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Die «Russenpeitsche» ist da

Im Glarnerland ist es in dieser Woche klirrend kalt. Bis zu minus 23 Grad. Die sibirische Kaltluft erhält dabei spürbare Unterstützung von der Bise.

Marco
Lüthi
27.02.18 - 05:59 Uhr
Leben & Freizeit
Brrr – die Bise lässt uns die sibirischen Temperaturen noch kälter wahrnehmen.
Brrr – die Bise lässt uns die sibirischen Temperaturen noch kälter wahrnehmen.
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Nun ist sie da, die «russische Kältepeitsche». So nennen Meteorologen die Kältewelle, die seit Sonntag die Schweiz heimsucht. Ein kräftiges Hochdruckgebiet über Skandinavien bringt eiskalte Luft aus Russland in die Schweiz und sorgt hierzulande für klirrende Kälte.

Auch das Glarnerland bleibt von den Minustemperaturen nicht verschont. Bis am Donnerstag klettert das Thermometer nie über –4 Grad, wie Eva Stehrenberger von Meteotest sagt. «Vor allem am Dienstag und Mittwoch dürfte es am Morgen richtig kalt sein.» Am Dienstag werden in Elm –18, in Linthal –14 und in Glarus –11 Grad erwartet.

Bise verstärkt «Kältepeitsche»

Wer in dieser Woche eine Skitour auf den Tödi plant, sollte sie besser verschieben. Auf dem höchsten Glarner Berg wird es so richtig bitterkalt: um die –23 Grad. Klirrende Kälte herrscht ebenfalls ennet dem Ortstock auf der Glattalp. «Dort dürfte die Temperatur wieder deutlich unter –20 Grad sinken», sagt Stehrenberger. Denn die Glattalp sei eines der «Kältelöcher» der Schweiz, so die Meteorologin weiter.

Begleitet wird die «russische Kältepeitsche» von einer Bise. Sie lässt die ansonsten schon tiefen Minustemperaturen um einiges kälter anfühlen. Dieser Temperaturunterschied wird als Windchill bezeichnet (siehe Infokasten).

Die Glarner müssen deswegen aber zusätzlich nicht viel mehr vor Kälte bibbern. «Das Glarnerland ist der Bise nicht so stark ausgesetzt», sagt Stehrenberger. Besonders extrem ist es hingegen im Flachland. Dort herrschen starke Windböen von bis zu 60 Kilometern pro Stunde, was –15 Grad zu gefühlten –28 Grad macht.

Mit Schlittschuhlaufen wird nichts

Dass die eisigen Temperaturen die Glarner Bergseen wie zuletzt im Dezember 2016 zufrieren lassen, ist laut Eva Stehrenberger eher unwahrscheinlich. «Der aktuelle Winter hat in der Region bisher nur wenige Tage mit einer Mitteltemperatur unter null Grad gebracht.» Und der Januar sei deutlich zu mild gewesen. «Die kurze Kältewelle kann das nicht wettmachen», so Stehrenberger. Ende Woche sollte die «Russenpeitsche» bereits überstanden sein. Bis dahin helfen Fäustlinge, Skimaske, Socke in der Tasche und Melkfett.

Was ist die gefühlte Temperatur oder der Chill-Faktor?
Nach dem bisher milden Winter verstärken jetzt heftige Winde und Trockenheit bei vielen Menschen die gefühlte Kälte. Sie frieren mehr, als die gemessene Temperatur vermuten lässt. Die gefühlte Temperatur kann im Winter in einer kalten und vor allem sehr windigen Umgebung um 15 Grad oder mehr unter der gemessenen Lufttemperatur liegen.
Wind und geringe Luftfeuchtigkeit entziehen dem Körper sehr viel Wärme. Das ist der Grund, warum wir uns in diesen Tagen wie in Sibirien fühlen. Je stärker der Wind ist, desto mehr Luft wird von der Haut abgetragen. Das wiederum verstärkt das Kältegefühl. Dabei ist es egal, wie warm man angezogen ist, weil die Wärme auch durch die Textilien verloren geht. Wenn es wie in diesen Tagen sehr trocken ist, nimmt die Luft mehr Feuchtigkeit von unserer Haut weg und kühlt sie so ab.
Die gefühlte Temperatur wird mithilfe des Klima-Michel-Modells berechnet. Es berechnet den Wärmehaushalt eines Modellmenschen. Bei diesem Modell werden Wind, Sonne und Feuchtigkeit berücksichtigt. (hap)

Marco Lüthi ist Redaktor und Produzent bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Mehr Infos

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