. Sechs junge Gärtnerinnen erledigen jedoch fleissig ihre Arbeit an den Beeten, auch wenn einige Blicke ab und an wehmütig zum Freibad Sand schweifen.

Das Gemüse hat den Hitzesommer gut überstanden, der ausgebliebene Regen ist dem Garten kaum anzumerken. Dies ist natürlich auch dem regelmässigen Giessen der Primarschülerinnen zu verdanken, die während ihrer Ferien mehrmals den steilen Weg zum Garten auf sich genommen haben. Achtmal hat Annik in den letzten Wochen dem Gemüse Wasser gegeben, wie sie erzählt.

Die Mühe hat sich gelohnt: Jetzt kann geerntet werden. Begeistert ziehen die Mädchen Kohlrabi, Rüebli und Randen aus dem Boden – Gemüse, das sie diesen Frühling im Rahmen des Projekts Gartenkind selbst gepflanzt haben.

Die Überraschungen der Natur

Den Kreislauf einer Gartensaison verstehen und erleben: Genau darum geht es beim Projekt Gartenkind der Organisation Bioterra, das dieses Jahr zum zweiten Mal in Chur durchgeführt wird. Unter der Leitung von Daniela Berther, Yvonne Panzer und Yvonne Kleinlogel lernen die Gartenkinder, ihre eigenen Beete biologisch zu bewirtschaften. Seit Anfang April treffen sie sich jeden Mittwochnachmittag, um sich mit verschiedenen Gartenthemen auseinanderzusetzen. Ende September, zum Ende der Gartensaison, ist dann Schluss.

Die Arbeit soll auch Spass machen. Die Mädchen lachen über die unterschiedlichen Grössen und seltsamen Formen der Rüebli, die zum Vorschein gekommen sind. Ernten bringt eben viele Überraschungen. In Almas Beet ist eine Sonnenblume gewachsen, bei Junia hat ein kleines Nussbäumchen Wurzeln geschlagen. «Das graben wir aus und ich nehme es mit nach Hause.» Eine schöne Entwicklung kann auch Béatrice beobachten: Ihr Kohlrabi, der anfangs nicht so recht wachsen wollte, hat sich im Sommer verdoppelt, sodass sie jetzt zwei Knollen mit nach Hause nehmen kann. Ob beim Ernten oder beim Jäten: Die Mädchen sehen Resultate.

«Die Kinder haben alles gerne, was sie säen», erzählt Daniela Berther. «Ausser Tomaten», wirft Alma ein. Die Tomaten der Gartenkinder haben von der Hitze profitiert: Dank viel Sonnenschein tragen die Stauden mehr Früchte als erwartet. Der Hitzesommer hat für Gärtner also auch seine guten Seiten.

Ernteglück am neuen Standort

Die Fülle der Erträge ist auch dem neuen Standort oberhalb von Chur zu verdanken: Der Gartenkindkurs findet in diesem Jahr auf dem Gelände des Bauernhofs St. Hillarien statt. Am vorherigen Standort bei der Pädagogischen Hochschule Chur war der Platz laut Daniela Berther beschränkt.

Irgendwann sind alle Rüebli aus der Erde gezogen und in die Taschen der Mädchen verpackt. «Mein Beet ist leer, kann ich nochmals pflanzen?», will Iva von den Leiterinnen wissen. Daniela Berther vertröstet sie auf die nächste Woche. Jetzt gibt es zuerst einmal Rüeblisalat.

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