×

Lebensmittel teilen anstatt wegwerfen

Nachhaltigkeit liegt im Umgang mit Lebensmitteln im Trend. Neben dem Kauf von regionalen Produkten ist auch das Teilen von Essen ein ökologischer Weg. Im Linthgebiet arbeitet «Tischlein deck dich» nach diesem Vorgehen. Für ihre Maturaarbeit besuchte Mascha Pfyl die Abgabestelle in Rapperswil-Jona.

Südostschweiz
10.08.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Zukunftsorientiert: Mascha Pfyl wünscht sich, dass die Leute im Umgang mit Lebensmitteln stärker sensibilisiert werden.
Zukunftsorientiert: Mascha Pfyl wünscht sich, dass die Leute im Umgang mit Lebensmitteln stärker sensibilisiert werden.
ANJA RUOSS

von Anja Ruoss

Soll man das Joghurt, das bereits sein Verfallsdatum überschritten hat, noch essen? Und wie sieht es aus mit dem Schnitzel, das seit längerer Zeit im Gefrierfach liegt? «Food Waste ist ein sehr aktuelles Thema», erklärt Mascha Pfyl aus Rapperswil-
Jona. «Die Gesellschaft wird immer mehr dafür sensibilisiert, dass Nahrungsmittel nicht weggeworfen werden müssen, sondern auch weitergegeben oder länger verwendet werden können, als man denkt.»

Doch laut der 17-Jährigen ist vielen Menschen noch nicht klar, was für Auswirkungen das Wegwerfen von Nahrungsmitteln hat. Deshalb hat sie in ihrer Maturaarbeit an der Kantonsschule Wattwil nicht nur Food Waste in der Schweiz, sondern auch dessen Folgen untersucht.

Ein Beispiel dafür, das Pfyl stark beeindruckt hat, findet sich bei einem der beliebtesten Schweizer Grundnahrungsmittel: dem Brot.

Auswirkungen auf globalen Markt

«Auf der unabhängigen Website foodwaste.ch erfuhr ich, dass 37 Prozent des Brotes weggeworfen werden», erklärt Pfyl. «Mit dem Kauf von zu viel Brot tragen wir dazu bei, dass der Getreidepreis auf der ganzen Welt steigt.» Dadurch könne sich eine Familie in Afrika oder Asien weniger Brot leisten und müsse im schlimmsten Fall sogar hungern. «Denn in ärmeren Ländern geben Familien schon bei normalen Preisen bis zu 80 Prozent ihres monatlichen Gehalts für Essen aus.»

Für eine Veränderung könnten Lebensmittelhändler zwar eine Vorbildfunktion einnehmen, «doch nur vier Prozent der Lebensmittel, die in der Schweiz weggeworfen werden, stammen von Detail- und Grosshändlern», erklärt sie. 61 Prozent der Lebensmittel gingen aus «unbekannten Gründen» verloren. «Darunter fallen Verluste in der Landwirtschaft, bei der Lagerung und dem Transport sowie eben auch bei den Konsumenten.» 

Tropfen auf den heissen Stein

Für ihre Maturaarbeit besuchte Pfyl mehrmals die Ausgabestelle von «Tischlein deck dich» in Rapperswil-Jona. Dort beobachtete sie die Abläufe vor und hinter dem Abgabetresen. «Es hat mich überrascht, dass in der Stadt so viele Personen von Armut betroffen sind», erklärt sie. Wahrscheinlich gebe es aber noch mehr Personen, die auf eine Organisation wie «Tischlein deck dich» angewiesen sind. «Ich denke, dass sich einige unwohl fühlen, wenn sie Hilfe annehmen, und deswegen das Angebot nicht nutzen.»

Besonders beliebt bei den Kunden der Abgabestelle sind Grundnahrungsmittel. «Diese sind lange haltbar und sättigen gut», erklärt sie. Durch ihre Besuche dort lernte Pfyl auch einiges darüber, wie man als Konsument Food Waste verringern kann: «So waren tiefgefrorene Lebensmittel bis ein Jahr nach Ablauf des Verfallsdatums noch geniessbar.»

Organisationen wie «Tischlein deck dich» seien ein zukunftsorientierter Weg, dem globalen Food Waste entgegenzuwirken, sagt Pfyl. «Doch es ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Denn noch immer nutzt der grösste Teil der Gesellschaft solche Food-Sharing-Plattformen nicht.» 

Auch nach Abgabe ihrer Maturaarbeit will sich Pfyl weiter mit dem Thema Food Waste beschäftigen. «Ein Studium als Lebensmitteltechnologin steht bei mir im Raum», erklärt sie.

Maturanden mit ihren Abschlussarbeiten 
In dieser Serie stellt die «Südostschweiz» in loser Reihenfolge Maturanden der Kantonsschule Wattwil und ihre Abschlussarbeiten vor. Die Schüler kommen nicht nur aus der Region, sondern haben in ihrer Maturaarbeit auch ein regionales Thema behandelt.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR