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«Es klingt wie beim Alpaufzug»

Als Angehöriger der päpstlichen Schweizergarde in Rom diente er unter drei Päpsten. Heute schultert Mounty statt einer Hellebarde lieber seine Trychle. Wenn der Uzner von den Umzügen mit seinem Schmuckstück erzählt, leuchten seine Augen.

Jérôme
Stern
25.02.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Mountys Schmuckstück kommt bei einigen Gelegenheiten zum Einsatz und sorgt für strahlende Gesichter.
Mountys Schmuckstück kommt bei einigen Gelegenheiten zum Einsatz und sorgt für strahlende Gesichter.
JEROME STERN

Mounty, was für eine Trychle ist Ihr Schmuckstück?

Das ist eine Rothenthurmer Müsler – sie stammt vom gleichnamigen Hersteller.

Was kostete Ihre Trychle?

Ich habe etwa 800 Franken bezahlt. Der nach meinen Wünschen bestickte Riemen kostete zusätzlich ein paar hundert Franken.

Was fasziniert Sie an der Trychle?

Es ist ein Brauch, der seit Generationen ausgeübt wird. Ob beim Chlauseinzug, an Silvester oder an Fasnacht – mit einer Trychle kann ich vielen Leuten eine Freude bereiten. Sicher, es ist nicht jedermanns Sache, in der Nähe zu stehen.

Gibt es verschiedene Arten?

Es gibt kleinere und grössere, und es gibt welche aus dünnem oder dickem Blech, je nachdem welcher Ton gewünscht ist. Und ihr Klang muss zu den anderen Trychle im Verein passen.

Ist Ihr Schmuckstück auf einen bestimmten Ton gestimmt?

Nein. Nicht der Ton, sondern die Klangfarbe ist entscheidend: In einem Verein braucht es hoch und tief klingende Trychle. Meine klingt mittel.

Wie kamen Sie überhaupt zu Ihrer Leidenschaft und der Trychle?

Als Kind bekamen wir von den Bauern für Silvester Glocken. Damit zogen wir frühmorgens durch die Strassen. Als ich erstmals an einem Eidgenössischen Scheller- und Trychlertreffen war, gings richtig los. Da schaust du zu, fasst eine Trychle und läufst den anderen nach. Irgendwann klingt das dann wie bei einem Alpaufzug.

Wann merkten Sie, dass das etwas für Sie ist?

1981 ging ich mit den Uzner Trychlern an Silvester nach Arosa. Wir zogen durch die Gassen und fanden: Da läuft ja gar nichts. Damals beschlossen wir, den Brauch unserer Kindheit aufleben zu lassen, und gingen am nächsten Silvester zu zwölft nach Arosa. Seit 35 Jahren reisen wir nun nach Arosa, um dort das neue Jahr einzuläuten. Einmal kam eine alte Wirtin, überreichte mir ein Kuvert und sagte: «Die Leute wollen euch Geld geben. Dafür müsst ihr eine Schale haben.» Mittlerweile sind viele alten Kollegen nicht mehr dabei, dafür sind neue dazugekommen.

Sind die Trychlerfründä Arosa ein offizieller Verein?

Nein, wir haben keine Statuten, bei uns kann mitmachen, wer will. Wichtig ist, dass er irgendwann ein Pärchen Trychle kauft, wobei sich nicht alle eignen. Es gibt eine Art Trychle namens Bisse, die klingen zu giftig. Eine einzige von denen reicht, um das Klangbild einer ganzen Trychlengruppe zu verzerren.

Wo treten die Trychlerfründä ausser in Arosa auf?

Wir sind an Hochzeiten und Geburtstagen. Auch gehen wir an den Genfer Stadtlauf und ans Weltcup-Rennen in Val Gardena. In Uznach machen wir nur beim Guggerumzug mit.

Gardist und Trychlerfründ

Mounty, mit richtigem Namen Willy Romer, wurde 1958 in Uznach geboren. Nach der Rekrutenschule ging er zur Schweizergarde nach Rom. Anschliessend arbeitete er in der Carmenna-Skihütte in Arosa. Mit 34 machte er eine Lehre bei der Post. Nach vier Jahren hatte er genug vom Beamtenwesen. Er arbeitete im Winter wieder in Arosa und im Sommer in Schmerikon. Mounty ist ledig, lebt in Unzach und hat keine Kinder.

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