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Brigels verliert Pfarrer wegen Zölibat

Am Sonntag hat der katholische Pfarrer Marcel Köhle seine Demission verkündet. Brigels ist entsetzt.

16.07.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Breil Brigels Maria Himmelfahrt
Die katholische Kirche in Brigels braucht einen neuen Pfarrer.
YANIK BÜRKLI

Marcel Köhle ist seit sieben Jahren Priester. Am Sonntag hat er nun seinen Job als Pfarrer in Brigels an den Nagel gehängt, wie aus einer Mitteilung der Kirchgemeinde Breil/Brigels hervorgeht. Der Grund ist eine Frau, die Köhle vor zwei Jahren kennengelernt hat, wie Sep Cathomas, Präsident der Kirchgemeinde Breil/Brigels, auf Anfrage von «suedostschweiz.ch» bestätigt.

Nach dem Sonntags-Gottesdienst hatte sich demnach der Pfarrer an die Gemeinde gewandt und erklärt: «Nach einem langen und intensiven Entscheidungsprozess ist mir klar geworden, dass ich die Beziehung zu einer Frau, die ich kennengelernt habe, öffentlich leben möchte. In den letzten sieben Jahren bin ich gerne Priester gewesen, ja sehr gerne sogar. Gerade aus diesem Grunde fällt es mir nicht leicht, diesen Weg zu gehen. Die ständige Auseinandersetzung mit dem Zölibat-Versprechen und der Frage, was ich mit meinem Leben will, haben mir persönlich gezeigt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, diesen Schritt zu machen und einen Neuanfang zu wagen.»

Cathomas zeigt sehr viel Verständnis für die Entscheidung von Köhle. Er sei schliesslich selbst verheiratet. Köhle habe die Kirchgemeinde vor einer Woche über seine Entscheidung informiert. Es habe keine Anzeichen dafür gegeben, deshalb sei man sehr überrascht gewesen, so Cathomas weiter.

Lösung dürfte schwierig werden

Köhle hat nun zwei Wochen Ferien. In dieser Zeit habe man eine Vertretung organisiert. Was danach kommt, ist noch unklar. Es werde schwierig, eine Nachfolge zu finden.

Kritik am Zölibat

Die Demission von Pfarrer Marcel Köhle provoziere einmal mehr die Frage, wie lange die katholische Kirche das ungelöste Problem Zölibat noch ausschieben wolle und könne, heisst es im Schreiben der Kirchgemeinde weiter und Cathomas fügt hinzu: «Wir sind traurig, dass die katholische Kirche keine Regelung gefunden hat, dass unsere Pfarrer ein ganz normales Leben führen können, wie jeder von uns, und wir dadurch einen Verlust der besten Leute in Kauf nehmen müssen.»

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Paulus, der selber, im Gegensatz zu Petrus, nicht verheiratet war, schrieb: „Es soll aber ein Bischof unsträflich sein, EINES Weibes Mann…“, 1.Tim.3.2. Warum da vom Papst im Jahre 1074 willkürlich und entgegen der Heiligen Schrift das Zölibat als Dogma eingeführt wurde, ist unbegreiflich!
Herzliche Gratulation der Brigelser Kirchgemeinde! Sie macht dem Geist der Wahrheit Ehre!
Wie sagte doch der ehemalige Abt des Benediktinerklosters fundamentabgestützt: „Die Basis müsste subversiv reagieren.“ Wie viel Unheil hätte sich die katholische Kirche damit wohl schon erspart?

Die römisch-katholische Kirche verletzt mit der Weigerung, ihre Priester eine Ehe eingehen zu lassen, die Menschenwürde himmelschreiend (vgl. Art. 12 EMRK). Der Brigelser Priester wie seine Kirchgemeinde scheinen das zu akzeptieren. Ersterer geht wie ein Schaf zur Schlachtbank, zweitere schaut tatenlos zu. Als Protestant darf und muss ich sagen: Protestiert! Stellt Euren Priester trotz Heirat weiterhin an! Den Rest überlasst Bruder Franz, und wenn der sich nicht bewegt, Eurem Gott. - Der Brigelser Priester könnte auch ohne priesterliche Funktionen angestellt bleiben. Es ist ihm so zwar u. a. verboten, die Eucharistie (reformiert: Abendmahl) zu spenden. Was aber ist wichtiger? Die Beziehung zwischen der Frau des Brigelser Priesters und ihm? Oder das Abendmahl? "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer" (Matthäusevangelium 9, 13). Liebe will ich, nicht Eucharistie.

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