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Wirtepaar hört nach über 30 Jahren auf

Die Wirtsleute Judith und Paul Näf haben ihren Gasthof «zum Schweizerhaus» in Ricken verkauft. Damit geht eine Ära in der Gastroszene der Region zu Ende. Die neuen Besitzer sind im Linthgebiet keine Unbekannten.

Südostschweiz
19.04.18 - 05:26 Uhr
Leben & Freizeit
Stolze Zahl: Paul und Judith Näf stossen auf 33 Jahre als Wirtsleute an.Bild Markus Timo Rüegg
Paul und Judith Näf stossen auf die stolze Zahl von 33 Jahren als Wirtsleuten an.

In seinem weissen Kochhemd kommt Paul Näf durch die Schwingtür aus der Küche des Gasthofs «zum Schweizerhaus» in Ricken. Obschon der Nachmittag bereits angebrochen ist, herrscht im Restaurant noch reger Betrieb. «Wir können uns nicht wegen zu wenig Arbeit beklagen», sagt Näf und lacht. «All unsere Gäste möchten noch ein letztes Mal vorbeikommen.»

Seit 33 Jahren führt der 57-Jährige gemeinsam mit seiner Frau Judith den Gasthof. Ihre Tage als Wirtepaar sind jedoch gezählt. «Am kommenden Samstag machen wir eine Abschiedsfeier im Restaurant. Danach ist Schluss.»

Ein Abschied mit Wehmut

Zwar hätten sie bereits länger mit dem Gedanken gespielt, ihr Restaurant zu verkaufen. «Doch dass es gleich so schnell geht, damit haben wir nicht gerechnet», sagt Näf. Das Gefühl, nun die letzten Tage hinter dem Herd zu stehen, sei speziell. «Ich bin zwiegespalten. Der Kopf sieht die wirtschaftliche Seite und weiss, dass es die richtige Entscheidung war. Das Herz ist wehmütig.»

In den vergangenen 33 Jahren erlebte das Ehepaar in Ricken viel. «Wir mussten uns natürlich erst etwas einspielen», sagt Näf und lacht. «Doch nachdem wir geregelt hatten, dass mein Reich die Küche ist und sie im Restaurant das Sagen hat, lief es gut.»

Neben ihrer Arbeit haben die Wirte drei Kinder grossgezogen. Doch von ihnen wollte keines den Betrieb übernehmen. «Alle drei haben einen anderen Beruf gelernt. Daher war es für sie kein Thema», sagt Näf.

Ein Grund dafür könne sein, dass sie die Kinder immer aus dem Betrieb herausgehalten hätten. «Vielleicht hätten wir sie mehr einbinden müssen», sagt er etwas nachdenklich.

«Doch ich bedaure nicht, dass sie den Betrieb nicht weiterführen möchten. Der Beruf fordert sehr viel harte Arbeit und Ausdauer. Auch ich bin nach all den Jahren etwas müde davon.»

Mit-Besitzer kommt aus Benken

Deshalb stimme für Näf nun der Zeitpunkt des Verkaufs, nachdem das Restaurant 85 Jahre in Familienbesitz war. Wie viel er für das Grundstück mit dem Gasthof, einer kleinen Scheune und dem grossen Parkplatz erhalten hat, möchte der 57-Jährige nicht verraten. «Es war aber ein angemessener Preis», sagt er. «Sonst hätten wir nicht verkauft.» Das Ehepaar Näf ist bereits aus dem Gasthof ausgezogen und wohnt zurzeit in Rapperswil-Jona. Für Paul Näf geht es im Mai mit einer neuen Arbeitsstelle weiter. «Ich werde künftig in der Küche einer Klinik in Walenstadt arbeiten», sagt er. «Dort habe ich geregelte Arbeitszeiten, und es ist das erste Mal, dass ich fünf Wochen Ferien pro Jahr habe.»

Die künftigen Pläne für den Gasthof «zum Schweizerhaus» kennt Näf nicht. «Er wird aber sicherlich ein Restaurant bleiben. Einer der neuen Besitzer ist bereits Wirt in Benken.»

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