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Zivildienst sorgt bei Offizieren für Ärger

Die Offiziersgesellschaft des Kantons St. Gallen hielt ihre jährliche Mitgliederversammlung im Schloss Rapperswil ab. Im Mittelpunkt der Referate stand der Zivildienst. Die Armee verliere deswegen immer mehr Soldaten.

Jérôme
Stern
15.03.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Für eine wehrhafte Schweiz: Peter Göldi, Oberstleutnant Emil Winter und Martin Stöckling (v.l.) sind einer Meinung.
Für eine wehrhafte Schweiz: Peter Göldi, Oberstleutnant Emil Winter und Martin Stöckling (v.l.) sind einer Meinung.
Jérôme Stern JÉRÔME STERN

Eine stimmungsvollere Kulisse als der Rittersaal im Schloss Rapperswil war für den Anlass kaum vorstellbar: Hier bat die Offiziersgesellschaft des Kantons St. Gallen (KOG SG) gestern zur Mitgliederversammlung. Und diesem Ruf folgten auch einige hochrangige Politiker wie etwa Regierungspräsident Fredy Fässler, Kantonsratpräsident Ivan Louis sowie Stadtpräsident Martin Stöckling. Auch Kantonsrat Peter Göldi war unter den Gästen.

So freute sich der Präsident der KOG, Oberstleutnant Kurt Stocker, über die prominenten Gäste, musste den Zuhörern aber zugleich mitteilen, dass nicht wenige der angemeldeten Teilnehmer noch im Stau vor der Stadt steckten.

Jahresbericht mit Fahnenmarsch

Bevor Stocker zu den Traktanden des Abends kam, spielte die Polizeimusik vor den strammstehenden Teilnehmern den Fahnenmarsch.

Ihn erfülle es mit grossem Stolz, dass die Jahresversammlung in Rapperswil-Jona stattfinde, begrüsste Stöckling die rund 90 Teilnehmer. «Umso mehr, als ich früher selber im Vorstand der Offiziersgesellschaft tätig war.» Im Schloss Rapperswil sei nicht die helvetische Unabhängigkeit erkämpft worden, dafür spiele es im Kampf der polnischen Exilanten für ein freies Polen eine wichtige Rolle, meinte Stöckling. «Von hier aus organisierten sie ihren Freiheitskampf. Und die Freiheitsstatue draussen vor dem Schloss erinnert seit 150 Jahren daran, wie wertvoll die Freiheit ist.»

Darauf kam Stocker zu den anstehenden Traktanden. Wobei sowohl der Jahresbericht wie auch die Jahresrechnung ohne eine Gegenstimme angenommen wurden.

«Europa ist aufgewacht»

Er sei mitnichten einverstanden mit Donald Trumps Politik, versicherte Stocker. «Aber etwas Gutes hat der amerikanische Präsident bewirkt, als er die europäischen Länder aufforderte, mehr Selbstverantwortung punkto Verteidigung zu übernehmen.» Jetzt seien die Staaten erwacht und manche begännen, ihre Militärausgaben zu erhöhen. Klar im Fokus der gestrigen Referate stand aber die Weiterentwicklung der Schweizer Armee. Ebenso klar wurde, dass sich Stocker Sorgen wegen dem Zivildienst macht.

«2017 haben 18 000 Soldaten die Rekrutenschule absolviert, davon sind 6800 nach erfolgter Ausbildung zum Zivildienst abgewandert», so Stocker. Dies sei eine unakzeptable Schwächung des Militärs. Der Zivildienst mit seiner zu laschen Gewissensprüfung sei viel zu attraktiv geworden. «Ich habe nichts gegen den Zivildienst», versicherte Stocker, «aber dieser Trend ist besorgniserregend. Zumal die Zahl der Zivildienstler stetig zunimmt.»

Der Zivildienst am Pranger

In die gleiche Kerbe hieb auch der Hauptredner des Abends, Korpskommandant Daniel Baumgartner. Hier sei die Politik gefragt. «Wenn man einfach ankreuzen kann, ob man Militär- oder Zivildienst leisten wolle, dann ist diese Entwicklung verständlich», sagte Baumgartner. Gleichwohl müsse die Armee attraktiver werden und mehr Menschen mit Führungsqualitäten anziehen. «Wo sonst können Unternehmer lernen, aus jungen Menschen innert 18 Wochen fähige Soldaten zu machen?», fragte Baumgartner rhetorisch. Auch die geplante Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs sprach er an. «Wenn alles gut geht, werden wir ab 2024 neue Flugzeuge erhalten», so der Kommandant. «Denn eines ist klar: Für die Armee haben neue Jets höchste Priorität.»

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