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Mops und Dogge reisen in die Ferien

Alle reden über Feuerwerke und Tierliebe, und die Hoteliers müssen sich fragen: Sind Hunde die neuen Stammgäste?

Pierina
Hassler
15.07.18 - 09:21 Uhr
Leben & Freizeit
Hundehotel: Die Auswahl für Gäste mit Hunden kann sich zeigen. Bild Pixbay
Hundehotel: Die Auswahl für Gäste mit Hunden kann sich zeigen. Bild Pixbay

Der serbische Zirkusbär Napa lebt jetzt im Arosa Bärenland. Und das ist gut so. Erstens, weil es ihm dort hoffentlich besser geht als in seinem früheren Leben. Und zweitens, weil er zum Denken anregt – in erster Linie den Aroser Tourismusdirektor Pascal Jenny. Wegen Napa stoppt Jenny das traditionelle 1.-August-Feuerwerk, zugute kommt das allen Tieren. Ob Hunde, Hirsche oder Kühe, sie ängstigen sich am Nationalfeiertag und an Silvester wegen der Knallkörper zu Tode («Südostschweiz» vom Donnerstag).

Im Zuge dieser Tiersensibilisierungskampagne regt sich auch die touristische Geschäftstüchtigkeit: Es geht um Hundehotels, respektive um Unterkünfte für Menschen, die es ohne Hund nicht aushalten wollen. Tourismusexperten reden von einer Nische, die es in sich habe.

Messer für Würstchen

Jenny kam vor fünf Jahren im Südtirol erstmals in Kontakt mit einem Hundehotel. Die Idee fand er schon damals bestechend. «Nach einem Besuch im Hotel ‘Mair im Ort’ in Meran motivierte ich einige Hoteliers in Arosa, ein starkes Hundehotel zu lancieren», sagt Jenny. Das Hotel «Erzhorn» habe erste tolle Schritte gemacht. «Andere ziehen jetzt mit.»

Im «Erzhorn» wohnen Hunde übrigens gratis, egal, wie lange die Besitzer bleiben wollen. In jedem hundefreundlichen Zimmer befinden sich Hundedecke, Futter- und Trinknapf, Frotteetuch, Robidogbeutel, Büchsenöffner, Gabel und Löffel und ein Messer zum Würstchenschneiden.

Feuerwerksfreie Ferienregion

Die Reaktionen von Hundebesitzern auf Arosas Verzicht auf das Feuerwerk sind durchwegs positiv. Mehr noch, sie sind hell begeistert vom 1. August ohne Böller und Raketen. Auf diese Emotion müsse man die Idee mit den «Hundehotels» aufbauen, sagt Tourismusprofi Hans Peter Danuser von Platen. Auf einen Schlag würden jetzt sämtliche Tierbesitzer aus nah und fern wissen, wo es am Schweizer Nationalfeiertag ruhig zu und her gehe. Andere Destinationen könnten sich dies zunutze machen.

Bis jetzt wurden am 1. August Hund und Koffer ins nahe Ausland transportiert. Auch Arosas Kurdirektor weiss das: Er kenne viele Aargauer Hundebesitzer, die über den 1. August in den Schwarzwald gehen würden, sagt er. «Diesen Gästen dürfte Arosa auch sehr gut gefallen.» Wenn Arosa sich zu einer echt feuerwerksfreien Ferienregion weiterentwickle, habe die Destination Chancen, nachhaltig mehr Gäste zu begeistern.

Pudel, Dogge oder Mops

Jenny hat also im Zuge von Bär Napa eine Idee lanciert, die für ganz Graubünden grosses Potenzial hat. Danuser redet sogar von einem «Geniestreich.» Allerdings ist die Idee von Hundeferien so neu auch wieder nicht. Die Marketingorganisation Graubünden Ferien propagiert auf ihrer Online-Plattform schon eine ganze Weile über 200 Angebote für Ferien mit Hund. «Ob Schäferhund, Retriever, Pudel, Dogge oder Mops – Graubünden ist das Ferienparadies für Sie und Ihren Hund», steht dort. Wer sich interessiert, erfährt, welche Wanderung für Hund und Besitzer ideal ist. Und es werden Hotels für Gäste mit Hund vorgestellt.

Zum Beispiel das Hotel «Gravas» in Vella. Die Besitzer Bea und Fabio und Di Blasi sind Vorreiter in Sachen Hundehotel. Das Haus hat insgesamt 15 Zimmer. «Davon werden zwölf an Gäste mit Hunden vermietet.» Das «Gravas» ist mittlerweile bei Hundefreunden in der ganzen Schweiz eine Institution. Dies unter anderem wegen des Trainingsplatzes für Hundekurse, aber auch wegen anderer Extras für Tier und Mensch.

Viel Idealismus

Spricht man Bea Di Blasi auf die «Nische mit Potenzial» an, widerspricht sie zwar nicht, hat aber ein paar Einwände: «Wer glaubt, er könne einfach ein Hundehotel eröffnen und habe damit Erfolg, täuscht sich.» Es sei aufwendig und auch nicht immer einfach. «Es gehört Herzblut dazu, und man muss Hunde wirklich gerne haben, sonst funktioniert es nicht.» Ohne einen gewissen Idealismus klappe die Geschäftsidee nicht.

In vielen Hotels, die sich als hundefreundlich bezeichneten, seien die Tiere eher geduldet als willkommen, sagt Di Blasi. «Das ist die momentane Mentalität.» Aber Hund und Besitzer hätten ein «Gschpüri» für solche Sachen. «Will man Gäste, die immer wieder kommen, muss man mehr bieten als nur ein Schild mit der Aufschrift ‘Hundehotel’.»

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Halt mal. Soweit ich mich erinnere, erwähnte Jenny mal kurz, dass es für ein Feuerwerkverbot keine rechtliche Handhabe gebe. Vom Dürresahelzonentigermückenklimabrandgefahrgrund mal abgesehen, meines Wissens. Sagte Jenny nicht auch, dass für den Bären die Böller ziemlich weit weg seien und "dieser Bär Lärm gewöhnt" sei? Tja, Leute, lobt den Tag nicht vor dem Abend, es gehört zum medizinischen Grundwissen (Basis-Einmaleins für Anfänger!), dass sich Lebewesen NICHT an Lärm gewöhnen können, im GEGENTEIL, durch erlittene Traumas steigt sogar das Leiden/Schaden bei Retraumatisierung! Im Beobachter stand mal ein erschütternder Fall, wo ein Opfer bis vor Bundesgericht musste, weil so eine (typisch schweizerisch minderheitenschützende?) Versicherung behauptete, Verletzungen würden ihm nichts mehr ausmachen, weil er bereits früher so viele und schwere erlitten habe sei er "abgehärtet".
Tja Leute, in welcher Welt leben wir eigentlich, frage ich mich - und Sie - vielleicht mehr als die Bären im Arosagehege.
https://www.srf.ch/sendungen/kassensturz-espresso/themen/versicherungen…
Zitat: "Eva Meier hat alles versucht, wieder gesund zu werden. Deshalb stört es sie besonders, wie die Versicherung mit ihr umgeht: «Es hat mich sehr geschmerzt, dass die Basler mich wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt hat und mit mir umgegangen ist, als wäre ich Abfall.»"
...
https://www.suedostschweiz.ch/ereignisse/2018-04-10/es-werden-immer-wen…
Wolfgang Reuss
11.04.2018 - 01:30 Uhr
"Toller" Schweizer Tourismus, wo offenbar Hunde im Gästebett schlafen:
https://www.serpiano.ch/de/
Goodnight Ladies! (and Gentlemen), da laust mich doch der Affe, da bringen mich keine zehn Pferde rein.

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