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Ausgequalmt auf den Schulhöfen

Über 2000 Schweizer Schulklassen nahmen im laufenden Schuljahr am Projekt «Experiment Nichtrauchen» des Gesundheitsdepartements teil. Auch im Linthgebiet ist der Tabakkonsum an Oberstufenschulen ein Thema. Aus allen Gemeinden der Region liessen sich Klassen deshalb auf das Projekt ein – mit einer Ausnahme.

Südostschweiz
23.05.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Workshop der Lungenliga St. Gallen-Appenzel
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Beim Projekt «Experiment Nichtrauchen» des Bundesamts für Gesundheit verpflichten sich Schulklassen der 6. Primar- sowie der Oberstufe während sechs Monaten keinen Tabak zu konsumieren. «Die meisten Raucher beginnen bereits als Minderjährige mit dem Tabakkonsum. Nicht zuletzt haben sie wegen dieser frühen Gewöhnung grosse Mühe, wieder damit aufzuhören», schreibt dazu das Gesundheitsdepartement.

Insgesamt haben im laufenden Schuljahr 2376 Schulklassen aus der gesamten Schweiz beim «Experiment Nichtrauchen» teilgenommen. 70 Prozent davon haben den Wettbewerb erfolgreich abgeschlossen und sich damit für die Verlosung von 100 Reisegutscheinen der SBB qualifiziert.

Tabak liegt vermehrt im Trend

Im Linthgebiet liessen sich 19 Klassen auf das «Experiment Nichtrauchen» ein, sechs davon aus Uznach. «Tabak liegt bei den Jugendlichen wieder vermehrt im Trend», sagt der Uzner Schulleiter Urs Kuhn. «Die Jugendarbeit wies die Lehrpersonen der Oberstufe deshalb auf das Projekt hin.» Wie Kuhn erklärt, wird das Thema in Uznach grundsätzlich in der ersten und zweiten Oberstufe im Fach Ethik, Religionen, Gemeinschaft (ERG) behandelt. «Dabei sprechen sich alle Klassenlehrer ab und bereiten gemeinsam die Inhalte vor.»

Ob die Jugendlichen während des Projekts tatsächlich keinen Tabak konsumierten, sei in Uznach jedoch nicht überprüft worden. «Das Projekt basiert auf gegenseitigem Vertrauen und Ehrlichkeit. Die Schüler waren aufgefordert, die Lehrpersonen zu informieren, wenn sie beispielsweise Zigaretten geraucht haben», erklärt Kuhn. Weder in Uznach noch sonst in der Region hat eine Schulklasse bei der Verlosung einen Preis gewonnen.

Kein Problem in Primar

Die einzige Schulgemeinde im Linthgebiet, die nicht am Projekt teilgenommen hat, ist Benken. Das sei eine bewusste Entscheidung gewesen, sagt Patricia Wasser, pädagogische Leiterin der Primarschule. «Obschon am Projekt auch Schüler der 6. Primarklasse teilnehmen dürfen, ist Tabakkonsum doch eher ein Thema bei Oberstufenschülern», erklärt sie.

In Benken konzentriert man sich auf andere Präventionsprojekte. «Dabei geht es um Mobbing, Freundschaften oder Bewegungsförderung», erklärt Wasser. «Wir evaluieren halbjährlich, welche Themen in den Klassen aktuell sind und richten die präventive Arbeit danach aus.» Da Tabak in der Primarschule kein Thema sei, sehe Wasser die Nicht-Teilnahme am Wettbewerb eher positiv.

Marketingstrategien erkennen

Auch wenn in der Primarschule Benken Tabakkonsum kein Problem darstellt, sind Kinder genauso wie Jugendliche äusserst empfänglich für Tabakwerbung, wie das Gesundheitsdepartement schreibt. «Eine kürzlich erschienene Studie aus den USA zeigt, dass sich die Hälfte der zwölf bis 17-Jährigen spontan an mindestens eine Tabakwerbung erinnern kann.» Diese Gruppe habe später deutlich häufiger zur Zigarette gegriffen als jene, denen keine Reklame eingefallen sei.

Neben dem Verzicht auf Tabak fordert das «Experiment Nichtrauchen» die Schulklassen auch auf, sich mit den Mechanismen der Werbung vertraut zu machen. Dazu sollen Strategien erarbeitet werden, um Manipulationen zu erkennen. Dies ist ganz im Sinne der kürzlich lancierten, nationalen Initiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung», deren Ziel es ist Kinder und Jugendliche vor den Marketingstrategien der Tabakkonzerne zu schützen.

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