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«Der rote Vorhang war riesig»

Für Barbara Schlumpf, die bekannte Uzner Theaterregisseurin, ist die Arbeit mit ihren Schauspielern immer auch emotionell bereichernd. Dass sie nach der letzten Vorstellung von «Der Zauberer von Oz», ihrer jüngsten Produktion, von den Darstellern ein einmaliges Schmuckstück erhielt, bedeutet Schlumpf viel. Im Interview erzählt sie mehr darüber.

Jérôme
Stern
23.06.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Regisseurin Barbara Schlumpf erinnert sich beim Betrachten des Modells ihrer Freilichtbühne an viele schöne Emotionen.
Regisseurin Barbara Schlumpf erinnert sich beim Betrachten des Modells ihrer Freilichtbühne an viele schöne Emotionen.
JÊROME STERN

Barbara Schlumpf, Ihr Schmuckstück ist ein kunstvolles Modell. Was steckt dahinter?

Barbara Schlumpf – Es ist die Miniatur-Manege des Freilichtspiels «Der Zauberer von Oz». Die Schauspieler haben sie mir nach der Dernière überreicht. In dieser Mini-Manege liegt von jedem Spieler ein Geschenk mit dankbaren Briefchen. Zudem erkennt man viele Details, welche im Stück eine wichtige Rolle gespielt haben.

Ein wichtiges Detail ist auch der rote Vorhang ...

Ja, den kleinen Vorhang haben die Darsteller aus dem Originalvorhang geschneidert. Der war riesig: 36 Meter lang und acht Meter hoch – eine enorme Fläche. Im Stück gab es eine Szene, da wurde aus einem Drittel des Vorhangs ein Mohnfeld. Indem während der Aufführung ein Mechanismus in der Vorhangstange betätigt wurde, fiel dieser Teil herunter. Dadurch wurden alle Spieler zugedeckt. Aus diesem «Mohnfeld» mussten sie sich dann befreien.

Haben die Darsteller auch den Mechanismus originalgetreu nachgebaut?

Ja. Auch beim Geschenk-Modell kann man ziehen, und schon fällt ein Teil des Vorhangs runter.

Den Laiendarstellern ging die Theaterarbeit offensichtlich nahe ...

Ja, es ging uns allen sehr nahe. Aber ich bezeichne meine Darsteller nicht als Laien, sonder als Amateure. Sie lieben die Theaterarbeit, widmen ihr ganz viel Zeit.

Stichwort Zeit: Wie viele Proben braucht es bis zur Premiere?

Bis zur Uraufführung braucht es 60 bis 90 Gesamtproben. Wir proben an mehreren Wochentagen von 19 bis 23 Uhr.

Bringen Amateure eine unverbrauchte Leidenschaft mit, die Profischauspieler nicht haben?

Ich will das nicht werten. Amateurdarsteller haben tagsüber einen anderen Beruf und bringen die Erfahrungen und Energie eines Tages mit in die Proben. Dort legen sie sich ihre Rolle wie eine zweite Haut an. Ihre Figur wächst mit ihnen. Die bleibt auch nach der letzten Vorstellung noch haften.

Ist es nicht hart, diesen riesigen Aufwand bloss für ein paar wenige Aufführungen auf sich zu nehmen?

Wir hatten zwölf Aufführungen. Das ist nicht wenig. Aber auch der ganze Probenprozess ist eine ganz wichtige Zeit. Dass wir das Stück schliesslich aufführen, bedeutet, dass das es anfängt zu leben – zusammen mit den Zuschauern. Denn das Publikum gibt seinen Beitrag dazu.

Freilichttheater bedeutet auch, bei praktisch jedem Wetter zu spielen ...

Ja, beim Freilichttheater muss man sich diesen Gegebenheiten stellen. Darsteller müssen innerlich stark sein, um alle Wetterlagen zu meistern und in ihrer Rolle zu bleiben. In der Aufführung muss alles auf die Sekunde wiederholbar sein. Es liegt in der Natur des Theater, dass es ein Ende hat und nur die Erinnerungen bleiben. Es bleibt ein Rauch nach einem grossen Feuer.

Regisseurin mit Haut und Haar
Barbara Schlumpf wurde 1961 geboren. In Zürich studierte sie Germanistik, Film und Theaterwissenschaft und ging anschliessend an die Theaterschule von Clown Dimitri. Auch beim Schweizer Radio DRS bildete sie sich weiter. Zwischen 1989 und 2003 wirkte Schlumpf als Regisseurin der Einsiedler Theatergruppe Chärnehus. Bei der Commedia Adebar Uznach ist sie seit 1991 als Regisseurin tätig. Barbara Schlumpf wohnt mit ihrem Lebenspartner in Uznach.

 

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