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Sie belieferten aus der Region die ganze Schweiz mit Heroin

Sechs Grossdealer gingen der Kantonspolizei St. Gallen ins Netz, als sie einen Drogenring aushob. Die Drahtzieher verteilten vom Linthgebiet aus Heroin in die ganze Schweiz. Über 15 Kilogramm der Droge wurden damals sichergestellt. Jetzt wurden die ersten Mitglieder der kriminellen Bande verurteilt.

Südostschweiz
22.08.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Unauffällig verpackt: In solchen Paketen schmuggelten die Drogenbosse den Stoff in die Schweiz.
Unauffällig verpackt: In solchen Paketen schmuggelten die Drogenbosse den Stoff in die Schweiz.
KANTONSPOLIZEI GRAUBÜNDEN

Es war eine Erfolgsmeldung, auf die die Ermittler stolz sein durften. Ende Februar klickten die Handschellen für sechs Dealer, die Grossabnehmer in der ganzen Schweiz mit Heroin und Streckmittel versorgten, namentlich aus dem Raum Linthgebiet und Walensee heraus. Kuriere hatten von Albanien aus den illegalen Stoff in die Schweiz gebracht. «Das ist für die Kantonspolizei St. Gallen ein ganz grosser Fall, auch gesamtschweizerisch gehört er zu den grösseren», erklärte Mediensprecher Hanspeter Krüsi damals. Vorangegangen waren monatelange Ermittlungen der Kantonspolizeien St. Gallen, Zürich, Genf und Schwyz sowie des Bundesamtes für Polizei Fedpol (Ausgabe vom 28. Februar).

15 Kilo Heroin beschlagnahmt

Insgesamt wurden beim Zugriff gegen 15 Kilogramm Heroin im Wert von einer Million Franken beschlagnahmt. Die beiden Köpfe der Bande, ein serbisches Brüderpaar, sowie vier albanische Zwischenhändler und Kuriere wurden festgenommen. Zwei von ihnen – sie hatten die Gebiete östlich vom Walensee, im Sarganserland, Werdenberg und Rheintal im Visier – mussten sich jetzt vor Gericht verantworten. Sie waren abwechselnd über ein Jahr lang in der Region aktiv und sollen dabei letztlich mehr als ein Kilogramm reinen Heroins umgeschlagen haben. Gefunden wurden bei ihnen aber auch Streckmittel, die dazu dienten, bei den Endverkaufs-Portionen einen Reinheitsgehalt von rund 20 Prozent Heroin zu erreichen.

Der erste Angeklagte darf dabei als der kleinere Fisch der beiden gelten. Er verkaufte rund 100 Gramm Heroin und versuchte, das später mehrmals zu wiederholen, jedoch erfolglos. Der heute 26-jährige Gipser aus Albanien war als Tourist in die Schweiz gereist, um auf diese illegale Weise Geld zu verdienen. Für ihn forderte der Staatsanwalt eine Freiheitsstrafe von 20 Monaten, davon sechs Monate unbedingt, der Rest bedingt bei einer Probezeit von zwei Jahren.

Heroin in «Bunker» am Walensee versteckt

Beim zweiten Angeklagten wogen die Vorwürfe schwerer. Der heute 24-jährige berufslose Albaner soll binnen zweier Monate über 600 Gramm Heroin verkauft haben. Zudem hatte er Heroin und Streckmittel in einem improvisierten «Bunker» in der Seeböschung des Walensees versteckt. Hinzu kommt, dass er sich zumindest zeitweise illegal in der Schweiz aufhielt. Für ihn wollte die Anklage ebenfalls 26 Monate Haft, davon jedoch acht Monate unbedingt, der Rest bedingt, aufgeschoben bei zweijähriger Probezeit.

Landesverweis an Schengengrenze aktiviert

Die Angeklagten zeigten sich vor Gericht geständig, wie schon in der Untersuchung zuvor. Damit stand der Weg für ein sogenanntes abgekürztes Verfahren offen, das denn auch beide bereits im Vorfeld akzeptiert hatten. So folgte ein Schuldspruch im Sinne der Anklage wegen Verbrechens respektive qualifizierter Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Neben den besagten Haftstrafen sprach das Gericht gegen beide Täter auch Landesverweise von jeweils fünf Jahren aus.

Zudem bleiben die Kosten der Verfahren von über 10 000 respektive rund 5000 Franken bei den Verurteilten hängen. Zahlreiche Gegenstände aus dem Drogenhandel sowie Geld und Mobiltelefone wurden beschlagnahmt und werden vernichtet oder verwertet. Zudem erfolgt bei beiden ein Eintrag in das Schengen-Informations-System SIS, um den Landesverweis bereits bei der Einreise in den Schengenraum durchzusetzen.

Wann die Prozesse gegen die restlichen Mitglieder des Drogenrings stattfinden, ist noch nicht bekannt.

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