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Santo: «Die Leute müssen wissen, dass Mikroplastik im Rhein nicht okay ist»

Die Stadt Chur soll bald einen Zero-Waste-Laden erhalten. Das zumindest, ist das Ziel von Natacha Espirito Santo, Nicole Derungs und Andrina Caprez, die für ihr Projekt «oba aba» gerade nach Investoren suchen. Im Interview mit Radio Südostschweiz erklärt Natacha Espirito Santo was genau dahinter steckt.

Südostschweiz
29.05.18 - 17:24 Uhr
Leben & Freizeit

Das Churer Zero-Waste-Projekt «oba aba» nimmt weiter Formen an. Aktuell suchen die drei Gründerinnen Natacha Espirito Santo, Nicole Derungs und Andrina Caprez auf der Crowdfunfing-Plattform «Wemakeit» nach Investoren.

Im Interview mit Radio Südostschweiz erklärt Gründerin Natacha Espirito Santo, was es mit dem Laden auf sich hat und welche Ziele sie damit verfolgt.

Natacha, du möchtest die «Zero-Waste-Bewegung» nach Chur bringen. Warum?

Natacha Espirito Santo: Ich denke, es ist wichtig überall, insbesondere in den Städten, einen solchen Laden zu haben. Damit möchte man auch die Gesellschaft für die Abfall-Problematik sensibilisieren.

Was denkst du, springen die Churer auf diesen Trend auf?

Das ist schwer zu sagen. Bisher hatte ich zwei Anlässe zum Thema in Chur durchgeführt und die waren gut besucht - besser sogar, als ich gedacht habe. Das ist denke ich schon mal ein Zeichen. Ausserdem haben wir heute unser Crowdfunding gestartet und daraus lässt sich wie auch über Facebook ableiten, dass sich die Leute schon dafür interessieren.

Du sagtest, Ihr hattet bereits ein paar Anlässe durchgeführt und das Crowdfunding gestartet. Wie aber möchtet Ihr dieses Projekt umsetzen und die Leute für das Thema sensibilisieren?

Genau. Der Laden soll den Kunden die Lebensmittel zeigen. Dabei haben sie auch ein Einkaufserlebnis der besonderen Art. Ausserdem wissen wir über die Produkte genau bescheid und können diese den Kunden näher bringen. Des Weiteren möchten wir den Laden aber auch dazu nutzen, um eine Plattform für Anlässe zum Thema anzubieten. Dies können Anlässe wie Vorträge oder auch Filme sein. Ich stell mir das sehr kreativ und auch flexibel vor. So könnte mit einfachen Mitteln aufgezeigt werden, wie man Dinge, die den Umweltschutz betreffen, angehen könnte.

Wie gross ist die Abfall-Problematik in der Schweiz?

In den vergangenen Monaten war das Thema in den Medien recht präsent. So wurde beispielsweise auch gezeigt, dass rund 700 Kilogramm Abfall pro Jahr und Person anfallen. Damit sind wir nicht wirklich konfrontiert, da wir unseren Abfall einfach in den Mülleimer stecken und danach entsorgen. Daher sehen wir diese Mengen gar nicht wirklich. Schaut man sich die Weltrangliste aber an, dann sind wir auf Platz vier oder drei sogar. Also Abfall produzieren wir enorm viel und ein Teil davon landet leider auch in der Natur.

Ihr macht etwas, das für alle etwas Gutes mit sich bringt. Ihr zeigt wie man weniger Abfall produzieren kann. Was kann aber jeder einzelne dazu beitragen, denn wer in den Coop oder in die Migros einkaufen geht, hat danach Abfall?

Genau. Wie du siehst bin ich zu unserem Interview mit dem Fahrrad gekommen und meine Aluwasserflasche habe ich auch dabei. Das sind eigentlich die einfachsten Mittel, wie zum Beispiel eine Alutrinkflasche zu verwenden oder einen Stoffsack für die Einkäufe zu nutzen. So wird nicht jedes Mal ein Plastiksack gebraucht und auch die eine oder andere Papiertüte kann so vermieden werden. Das sind also die ersten «Baby-Schritte», um mehr Bewusstsein in das Einkaufsverhalten miteinzubringen. Danach geht es aber auch darum Entscheidungen zu treffen wie «Was brauche ich überhaupt?» und letztlich vereinfacht man sich dadurch auch einfach, habe ich das Gefühl.

Ihr möchtet in Eurem Laden auch Produkte verkaufen, die man mit der eigenen Tupperware abholt. Warum ist das gerade in grossen Supermärkten nicht möglich?

Das ist eine gute Frage. Die grossen Supermärkte wie Coop oder Migros werden früher oder später auch auf diesen Zug aufspringen. Coop zeigt dies bereits heute ein wenig. Daher denke ich, wäre es schon machbar im grossen Stil aber die Umstellung ist natürlich immens. Wir werden voraussichtlich ein Sortiment von rund 300 bis 500 Produkten haben, ein Coop oder eine Migros aber haben rund hundertmal mehr. Da hat man eine Auswahl von zwanzig verschiedenen Reissorten, die wir halt nicht haben werden.

Wie sieht das bezüglich der Vorschriften aus? Darf da jeder mit seiner eigenen Box vorbei kommen und diese auffüllen?

Im Gesetzt steht, dass der Offenverkauf durchaus erlaubt ist. Auch in anderen Supermärkten kaufen wir schliesslich Gemüse und Früchte offen ein. Man muss einfach einen sauberen Laden haben, das gilt aber für jeden Laden. Diesen Hygienestandard nehmen wir selbstverständlich auch ernst.

Wann kann mit dem Laden gerechnet werden?

Mit dem Laden kann, sofern alles gut geht, im Herbst gerechnet werden. Hoffentlich. Aktuell haben wir gerade unser Crowdfunding gestartet, das nun einen Monat lang laufen wird. Wenn wir Ende Juni die gewünschte Summe erreicht haben, dann ist alles gut und wenn nicht, dann müssen wir uns überlegen, ob wir mit unserer Idee noch zu früh sind.

Wie seiht es betreffend dem Standort aus? Ein Platz im «Haus zum Arcas» hat ja soviel ich weiss nicht geklappt.

Nein, das hat leider nicht geklappt. Da haben ein paar andere gewonnen. Das ist aber in einem Wettbewerb auch in Ordnung. Zwei Liegenschaften haben wir bereits besichtigt, die auch sehr spannend wären. Einen Mietvertrag haben wir aber noch nicht unterschrieben, da wir natürlich keinen Gewerberaum mieten möchten, bevor wir uns sicher sein können, dass wir das ganze auch finanziell stemmen können. Sobald wir aber sehen, dass es finanziell gut ausschaut, möchten wir schon einen Mietvertrag unterzeichnen.

Warum bist du vom Projekt und der Thematik so überzeugt?

Ich glaube, die Leute unterschätzen ein wenig, wie viele Ressourcen wir verbrauchen - beispielsweise für Plastikverpackungen. Natürlich produzieren wir auch noch andere schädliche Stoffe, die für die Umwelt nicht gerade gut sind. Ich habe Biologie studiert und das Phänomen der Natur fasziniert mich extrem. Deshalb finde ich das auch einfach schützenswert und es motiviert mich, das den Leuten näher zubringen und zu zeigen, dass es halt nicht okay ist, wenn Mikroplastik im Rhein schwimmt.

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