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«Partnerschaft ist ein Bollwerk gegen Feindseligkeiten»

Glarus Nord und Bad Säckingen feiern ihre 30-jährige Städtepartnerschaft in der baden-württembergischen Stadt, die mit Glarus so einiges gemeinsam hat: unter anderem den Fridolin.

Martin
Meier
25.06.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Grenzüberschreitende Freundschaft: In der WM-Arena von Bad Säckingen feiern die Glarner mit ihren deutschen Freunden die 30-jährige Städtepartnerschaft – unter anderem mit einem Auftritt der Stahlkäfer-Steelband.
Grenzüberschreitende Freundschaft: In der WM-Arena von Bad Säckingen feiern die Glarner mit ihren deutschen Freunden die 30-jährige Städtepartnerschaft – unter anderem mit einem Auftritt der Stahlkäfer-Steelband.
MARTIN MEIER

Der Empfang der Schweizer hätte majestätischer nicht sein können. Noch vor der deutschen Nationalelf laufen die Glarner in die WM-Arena ein – im Park Schloss Schönau, in dem das Schweden-Spiel später übertragen wird.

Der Einlauf der Glarner im Public-Viewing-Stadion hat einen anderen Grund: die 30-jährige Städtepartnerschaft zwischen Näfels und Bad Säckingen, neu: zwischen Glarus Nord und dem Eingangstor zum Schwarzwald.

«Partnerschaften als Vorhut der Annäherung»

Ein Hauch Karibik-Musik gibts zu Beginn der Feier am Rheinstrand, auch wenn die Schweizer und Deutschen Wände vor dem Kopf haben, während die Stahlkäfer das Lied «Lueget vo Berg und Tal» zum Besten geben. Die Huber-WM-Arena ist nämlich vollplakatiert mit Hinweisen auf kommende Veranstaltungen: Bald feiert die Zimmerei Denz «50 Jahre auf dem Holzweg», mit der «unglaublichen Live-Band, den Draufgängern». Gefeiert wird auch an der gross angekündigten Bier-Schaum-Party – mit den Gogo-Girls Bina und Ella.

An der Feier der Städtepartnerschaft geht es staatsmännisch weiter. Nebst der grossen Deutschland- weht eine viel kleinere Schweizerfahne. Dafür in mehrfacher Ausführung. Obendrauf grüsst der heilige Fridolin auf dem Glarner Kantonswappen, der für die Säckinger eine ähnlich grosse Bedeutung hat wie für die Glarner.

Vom Rednerpult aus betont der «Vize-Bürgermeister» von Glarus Nord die Bedeutung von Städtepartnerschaften: «Sie stehen im Zeichen der Solidarität und der Verbrüderung», sagt Bruno Gallati. Diese Ziele gehen auf die Nachkriegsjahre zurück. «Da bildeten die Partnerschaften die Vorhut der Annäherung. Sie galten als kleine Bollwerke gegen einen erneuten Ausbruch von Feindseligkeiten.»

Der Bürgermeister Bad Säckingens, Alexander Guhl, ergänzt: «Partnerschaften sind keine Auslaufmodelle, sondern wichtig für das friedliche Zusammenleben in Europa.» Die Partnerschaft zu Glarus Nord sei eine, die aus dem Herzen heraus komme. «Nicht nur, weil wir mit dem heiligen Fridolin eine gemeinsame Historie haben.» Staatsmännische Worte, die auch die deutsche Presse mitverfolgt. Vor Ort ist Michael Gottstein, Mitarbeiter des «Südkurier» und der «Badischen Zeitung». Der Reporter schwärmt von der Näfelser Fahrt, deren 600-Jahr-Feier Anlass gab, die Städtepartnerschaft zu gründen. Auch dank Fridolin «Osterhazy» Hauser, dem damaligen Näfelser Gemeindepräsidenten. Ihm ist im Schlosspark Bad Säckingen ein Baum gewidmet, so wie dem einstigen Bürgermeister von Bad Säckingen als Mitbegründer der Städtepartnerschaft, Günther Nufer, von Glarus Nord auch eine grosse Ehre erteilt worden ist; diejenige eines Ehrenbürgers. «Zudem ist Nufer auch Kulturpreisträger», ergänzt Georges Müller, der den Preis selber auch schon erhalten hat.

«Ich kann auch ‘dytsch und dittlig Baseldytsch’»

Man kennt und schätzt einander. CDU-Mann Nufer spricht gar Schweizerdeutsch: «Die Nufers waren Schweizer, Valser. Was wollen Sie hören? Ich kann auch ‘dytsch und dittlig Baseldytsch’.» Reporter Gottstein schwärmt derweil weiter von der Näfelser Fahrt und Glarus, der Kleinstadt, die so schachbrettförmig angeordnet ist. Wie er richtig weiss: «Wegen des Stadtbrands.» Zu den «Pauken» der Stahlkäfer erklingt aus dem Schlosspark noch ein Blasinstrument, das an den Aufenthalt des Dichters Joseph Victor von Scheffel in Bad Säckingen erinnert. Und an dessen Versepos «Der Trompeter von Säckingen».

Bürgermeister Guhl denkt bereits ans nächste Treffen: Ans WM-Spiel Schweiz – Deutschland, «das wir uns dann hier in Bad Säckingen zusammen ansehen. Vorausgesetzt, wir gewinnen heute Abend.»

Während die Glarner dem Abendglühn entgegenfahren, stimmen die Deutschen in ihre Hymne ein: «Blüh’ im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland!» Und Guhls Traum rückt mit dem 2:1 der Deutschen in letzter Sekunde näher.

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