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Wanderweg von Betlis nach Quinten erhält ein Dach

Nach dem jüngsten Felssturz muss der Wanderweg oberhalb des Walensees mit einer Galerie geschützt werden. Die Gemeinde Amden hofft, dass sie ihn noch diesen Sommer wieder freigeben kann.

Südostschweiz
23.06.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Spur der Zerstörung: Auf 1300 Metern über Meer brach am Walensee ein Felspaket ab und riss den darunterliegenden Wald mit.
Spur der Zerstörung: Auf 1300 Metern über Meer brach am Walensee ein Felspaket ab und riss den darunterliegenden Wald mit.
PRESSEBILD

von Christoph Leiber

Der Felssturz, der sich in der Nacht auf Pfingstsamstag über dem Walensee zwischen Betlis und Quinten ereignete, war heftiger als zunächst angenommen. Wie geologische Abklärungen gezeigt haben, brach um 0.28 Uhr auf 1300 Metern über Meer ein 30 Meter breites, 30 Meter hohes und 5 Meter dickes Gesteinspaket von einer Felswand ab.

Die Gesteinslawine riss den darunterliegenden Wald mit und donnerte in einer Runse über den Wanderweg hinaus talwärts – bis in den ehemaligen Steinbruch Schnür unten am See auf 450 Metern Höhe. Nach 13 Sekunden war alles vorbei, wie Erschütterungsaufzeichnungen der Erdbebenmessstation Mels belegen. Die Gemeinde Amden, auf deren Gebiet sich der Felssturz ereignete, sperrte den verschütteten Weg umgehend.

Murgänge drohen

Einen Monat danach kann der beigezogene Geologe David Imper zumindest teilweise Entwarnung geben. «Die Situation in der Felswand selber ist ruhig», sagt er. Jedoch liege noch einer grosser Teil des abgebrochenen Materials in der Runse oberhalb des Wanderwegs. «Bei starkem Regen drohen Murgänge, die den Weg jederzeit wieder verschütten können, wenn die Gemeinde ihn jetzt freiräumt», erklärt Imper.

Dies sei keine zumutbare Situation, sagt Amdens Gemeindepräsident Markus Vogt: «Weil der Weg die einzige Verbindung zwischen Betlis und Quinten ist und zudem viele Touristen anzieht, mussten wir uns etwas einfallen lassen.» Die Lösung: Ab nächster Woche wird auf dem 25 Meter langen Abschnitt, der durch die Runse führt, eine Schutzgalerie aus Stahl errichtet.

Damit das Dach der Galerie dieselbe Neigung hat wie der Hang und so den Murgängen keinen Widerstand bietet, wird der Weg teilweise in den Fels eingegraben. Vogt rechnet mit Kosten zwischen 100 000 und 150 000 Franken, welche die Gemeinden Amden und Quarten, der Kanton und der Verein St. Galler Wanderwege unter sich aufteilen.

von Christoph Leiber

Wie die Gemeinde Amden gestern bekannt gab, bleibt der Weg während der Bauarbeiten gesperrt. Warntafeln in Betlis und Quinten sowie auf den Walenseeschiffen weisen darauf hin. Die Behörden hoffen, dass die Schutzgalerie bis Anfang August steht und der Weg ab dann wieder begehbar ist. Dies hänge allerdings vom Wetter ab, sagt Gemeindepräsident Vogt: «Bei Regenwetter kann nicht gearbeitet werden, weil die Gefahr von Murgängen zu gross ist.»

Gäste bleiben aus

In Tourismuskreisen ist die Erleichterung gross, dass ein Ende der Sperrung in Sicht ist. «Von dem Wanderweg hängen mehrere Existenzen ab», sagt der Ammler Gemeinderat Walter Zahner, der das Restaurant «Burg-Strahlegg» in Betlis führt.

Zahner und auch seine Kollegin Henriette Möller vom Restaurant «Schifflände» in Quinten berichten, dass seit dem Felssturz 10 bis 20 Prozent weniger Gäste einkehrten als in dieser Jahreszeit üblich. Beide hoffen, dass der Weg bis zur Hauptwandersaison am See im Spätsommer und Herbst wieder offen ist.

Noch stärker als die Restaurants trifft die Sperrung die Walensee-Schifffahrt. Auf den Strecken Weesen–Quinten und Betlis–Quinten seien die Frequenzen um 80 Prozent eingebrochen, sagt Betriebsleiter Markus Scherrer.

Ausgeschlossen werden kann die Gefahr, dass die drohenden Murgänge tsunamiartige Wellen auf dem See verursachen. Wie Geologe Imper betont, bietet der Steinbruch am Ufer genügend Platz, um die bis zu 10 000 Tonnen Geröll aufzufangen, die noch in der Runse liegen.

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