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Zwischenstopp bei Kirchenkrach im Albulatal

Nun nimmt der Bischof den Zwist im Albulatal in die Hand. Er löst die Gemeinschaft «Quell des Lebens» auf. Und lässt seinen bischöflichen Offizial Joseph Bonnemain den Streit aus kirchenrechtlicher Sicht untersuchen. Im Tal ist der Unmut weiterhin gross.

24.02.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Im Albulatal ist der Unmut weiterhin gross.
Im Albulatal ist der Unmut weiterhin gross.
SYMBOLBILD PIXABAY

«Interessante Aufgaben an zentraler Stelle mit viel Verantwortung» erwarten den neuen Sekretär oder die Sekretärin der per 1. Januar 2017 fusionierten Katholischen Kirchgemeinde Albula, wie es in einem letzte Woche in den Lokalzeitungen publizierten Inserat heisst. Vielleicht müsste es eher «turbulent» statt «interessant» heissen: Dem aktuellen Sekretär wurde der Konflikt, der seit Ende November im Tal schwelt, scheinbar zu viel, und er hat nach einem Jahr bereits gekündigt.

In die Haare geraten war sich der Kirchenvorstand wegen der Schmittner Glaubensgemeinschaft «Quell des Lebens». Der Davoser Dekan Kurt Susak, der seit der Fusion der Kirchgemeinden im Albulatal gemeinsam mit Pfarrer Paul Schlienger für das Gebiet zuständig ist, hatte den Patres im November gekündigt. Dies zum Unmut vieler Eltern, die jene als Religionslehrer schätzten (Ausgaben vom 12. Dezember und 16. Januar). Nun hat sich der Bischof selber eingeschaltet. Er löste die Glaubensgemeinschaft, die er noch vor wenigen Jahren kirchenrechtlich anerkannt hatte, am 2. Februar auf. Zur Untersuchung und Entschärfung der Situation setzte er den Gerichtsvikar Joseph Bonnemain ein.

Harmonie bis Ende März

Der gespaltene Albulataler Kirchgemeindevorstand hatte sich in einer Sitzung Anfang Jahr gegen den Dekan Susak als Administrator ausgesprochen. Bischof Huonder Susak setzte diesen aber noch im Januar für eine weitere Amtszeit ein. Mit der Begründung, dass die Wahl der Administratoren nicht Sache der Kirchgemeinden sei. Nun muss Bonnemain herausfinden, wie in dieser Sache vorzugehen ist.

Auch wird er nun «Wege und Möglichkeiten suchen, um zu erreichen, dass sich das kirchliche Leben im Albulatal wieder harmonisch entfalten kann», wie Bonnemain zu verstehen gibt. Er plane, mit allen Beteiligten Gespräche zu führen und geeignete Vorschläge zu machen. «Ich hoffe sehr, bis Ende März zu einem positiven Ergebnis zu kommen», sagt Bonnemain weiter.

Sachen selber regeln

Ein wenig mehr Seelenfrieden könnte dem Albulatal auf jeden Fall gut tun. Eva Maissen, Mutter von zwei kleinen Kindern aus Alvaneu, spricht gar von einer «Hexenjagd» gegen den «Quell des Lebens». Dabei seien die Patres sehr zurückhaltend und hätten sich gut integriert. «Im Gegensatz zu Kurt Susak sind sie bei Messen mit Herz und Seele dabei. Dieser begrüsst die älteren Kirchgänger teilweise nicht einmal.» Sie habe für die Taufe ihrer zwei Kinder nun die Pater aus der Gemeinschaft angefragt.

Maissen spricht sich des Weitern für eine grössere Eigenständigkeit ihrer Kirche aus: «Ich war offen gestanden nie ein Fan der Fusion. Es ist nicht gut, dass wir unter der Obhut von Davos stehen. Wir sind hier einfach anders und würden unsere Sachen besser selber regeln.» Ähnlich denkt auch der 80-jährige Pius Gerber aus Alvaneu: «Wir sind imstande, selber zu bestimmen. Wir Gemeinden sollten nun zusammenhalten und weg von Davos gehen. Wir brauchen keinen aus Davos.»

Forderung nach Rücktritt

Auch im Vorstand brodelts. Vorstandsmitglied Sergio Bossi fordert den Rücktritt des Kirchgemeindepräsidenten. «Der Präsident und zwei weitere Vorstandsmitglieder trauern immer noch einer Zusammenarbeit mit dem ‘Quell des Lebens’ nach. Die Gemeinschaft gibt es rechtlich gesehen nicht mehr. Wenn man dies nicht akzeptieren will, muss man zurücktreten.» Denn nun gelte es, das Vakuum zu füllen, das die Priester der Gemeinschaft hinterlassen würden. «Wir müssen in nächster Zeit einen neuen Kaplan wählen», so Bossi.

Weder Dekan Kurt Susak noch Kirchgemeindepräsident Werner Wind konnten für eine Stellungnahme erreicht werden.

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